SCHULGUTACHTEN
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konzipiert hat. Dieses Gutachten Bucers für Ulm zeigt, wie Bucer
der entscheidende Initiator für die Neuordnung des Straßburger Schul-
wesens gewesen ist.
Mit der Abfassungszeit dieses Gutachtens ist zugleich ein Wendepunkt
im bisherigen Gang der schulischen Neuordnung Straßburgs bezeichnet:
Noch energischer und konzentrierter, vor allem noch erfolgreicher
sollen die Schuldinge in den kommenden Jahren vorangetrieben werden.
Die Errichtung eines Heimes für bedürftige Schüler im Jahre 1534, die
Einrichtung eines Pädagogiums im Jahre 1535 und schließlich die
Eröffnung des protest. Gymnasiums im Jahre 1538 krönen Bucers
Pläne und Gedanken zur Neuordnung des Straßburger Schulwesens in
der Reformationszeit 10.
[a] Nachdem alles Christennlich leben auß warrem glauben auff vnnsern fo 350 r
Herren Jhesum christum fleußt, Vnnd der selbig glaub nach gemeyiner
ordnung gottes also durch göttlichen gaist jnn denn herrtzen der erwöl-
ten gepflanntzet vnnd eingossen wurdt, das doch bey der Prödig dess
5 lauttern warren Ewanngelii sein Vnnd mit allen trewen getriben werden
müß, darumb dann Sannt Paullus zun Römern am V. sagt, der glaub
khompt auß dem gehörr [Ro. 10,17], so wirdt daz erst, so zu Christenn-
lich Reformacion von nötten sein, das vor allem versehen werde, das
jnn kirchen vnnd sonnst, da man sich Christennlichen lebenn zu lerren
10 oder dauon zu reden vndernembt, Es sey jnn den schullen, Clöstern,
Clausen, bey den kranncken oder annderswa, Nichtz annders dann das
Haillig euangelium vnnd lautter Christennliche lerr, wie vnns die jnn
göttlicher gschrifft, baid alt vnd New thestamänts fur geben ist, geprödi-
gett, gelertt vnd getriben werde. Dagegeben auch niemandt ettwaz zu
15 leren, zu reden oder furzunemen, nitt alain jnn offennlichen Prödigen,
sonnder auch jnn besunderen gesprech vnnd hanndlungen, do mit
freylich yemandt die ware Christennliche lerre zuuer*laiden* vnnd
dauon trutzlich abzutreiben *gepüren soll, dann wie wir nur ein gott
vnd Christum haben*, Also mag auch nur ainerley Euangelium vnnd
20 lerr sein, durch die wir jnn ainigen glauben Christo vnnd gott zu leben,
gelertt vnnd eingefurt werden.
[b] Als dann aber Gott vnnseren Gnedigen H. eben fill pfaren zu fer- f° 357 r
sehen zugestölett, jm sey lob, derhalb sy auch fill tauglicher vnnd jn
10. Vgl. Adam, S. 221 f., ebenfalls in der Gesamteinleitung oben, S. 392. Die Be-
deutung B.s für die schulische Entwicklung in Straßburg vom Jahre 1531 an und
sein Anteil daran durch Eingaben und Gutachten werden im nächsten Band der
deutschen Bucer-Ausgabe behandelt werden.
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konzipiert hat. Dieses Gutachten Bucers für Ulm zeigt, wie Bucer
der entscheidende Initiator für die Neuordnung des Straßburger Schul-
wesens gewesen ist.
Mit der Abfassungszeit dieses Gutachtens ist zugleich ein Wendepunkt
im bisherigen Gang der schulischen Neuordnung Straßburgs bezeichnet:
Noch energischer und konzentrierter, vor allem noch erfolgreicher
sollen die Schuldinge in den kommenden Jahren vorangetrieben werden.
Die Errichtung eines Heimes für bedürftige Schüler im Jahre 1534, die
Einrichtung eines Pädagogiums im Jahre 1535 und schließlich die
Eröffnung des protest. Gymnasiums im Jahre 1538 krönen Bucers
Pläne und Gedanken zur Neuordnung des Straßburger Schulwesens in
der Reformationszeit 10.
[a] Nachdem alles Christennlich leben auß warrem glauben auff vnnsern fo 350 r
Herren Jhesum christum fleußt, Vnnd der selbig glaub nach gemeyiner
ordnung gottes also durch göttlichen gaist jnn denn herrtzen der erwöl-
ten gepflanntzet vnnd eingossen wurdt, das doch bey der Prödig dess
5 lauttern warren Ewanngelii sein Vnnd mit allen trewen getriben werden
müß, darumb dann Sannt Paullus zun Römern am V. sagt, der glaub
khompt auß dem gehörr [Ro. 10,17], so wirdt daz erst, so zu Christenn-
lich Reformacion von nötten sein, das vor allem versehen werde, das
jnn kirchen vnnd sonnst, da man sich Christennlichen lebenn zu lerren
10 oder dauon zu reden vndernembt, Es sey jnn den schullen, Clöstern,
Clausen, bey den kranncken oder annderswa, Nichtz annders dann das
Haillig euangelium vnnd lautter Christennliche lerr, wie vnns die jnn
göttlicher gschrifft, baid alt vnd New thestamänts fur geben ist, geprödi-
gett, gelertt vnd getriben werde. Dagegeben auch niemandt ettwaz zu
15 leren, zu reden oder furzunemen, nitt alain jnn offennlichen Prödigen,
sonnder auch jnn besunderen gesprech vnnd hanndlungen, do mit
freylich yemandt die ware Christennliche lerre zuuer*laiden* vnnd
dauon trutzlich abzutreiben *gepüren soll, dann wie wir nur ein gott
vnd Christum haben*, Also mag auch nur ainerley Euangelium vnnd
20 lerr sein, durch die wir jnn ainigen glauben Christo vnnd gott zu leben,
gelertt vnnd eingefurt werden.
[b] Als dann aber Gott vnnseren Gnedigen H. eben fill pfaren zu fer- f° 357 r
sehen zugestölett, jm sey lob, derhalb sy auch fill tauglicher vnnd jn
10. Vgl. Adam, S. 221 f., ebenfalls in der Gesamteinleitung oben, S. 392. Die Be-
deutung B.s für die schulische Entwicklung in Straßburg vom Jahre 1531 an und
sein Anteil daran durch Eingaben und Gutachten werden im nächsten Band der
deutschen Bucer-Ausgabe behandelt werden.