Metadaten

Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0459
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
454

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

die maß gemert vnd gesterckt worden ist. Jst nun solich messen nit
antichristisch, das ist widder Christum, So wissen wir nit, was widder-
christisch sey. Wir haben ouch kein ander messen alß gescholtten noch
ouch yemants anders boßwicht vnd weltbeschusser.

Zum dritzehenden, damit sie nichts vnderlassen zeclagen, das jnen 5
mißueldt, zeugen sie an: Sanct Aurelien grab 143 sig vffgeprochen vnd
das heilthumb daruß geworffen.

Es ist ein grab gewesen in der pfarkirchen zu Sant Aurelien yetzundt,
vor zitten zu konigshoffen genant 144. Darinnen (hat man Furgeben)
Sihe gelehen der eylff thusend Megdt eine, die am feber 145, als derselbig 10
huff sol zu Straßburg furgefaren 146 sin, gestorben sig, des alles hat man
kein anzeüg 147. Nittesteweniger, als man vor hundert jarn ein gehowenen
Sarck vff dasselbig grab gemacht, hat sich ein Walfart dohin erhept, das
die thorechten leuth von ferren dahin geloüffen sin, als ob got by denen
Beynen steck. Vnd haben wenig bedacht, das got an allen ortten erhort, 15
die jne durch den glouben anruffen. Dis grab ist ir got gewesen, da
haben sie grundt von gessen, nyder knuwet, messen da lassen lesen, ir
opffer dohin geben, das ein lutter heidnischer abergloub ist gewesen,
dan ye weder got noch heiligen in dem grab gesteckt sindt. Deßhalb
haben dieselbigen pfarkünder das grab hin gethon. Vnd als sy mancherley 20
gebein, die vngeuerlich etwa zusamen geraspelt 148 sind, darin gefunden,
der etlich so groß sindt, als Jm bein huß nit vil gefunden, Wie an schin-
beinen vnd an den kundtbarn glidern vermerckt wart, etlich aber kin-
disch vnd klein, haben sie die selbigen zu anderm gebein der christen,
vnder denen on zwyffel ouch vil heiliger sind, gelegt 149, damit niemant 25
vorursacht wurde, gnad vnd hilff mer an disem ort dan an allen ortten
jm glauben zubegern. Dan der vatter wil nit, das man jn hie oder dort,
jo. 4 sunder jm geist vnd der worheit anbette, Io. 4, [24]. Das rich gottes
kan by keinem grab sin. Cristus spricht: es ist in vch [Lk 17,21]. |

36 r Zum viertzehenden clagen sie, man hab Ampeln vnd Wihestein hin 30
gethon 150,Vnd clagen aber nit, dassie das sellig liecht das Euangelij vnd
das lebendig wasser gotlichs gloubens vnd gnaden vertuncklet, ver-
worffen vnd dem Armen leyen entzogen haben. Cristus sagt vns von

143. Vgl. Pfleger, S. 15 f.; 179.

144. Ein außerhalb der Stadtmauer gelegener Vorort von Straßburg.

145. Fieber.

146. Vorbeikommen.

147. Nachweis.

148. Zusammenscharren.

149. Vgl. A. Baum, S. 96.

150. Weihwassersteine entfernt.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften