MESSGUTACHTEN
503
alles fleyß vnd vermögens zu handthaben, würt euch zu ston, ob
solchem beschluß, dyweil er gantz nach dem willen gottes beschehen 25,
vor allem andern mit gröstem fleiß vnd ernst zu halten. Nun ist aber
leider an solchem bitzhär nit geringer mangel beschinnen, Große schand
5 vnd Ergernuß gädt teglich für durch die vppigen weiber 26, die jnn
allen gassen geduldet werden. Die pfaffen megd gön vnuerholen | zu 2 r
jren pfaffen. Zum theil wonen sy auch beyeinander. Der Eebruch vnd
jungfrowen schenden wurt auch liederlich vnd an vilen gar nit ge-
straffet. Nun, sollen wir das volck gottes sein 27, so solte überal kein
10 solche ergernuß, da durch gar vil des jungen vnd vnuerstendigen volcks
jnn vnd vß der Ehe zu vnwiderbringlicher 28 schand vnd schaden
bracht würdt, geduldet werden. Also wurt zum Spiel vnd zutrincken
vnd ander vnfuren 29 seer durch die finger gesehen; kein Sondag ist
nit, das nit ab Stuben 30, do doch mehr zucht sein solte, vnd würtz-
15 hußern 31 trunckene leuth gefürt werden, so andere leuth, auch frembde,
jnn oder von der predig gon; so triben offt vil mit schryen vnd ander
vngeperden vnd trunckenen wyßen solche vnfur, das es gantzer stat,
die sich des wort gotts annimpt, ein mergkliche schand vnd bed 32,
frembden vnd Heimschen, ein schwere Ergernüß ist. So gödt auch für-
20 kouff vnd andere finantzen 33 für, da mit der arm man wider alle - auch
Heidnische - erbarkeitt, zu großer schand vnd hindernüß des Ewangelij,
beschweret vnd vmb sein sauren schweiß bracht wurdt. Zu dem, so
werden so schwere lesterong wider das wort gottes vnd die jm begeren
zu glouben teglich gehört 33a, auch so greuliche lügen, ein über die ander,
25 vffbracht vnd von ansichtigen 34 leuthen den gesten fur gewisse worheit
zu gesagt, weith vnd breit vß geschriben, das es vnseglich ist vnd wol
ein wunder, das es nit lengest größeren vnrath bracht hat; Dann je
neben dem, das gott greulich verlestert wurt, so wurt je ein schwerer
vnglimpf vff euch, vnsere g.h., vnd ein gantze Stat da durch getrochen 35.
25. Geschehen.
26. Prostituierte.
27. Vgl. I Petr 2,9f.
28. Nicht gutzumachender.
29. Unarten, Mißstände.
30. Von den Zunftstuben.
31. Wirtshäusern.
32. Beiden (eingefügt).
33. Wucherischer Aufkauf und andere Wucherkniffe.
33 a. Vgl. auch ein Fragment eines eigenhändigen lateinischen Gutachtens B.s,
St. A. Zürich E II 446, f° 141: »Inde [d. h. wegen der Duldung der Messen] aud-
[i] antur illae voces a quibuscumque: si pater meus viueret et esset lutheranus, optarem
ipsum videre pendere ab arbore ... quae blasp [he] miae in caenam ritu Christi peractam
audiuntur: hastu auch eyn teutschen hergott fressen, des dyrs diser vnd jener gesege. «
34. Ansehnlichen, angesehenen.
35. Trechen (obd.) == bringen.
503
alles fleyß vnd vermögens zu handthaben, würt euch zu ston, ob
solchem beschluß, dyweil er gantz nach dem willen gottes beschehen 25,
vor allem andern mit gröstem fleiß vnd ernst zu halten. Nun ist aber
leider an solchem bitzhär nit geringer mangel beschinnen, Große schand
5 vnd Ergernuß gädt teglich für durch die vppigen weiber 26, die jnn
allen gassen geduldet werden. Die pfaffen megd gön vnuerholen | zu 2 r
jren pfaffen. Zum theil wonen sy auch beyeinander. Der Eebruch vnd
jungfrowen schenden wurt auch liederlich vnd an vilen gar nit ge-
straffet. Nun, sollen wir das volck gottes sein 27, so solte überal kein
10 solche ergernuß, da durch gar vil des jungen vnd vnuerstendigen volcks
jnn vnd vß der Ehe zu vnwiderbringlicher 28 schand vnd schaden
bracht würdt, geduldet werden. Also wurt zum Spiel vnd zutrincken
vnd ander vnfuren 29 seer durch die finger gesehen; kein Sondag ist
nit, das nit ab Stuben 30, do doch mehr zucht sein solte, vnd würtz-
15 hußern 31 trunckene leuth gefürt werden, so andere leuth, auch frembde,
jnn oder von der predig gon; so triben offt vil mit schryen vnd ander
vngeperden vnd trunckenen wyßen solche vnfur, das es gantzer stat,
die sich des wort gotts annimpt, ein mergkliche schand vnd bed 32,
frembden vnd Heimschen, ein schwere Ergernüß ist. So gödt auch für-
20 kouff vnd andere finantzen 33 für, da mit der arm man wider alle - auch
Heidnische - erbarkeitt, zu großer schand vnd hindernüß des Ewangelij,
beschweret vnd vmb sein sauren schweiß bracht wurdt. Zu dem, so
werden so schwere lesterong wider das wort gottes vnd die jm begeren
zu glouben teglich gehört 33a, auch so greuliche lügen, ein über die ander,
25 vffbracht vnd von ansichtigen 34 leuthen den gesten fur gewisse worheit
zu gesagt, weith vnd breit vß geschriben, das es vnseglich ist vnd wol
ein wunder, das es nit lengest größeren vnrath bracht hat; Dann je
neben dem, das gott greulich verlestert wurt, so wurt je ein schwerer
vnglimpf vff euch, vnsere g.h., vnd ein gantze Stat da durch getrochen 35.
25. Geschehen.
26. Prostituierte.
27. Vgl. I Petr 2,9f.
28. Nicht gutzumachender.
29. Unarten, Mißstände.
30. Von den Zunftstuben.
31. Wirtshäusern.
32. Beiden (eingefügt).
33. Wucherischer Aufkauf und andere Wucherkniffe.
33 a. Vgl. auch ein Fragment eines eigenhändigen lateinischen Gutachtens B.s,
St. A. Zürich E II 446, f° 141: »Inde [d. h. wegen der Duldung der Messen] aud-
[i] antur illae voces a quibuscumque: si pater meus viueret et esset lutheranus, optarem
ipsum videre pendere ab arbore ... quae blasp [he] miae in caenam ritu Christi peractam
audiuntur: hastu auch eyn teutschen hergott fressen, des dyrs diser vnd jener gesege. «
34. Ansehnlichen, angesehenen.
35. Trechen (obd.) == bringen.