MESSGUTACHTEN
517
anzeygt vnnd sindts noch anzuzeigen vrbiettig 124, wer allein hinweg, da
durch gott so grewlich gelesteret wurt.
Das wirs beschliessen, jst got warhafft, ist sein wort gerecht, so mag
grösser gots lesterung vnnd verderblicher ergernüß nicht erdacht wer-
5 den, als die messen seind. Euch ist vonn got gebotten, alle gots leste-
rung abzuthun: das wöllet thun vnnd euch erzeygenn, das euch got
mehr dan die leut geltenn 125; werden die menschen wider vch sein,
so wurt aber got mit vch seyn, wollen etliche vonn vch ziehenn, so
wurt aber got vnnd seine engel bey vch wonenn. Wan got die stat nit
10 bewaret, so hüttet vergeben, der sy bewarenn wil 126: nun würdt er gar
gern sein statt bewaren, die sich seins worts haltet. Seind schon wenig,
die es mit euch halten, denckt, das der erwelten alweg wenig sind; yr
solten k yn dem allen stettenn ein exempel sein vnd vorgonn, goth doch
hinoch. Dan Zurich yn grosser merglicher veruolgung hat vor zwey
15 jaren alles gotzenn werck hinweg than 127, denen haben gefolget die zu Sant
Gallenn 128 vnnd etliche jnn bündten. Der Churfurst von Sachsenn 129 |
vnnd der Landgraff vonn Hessenn 130 haben alle die Bepstisch meß ab- 8v
gestellet. Jr seyt mit den erstenn, denen das heilig Euangelion, das
vnser einiger Heyland jesus christus vns durch sein tod erlöset hat, ist
20 gepredigt wordenn: nicht seyt die letzsten in der folg. Ob yr wol gleich
vor anndern grossen widerstandt haben, glauben nur, so werdt ir be-
finden, wie Johannes sagt, das der noch mechtiger ist, der bey vns ist 131.
Wir, ldenen der herr l befolhen hat, seyn befelch menglich anzuzey-
genn 132, haben das vnser gethon vnnd wollens taglich thun, warnen,
25 bitten vnnd ermanen wollen wir, das man sich vor den messenn hiette
alls vor der hellen, wie wol wir wissen, das alle gefohr vnnd prob, so
druber möchte begegnenm, vns zum ersten treffenn wurd. Der herr geb,
das yr Ewer ampt auch bedenckenn, dan es warlich an dem ist, das die
statt durch euch muß eintweders zu got vnnd also zu allem gluck vnnd
k) soltem. — l)—l) für: dienen dem, der do. — m) begnen.
124. Erbötig.
125. Vgl. Apg 5,29.
126. Vgl. Ps 127,1.
127. Zur Abschaffung der Messe in Zürich am 12.4. 1525 vgl. O. Farner: Huldrych
Zwingli III. 1954. S. 506ff.
128. Zur Einführung der Reformation in St. Gallen 1526 vgl. W. Näf: Vadian und
seine Vaterstadt St. Gallen II. 1957. S. 236ff.
129. Die geordnete Einführung der Reformation in Sachsen geschah bei der
Visitation 1527-1529. In Wittenberg wurde die Messe Weihnachten 1525 abgeschafft.
130. Zur Abschaffung der Messe durch den Landgrafen 1526-1527 vgl. H. Heppe:
Kirchengeschichte beider Hessen I. 1876. S. 148-185.
131. Vgl. Mk 1,7; Jo 3,27ff.
132. Vgl. Mt 28,20.
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anzeygt vnnd sindts noch anzuzeigen vrbiettig 124, wer allein hinweg, da
durch gott so grewlich gelesteret wurt.
Das wirs beschliessen, jst got warhafft, ist sein wort gerecht, so mag
grösser gots lesterung vnnd verderblicher ergernüß nicht erdacht wer-
5 den, als die messen seind. Euch ist vonn got gebotten, alle gots leste-
rung abzuthun: das wöllet thun vnnd euch erzeygenn, das euch got
mehr dan die leut geltenn 125; werden die menschen wider vch sein,
so wurt aber got mit vch seyn, wollen etliche vonn vch ziehenn, so
wurt aber got vnnd seine engel bey vch wonenn. Wan got die stat nit
10 bewaret, so hüttet vergeben, der sy bewarenn wil 126: nun würdt er gar
gern sein statt bewaren, die sich seins worts haltet. Seind schon wenig,
die es mit euch halten, denckt, das der erwelten alweg wenig sind; yr
solten k yn dem allen stettenn ein exempel sein vnd vorgonn, goth doch
hinoch. Dan Zurich yn grosser merglicher veruolgung hat vor zwey
15 jaren alles gotzenn werck hinweg than 127, denen haben gefolget die zu Sant
Gallenn 128 vnnd etliche jnn bündten. Der Churfurst von Sachsenn 129 |
vnnd der Landgraff vonn Hessenn 130 haben alle die Bepstisch meß ab- 8v
gestellet. Jr seyt mit den erstenn, denen das heilig Euangelion, das
vnser einiger Heyland jesus christus vns durch sein tod erlöset hat, ist
20 gepredigt wordenn: nicht seyt die letzsten in der folg. Ob yr wol gleich
vor anndern grossen widerstandt haben, glauben nur, so werdt ir be-
finden, wie Johannes sagt, das der noch mechtiger ist, der bey vns ist 131.
Wir, ldenen der herr l befolhen hat, seyn befelch menglich anzuzey-
genn 132, haben das vnser gethon vnnd wollens taglich thun, warnen,
25 bitten vnnd ermanen wollen wir, das man sich vor den messenn hiette
alls vor der hellen, wie wol wir wissen, das alle gefohr vnnd prob, so
druber möchte begegnenm, vns zum ersten treffenn wurd. Der herr geb,
das yr Ewer ampt auch bedenckenn, dan es warlich an dem ist, das die
statt durch euch muß eintweders zu got vnnd also zu allem gluck vnnd
k) soltem. — l)—l) für: dienen dem, der do. — m) begnen.
124. Erbötig.
125. Vgl. Apg 5,29.
126. Vgl. Ps 127,1.
127. Zur Abschaffung der Messe in Zürich am 12.4. 1525 vgl. O. Farner: Huldrych
Zwingli III. 1954. S. 506ff.
128. Zur Einführung der Reformation in St. Gallen 1526 vgl. W. Näf: Vadian und
seine Vaterstadt St. Gallen II. 1957. S. 236ff.
129. Die geordnete Einführung der Reformation in Sachsen geschah bei der
Visitation 1527-1529. In Wittenberg wurde die Messe Weihnachten 1525 abgeschafft.
130. Zur Abschaffung der Messe durch den Landgrafen 1526-1527 vgl. H. Heppe:
Kirchengeschichte beider Hessen I. 1876. S. 148-185.
131. Vgl. Mk 1,7; Jo 3,27ff.
132. Vgl. Mt 28,20.