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Jahresfeier
gestattet: den Akademien wird immer vorgehalten, ihre Mitglieder seien zu alt. Dieser
Vorwurf ist berechtigt und auch wieder nicht. Berechtigt insofern, als daß es immer
und dauernd darum geht, neue jüngere Mitglieder zu gewinnen. Dabei muß man wis-
sen, daß die älteren bei Überschreitung einer Altersgrenze ihre Plätze räumen. Diese
Behauptung des zu hohen Alters ist aber auch nicht berechtigt, weil die Arbeit in einer
Akademie eine Art des Engagements voraussetzt, welches mit einem langfristigen und
hohen Zeitaufwand einhergeht und das anders ist als die Forschung auf einem Lehr-
stuhl in einem Institut. Diese Zeit hat ein junger, aufstrebender Wissenschaftler nicht,
der sich erst noch in seinem Fach durchsetzen muß, dessen Mitarbeiter intensiver
Betreuung bedürfen, und der im Zustand permanenter Unruhe und vielfältiger Bela-
stungen lebt.
Ich bin auf diese Situation besonders eingegangen, weil diese Bemerkungen auf ein
Bündel von Vorwürfen und Forderungen an die deutschen Akademien abheben, die
auf einer Tagung im Februar 2001 in München über die Zukunft der deutschen Aka-
demien erhoben wurden und später in der Presse zum Teil durchaus polemisch wie-
derholt wurden. Im Laufe dieser Jahresfeier werde ich exemplarisch noch auf zwei
weitere Beispiele hierzu eingehen.
Wichtigste Säule der Tätigkeiten einer Akademie sind die Forschungsstellen. Diese
sind eine Besonderheit in der deutschen Wissenschaftslandschaft. Die Auftraggeber
und damit auch Zuwendungsgeber für die Forschung der Akademien fordern, daß die
Projekte langfristig angelegt sind, langfristiger als typische Universitätsforschungspro-
jekte mit einer Laufzeit von eher weniger als zehn Jahren. Die Stichworte, unter denen
diese Projekte zu subsumieren wären, lauten Sicherung der deutschen Kultur,
Erschließung deutschen Kulturguts, Herausgabe von kritisch edierten Wörter-
büchern, Durchführung von naturwissenschaftlichen Forschungsvorhaben in langzei-
tiger Perspektive und Wirkung. Das Deutsche Rechtswörterbuch mit Begriffen aus der
Spätantike bis zur Neuzeit, die Sicherung der mittelalterlichen Inschriften in einem
alle Akademien umfassenden Projekt, die Herausgabe der Schriften von frühneuzeit-
lichen Reformatoren, aber auch die Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden in
der Archäologie oder radiometrischer Methoden in der Klimaforschung sind typische
Beispiele. Denn Klima ist ein Langfristproblem. Die Erforschung klimatischer Verläufe
macht nur dann einen Sinn, ist nur dann aussagekräftig, wenn sie zeitlich weit länger
als über die berufliche Lebensdauer eines Wissenschaftlers hinausgehen. Kritische Edi-
tionen wie die von Leibniz in der Berliner Akademie, die eine Laufzeit von über hun-
dert Jahren haben, müssen mit großer Sorgfalt über weitere Jahrzehnte zum Ende
gebracht werden, weil das Gedankengut Leibniz’ nicht verloren gehen darf.
Die Erschließung der Handschriften von Theologen und Philosophen wie Nikolaus
von Kues oder von Philipp Melanchthon und Martin Bucer lassen sich nur mit großer
Sachkenntnis auch in der Kryptologie transkribieren und sind Projekte, die man nicht
in wenigen Jahren nebenbei erledigen kann. Wir sollten es uns in Deutschland aber lei-
sten können, über das literarische und geistige Gut von bedeutenden Persönlichkeiten
verfügen zu können. Es stimmt einfach nicht, daß der Vorwurf, hier würde verstaub-
te Elfenbeinturmarbeit geleistet, zutrifft. Wenn Sie sehen könnten, wie die Mitarbeiter
mit modernsten Arbeitsmethoden literarische Bestände erschließen, dann würden Sie
sich ein eigenes Bild über diesen Vorwurf - den zweiten - machen können. Allerdings
gibt es hier auch Defizite. Ich bin der festen Überzeugung, daß nur die vollständige
Digitalisierung der erarbeiteten Thesauri, Wörterbücher und Schriften das Werk wirk-
Jahresfeier
gestattet: den Akademien wird immer vorgehalten, ihre Mitglieder seien zu alt. Dieser
Vorwurf ist berechtigt und auch wieder nicht. Berechtigt insofern, als daß es immer
und dauernd darum geht, neue jüngere Mitglieder zu gewinnen. Dabei muß man wis-
sen, daß die älteren bei Überschreitung einer Altersgrenze ihre Plätze räumen. Diese
Behauptung des zu hohen Alters ist aber auch nicht berechtigt, weil die Arbeit in einer
Akademie eine Art des Engagements voraussetzt, welches mit einem langfristigen und
hohen Zeitaufwand einhergeht und das anders ist als die Forschung auf einem Lehr-
stuhl in einem Institut. Diese Zeit hat ein junger, aufstrebender Wissenschaftler nicht,
der sich erst noch in seinem Fach durchsetzen muß, dessen Mitarbeiter intensiver
Betreuung bedürfen, und der im Zustand permanenter Unruhe und vielfältiger Bela-
stungen lebt.
Ich bin auf diese Situation besonders eingegangen, weil diese Bemerkungen auf ein
Bündel von Vorwürfen und Forderungen an die deutschen Akademien abheben, die
auf einer Tagung im Februar 2001 in München über die Zukunft der deutschen Aka-
demien erhoben wurden und später in der Presse zum Teil durchaus polemisch wie-
derholt wurden. Im Laufe dieser Jahresfeier werde ich exemplarisch noch auf zwei
weitere Beispiele hierzu eingehen.
Wichtigste Säule der Tätigkeiten einer Akademie sind die Forschungsstellen. Diese
sind eine Besonderheit in der deutschen Wissenschaftslandschaft. Die Auftraggeber
und damit auch Zuwendungsgeber für die Forschung der Akademien fordern, daß die
Projekte langfristig angelegt sind, langfristiger als typische Universitätsforschungspro-
jekte mit einer Laufzeit von eher weniger als zehn Jahren. Die Stichworte, unter denen
diese Projekte zu subsumieren wären, lauten Sicherung der deutschen Kultur,
Erschließung deutschen Kulturguts, Herausgabe von kritisch edierten Wörter-
büchern, Durchführung von naturwissenschaftlichen Forschungsvorhaben in langzei-
tiger Perspektive und Wirkung. Das Deutsche Rechtswörterbuch mit Begriffen aus der
Spätantike bis zur Neuzeit, die Sicherung der mittelalterlichen Inschriften in einem
alle Akademien umfassenden Projekt, die Herausgabe der Schriften von frühneuzeit-
lichen Reformatoren, aber auch die Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden in
der Archäologie oder radiometrischer Methoden in der Klimaforschung sind typische
Beispiele. Denn Klima ist ein Langfristproblem. Die Erforschung klimatischer Verläufe
macht nur dann einen Sinn, ist nur dann aussagekräftig, wenn sie zeitlich weit länger
als über die berufliche Lebensdauer eines Wissenschaftlers hinausgehen. Kritische Edi-
tionen wie die von Leibniz in der Berliner Akademie, die eine Laufzeit von über hun-
dert Jahren haben, müssen mit großer Sorgfalt über weitere Jahrzehnte zum Ende
gebracht werden, weil das Gedankengut Leibniz’ nicht verloren gehen darf.
Die Erschließung der Handschriften von Theologen und Philosophen wie Nikolaus
von Kues oder von Philipp Melanchthon und Martin Bucer lassen sich nur mit großer
Sachkenntnis auch in der Kryptologie transkribieren und sind Projekte, die man nicht
in wenigen Jahren nebenbei erledigen kann. Wir sollten es uns in Deutschland aber lei-
sten können, über das literarische und geistige Gut von bedeutenden Persönlichkeiten
verfügen zu können. Es stimmt einfach nicht, daß der Vorwurf, hier würde verstaub-
te Elfenbeinturmarbeit geleistet, zutrifft. Wenn Sie sehen könnten, wie die Mitarbeiter
mit modernsten Arbeitsmethoden literarische Bestände erschließen, dann würden Sie
sich ein eigenes Bild über diesen Vorwurf - den zweiten - machen können. Allerdings
gibt es hier auch Defizite. Ich bin der festen Überzeugung, daß nur die vollständige
Digitalisierung der erarbeiteten Thesauri, Wörterbücher und Schriften das Werk wirk-