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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0423
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

418

göttlichen sachen geschickter leut bedörffen, vnnd der herr aber nit
alemall mit wundern auß vischern seines wortss verstenndige Prödiger
machen will, wirtt große nott sein, daz vnsere E.H. nach satt gelertten
Erbarn recht *christlichen* mennern trachten, durch wöllche *die*
sprachen, anndere gutte vnnd kunst vnnd vor alem die göttliche ge- 5
schrifft teglich mit höchstem fleiß vnnd ernst gelessen, gelertt vnnd jn
stetter yebung getriben werden, damit man jmer leutt auffziehe, die nit
alain zu kirchendinern, sunder auch sonnst dem gemainen nutz 1 taugen-
lich vnnd gepurlich sein mögen, dan wa fil recht wissennder vnnd ver-
stenndige leutt seind, mag betruwg vnnd arger list, desto weniger statt 10
finde. Nichtz ist so gering, daz gott nach gemainer Ordnung yemanndt
onn fleißige leren vnd yebungen zu kinden oder gepruchen gebe, wie
sollte er dan die himelische weisshait vnnd kunst des seligen, ewigen
lebens also hingeben onn besonnder fleiß, ernst vnnd obligenn.
Thimotheus war von jugent auff jnn göttlichen gschrifften gelertt, noch 15
wölte der Haillig Paulus, das er dem lessen oblige etc. [2 Tim 3,13 ff.],
f° 357 v Die weill aber von nötten, daz man die recht geschickte | vnnd von

gott begabt leutt von jugenndt auff ziehe, wurt es gar bösserlich sein,
das man die teutschen Schüllen also anrichte, daß man baide, knäblin
vnnd mädlin neben dem schreiben vnnd lessen auch *ain* recht Christen- 20
lich leben lerre, auß wölchenn teutschen schülen man denn die geschick-
testen knaben jn die lateinisch Schule verordne 2, jn deren sy nit alain
latteinisch sprach, sonnder auch anfang der Griechischen solen gelertt
werden. Dabey müß man auch haben, wölche die Hebreisch vnd Chrie-
chisch sprachen, auch die rettorick vollkommen lerren vnnd yeben, 25
wölche zu hörren die verordnett werden sölen, so jn der gemainen
Latteinische schüle schonn ettwaz eryebett seindt.

14 Do mit aber bey rechter zeitt die geschickten jngenia auß denn teut-
schen schüllen jnn die Latteinisch Schüll vnnd aus derselbigen zu denn fur-
nemen lectionen verordnett vnnd auch do bey zu dienst gemainer 30
kirchen behalten vnnd auff gezogen werden, wirtt nott sein, daz man,
von denn gelerttern lessern vnd Prödigern verordne, die alle mall die
teutschen vnnd latteinischen schülen besüchen Vnnd was sy geschickts
finden, zu Höherem verordnen, auch wa sollich jungen so arm seind 3
das sy von denn jrenn bey der lere zebeharren nit vermögen, soliche 35
vnnseren G.H. an zaigen vnnd befelhen, domit die selbigen nach wegen
trachten, das solchs geschickte junger bey der lerr jnn Clöstern oder
anderswa auß der *Clöster* vnnderhaltung zu furderung gemains

1. Vgl. oben, S. 407, Anm. 14.

2. Zum Vorschlag zur Auswahl der begabten Schüler aus den Volksschulen in die
Lateinschulen vgl. die »Erleütherong« oben, S. 402, Z. 15 ff.

3. Zum Gedanken der Förderung der Schüler vgl. die »Erleütherong« oben,S. 402,

Z. 20 ff.
 
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