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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0548
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MESSGUTACHTEN

543

geist hyn nympt, So erklerung der geschriefft sie alle bessern möchte,
die recht gots forchtigen fort bringen vnd die lewen etwas anzunden
vnd auch geistlich machenn.

Es soll E.g. nit yrren e, das die psalmen vnd viel ander gesang vß der
geschriefft genommen sind. S. paul hat den gantz geistlichen in der
kirchen schwigen gepotten, wie gut joch ymer syn mochte, das sie fur
jn hatten, so das von der gemein nit mochte zur besserung verstanden
werden. Je heiliger die wort sind, je mer got erzornet wirt, so sie anderst,
dan von jm geordnet, geprucht werden.

Diß haben der maß erkhennet die alten, das sie weder des gesangs
noch gebets ye maß oder zill gesetzt haben vnd weß sie dess je fur-
genommen, dasselbig vffs kurzest vnd alweg frye gethon, do mit nichts
on freudigkheit vnd lust des geists geubet wurde. Es gedenck E.g.,
solte jman sich annemmen, euch zu lob zu singen oder vmb etwas zu
betten vnd were aber nit syn ernst, das solcher euch do durch nur
erzornte vnd got khein gefallen bewysen würde: wie viel vnlydlicher
ists dann solches der ewigen warheit.

Der Bapst Gregorius beklagt sich zu synen zyten, das faßt ein strefflicher
mißbruc jn der Romischen kirchen jngerissen was, nemlich das die priester
vnd Diacen des gesangs wartetten, die der predig vnd lection des Euangelij |
vnd vorstehung des almüsens obliegen solten, vnd verbott by dem
bann, das jr kheiner mehr des gesangs warten solte. Vnd gab es nur
zu den jungen knaben, vnd das, so die gemeyne kirche by einander
was, die dann auch die sprach des gesangs verstunden. Diß lesen wir
jm decret dist. 92 21. Vnd der massen ist es auch by den Orientalischen
gehalten worden; alle kirchen vbung ist am furnemsten in vßlegung der
geschriefft gestanden; do her dan auch die Omelien 22, das sind der
schriefft vßlegung zum volck beschehen, herkhommen sind.

Dwyl dan offenbar ist, das die ordnung den Stifft personen vor jar
anbotten, das sy dry psalmen mit antiffen singen solten, da durch mer
dan die halbe zyt der samlung jm gesang verzert wurde, der geschriefft
eigentlichen zuwider ist, darumb das sie nit besserlich syn khan, ja das
besser verhindert. So werdet jr mit solcher by kheinem recht verstendi-
gen rath schaffen oder danck verdienen, sonder mer ergernuß anrichten
vnd spott erlangen; die das wort gottes noch nit gefaßt haben, es sy
die, so zins geben oder andere, werden sich gar nit settigen lassen, was
jr ioch vffrichten, so jr das alt habet abgethon. Alle die aber deß worts
verstendig sind, die khonnen erkhennen, das solch latinisch gesang nit

e) für (gestrichen): verfuren.

21. c. 2 (Corpus Juris Canonici,I, 317f.)Der apostrophierte Papst ist Gregor der

Große.

22. Homilien.
 
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