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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

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I. Das Geschäftsjahr 2001
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Gesamtsitzung am 10. Februar 2001
DOI article:
Mülhaupt, Rolf: Antrittsrede vom 10. Februar 2001
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0024
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10. Februar 2001

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mannen typisch sind. Was veranlasst einen Alemannen, mit der Tradition seiner Vor-
fahren zu brechen und seine Heimat zu verlassen, um in Freiburg 1973 sein Chemie-
studium aufzunehmen? Wichtige Impulse vermittelte der damals noch funktionieren-
de und durch viele Experimente sehr anregende naturwissenschaftliche Unterricht,
den ich am Waldshuter Hochrheingymnasium erhielt. Dazu kam die damals noch
durch keinerlei Gefahrenstoffverordnungen und Terroristenangst gebremste Freude
am chemischen Experimentieren im heimischen Garten. So konnte sich eine leichte
pyromanische Gesinnung durch gelungene Stoffumwandlungen bei der Handhabung
explosiver Stoffgemische manifestieren, die sich auch in der Nachbarschaft des Eltern-
hauses akustisch und optisch bemerkbar machte. Mit der Freude an den Naturwissen-
schaften und der Herstellung neuer chemischer Stoffe war die Bahn zur Chemie an der
Albert-Ludwigs-Universität in der nahen Schwarzwaldmetropole Freiburg vorge-
zeichnet.
Sehr wesentliche akademische Starthilfe leistete die Studienstiftung des deutschen
Volkes, die mich kurz nach Studienbeginn in Freiburg in ihre Reihen aufnahm. Der
Kontakt mit den Studienstiftlern, das attraktive Veranstaltungsprogramm und die
Unterstützung durch den Vertrauensdozenten haben ohne Zweifel sehr wesentlich
zum Erfolg meines Studiums und zur weiteren Entwicklung meiner Persönlichkeit
beigetragen. An der Universität Freiburg wirkte von 1926 bis 1956 Nobelpreisträger
Hermann Staudinger, der das Bauprinzip der Kunststoffe und Biopolymere entschlüs-
selt hatte. Er prägte bereits 1920 den Begriff Makromoleküle („Riesenmoleküle“), die
wie Perlen in einer Perlenkette durch Verknüpfen kleiner Molekülbausteine entstehen.
Über die molekularen und supermolekularen Architekturen dieser Makromoleküle
können Materialeigenschaften und biologische Funktionen gesteuert werden. Kunst-
stoffe sind in fast allen Zukunftstechnologien in der vordersten Front der Forschung
und Entwicklung zu finden. Seit Mitte der siebzigerJahre hat sich die jährliche Pro-
duktion der Kunststoffe auf heute weltweit über 180 Millionen verzehnfacht. Damals
fand ich Gefallen am Gestalten von polymeren Werkstoffen, da diese Forschung einen
ausgeprägt interdisziplinären Charakter hat und sehr eng mit der Praxis der Werkstoff-
anwendung und der industriellen Chemie verknüpft ist. Im Freiburger Institut für
Makromolekulare Chemie begann ich mich 1977 im Rahmen meiner Diplomarbeit im
Arbeitskreis Kricheldorf mit der präparativen Makromolekularen Chemie zu befas-
sen, der ich bis heute treu geblieben bin. Thema war damals die Herstellung von Poly-
peptiden durch Polymerisation der Leuchsanhydride auf Basis von ß-Aminosäuren.
Bereits in dieser Zeit begann ich mich für die technische Polymerchemie zu interessie-
ren. Durch Vermittlung meines damaligen Vertrauensdozenten der Studienstiftung
und des Direktors des Instituts für Makromolekulare Chemie Prof. Dr. G. Wegner
wurde mir der Wechsel an die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) Zürich
ermöglicht. Von 1978 bis 1981 promovierte ich bei Prof. Dr. P. Pino im Technisch-
Chemischen Laboratorium der ETH Zürich über die katalytische Polymerisation von
Olefinen. Professor Pino ist zusammen mit Professor Natta Erfinder des technisch
sehr bedeutenden Polypropylens, das 1954 entdeckt wurde. Dieser Zugang zur Poly-
olefinchemie aus erster Hand war eine solide Grundlage für die weitere berufliche
Laufbahn in Industrie und Hochschule.
Obwohl damals attraktive Angebote für Habilitation und Hochschulkarriere vorla-
gen, führte mich mein Interesse an der anwendungsnahen Forschung ohne Umwege
direkt m die Industrie. Sprungbrett war eine Tätigkeit als Visiting Scientist in der zen-
 
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