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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0509
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504

SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Jetz haben wir geprediget: Das blut Christi sey nit nutz; jetz haben wir
die muter Christi vnd heiligen greulich geschmehet; jetz haben wir
gesagt: ein fraw, so jr man ein Monat von yr geweßen sie, möge sich
eins andern mißbruchen; jetz: man sol der Oberkeyth nit gehorsamen,
man soll kein gildt 36 noch zehenden geben, vnd der glichen on zal. Ist 5
nun vnser Ewangelion ein ketzerey vnd vnser wort solche lugen, warumb
tödt man dan vnß nit? jsts aber das wore Euangelion christi vnd die
gewisse leer gottes, die, so himel vnd erd zergen muß, ewigklichen
beston würdt 37, warumb leidt man dann solche schwere vnd offenbare
gottes lesterong? 10

Nun diße vnd vil andere feel seind, die jr von gott gesetzte Obern
sölten vnd mochten besseren. Habt auch da gegen heylsame Mandaten
loßen vßgon 38; wie aber darob gehalten wurdt, ligt am tag; vnd ob
man schon sagen wolte: Es würden solche mißhandlong 39nit für-
bracht: - freilich so man den zehenden teyl so geneigt were, sollich ding 15
zestroffen vnd abzustellen, alß nur den Diebstal, der doch vil ein ge-
ringer übel ist dann Eebruch, solcher schwerer wucher vnd so greüliche |
2 v gottslesterong vnd von allen gesetzen milter zustraffen gebotten ist:
man wurde wol erfaren, was auch hierjnn mißhandlet würde.

Das aber nun im volck solch laster leider fürgen vnd von euch nit, 20
alß jr schuldig seit 40, gestrafft werden, jst einig vrsach 41, das man sich
noch nit von hertzen zu gott bekert, falschen gottsdienst abgestelt vnd
jnn allem frey noch 42 dem wort gottes sich alß ein volck gottes bekant
vnd vß gethon hatt: Dann eben darumb sagt S. Paulus, zun Rom. 1,

[18ff.], Habe gott die weltweyßen jn verkerten sinn geben, das sy jn 25
allerley auch vngenante laster gefallen seind, das sy gott etwas erkant
hatten, aber demnach jn nit geeret, sonder mit dem getzen dienst ge-
lestert. Also treuwet 43 gott den kindern jßrael durch den propheten
Hosea, Das jre döchter vnd weyber sollen zu huren werden, dyweil sy
an gott durch falschen götzen dienst gehuret hatten. Hosee 4, [12h]. 30

Die stadt ist alß ein leib: jr seind von gott gesetzet alß solches leibs
houpt, so ir dan mit euwer folg (die je groß sein wurde, so jr euch recht
zu gott kereten) euch gantz an gott nit ergeben 44 vnd gestatten offenbare
gottslesterong jm falschen vermeinten gottes dienst, seindt jr leider zum

36. Pachtzins.

37. Vgl. Lk 21,33.

38. Vgl. Adam, S. 96ff.

39. Vergehen.

40. Vgl. Ro 13,4.

41. Das heißt: hat nur den einen Grund.

42. Ganz nach.

43. Droht.

44. Euch nicht ganz Gott anvertraut.
 
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