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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

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I. Das Geschäftsjahr 2001
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Bopp, Martin: Werner Rauh (15.5.1913 - 7.4.2000)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0127
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formen extremer Standorte angewendet wurde, und sein kurze Zeit später erschiene-
nes Lehrbuch „Morphologie der Nutzpflanzen“, das nach dem Krieg in zweiter Auf-
lage erschienen ist, waren die wichtigsten Früchte dieser Studien.
Zu dieser Zeit reifte in ihm der Wunsch, sich mit dem Studium der Vegetation tro-
pischer Hochgebirge zu beschäftigen. Eine erste Möglichkeit in dieser Richtung schien
eine zoologische Exkursion nach Tibet zu bieten. Sie scheiterte aber daran, dass er
nicht bereit war, Mitglied der SS zu werden.
Mit der Habilitation 1939 siedelte er als Assistent von August Seybold an das Bota-
nische Institut nach Heidelberg über, musste aber 1940 Soldat werden, zuerst als
Infanterist, schon bald aber beim Wetterdienst der Kriegsmarine. Diese Tätigkeit
eröffnete dem Nimmermüden die Möglichkeit zu intensiven botanischen Studien in
der Ägäis und am Berg Athos, was zu der Veröffentlichung einer Studie „Klimatolo-
gie und Vegetationsverhältnisse der Athos-Halbinsel und der ostägäischen Inseln“
(1949) führte.
Bald nach Kriegsende war es ihm dann möglich, unter den sehr beengten Verhält-
nissen der Nachkriegszeit und vor allem während der Suspendierung von Seybold
durch die Besatzungsmacht, die Aufgaben eines Hochschullehrers wahrzunehmen. Er
verstand es, die wissensdurstigen Studenten der Nachkriegszeit für seine Sicht der
botanischen Wissenschaft, aber auch für seine fotografische Leidenschaft im Unter-
richt und auf Exkursionen zu begeistern.
Bald schon war es ihm möglich, sein eigentliches Wunschziel zu realisieren; denn
bereits 1950 konnte er mit einer Bergsteigergruppe mehrere Monate den Hohen Atlas
in Marokko bereisen und damit die Grundlagen für seine weiteren Expeditionen in die
Hochgebirge der Welt schaffen. Die Resultate dieser Reise sind, wie etliche weitere, in
einem umfangreichen Bericht der Heidelberger Akademie publiziert.
Es folgten nun viele Reisen, häufig zusammen mit seiner Frau, von deren oft aben-
teuerlichem Verlauf er in farbiger Weise zu berichten wusste. Sie führten ihn vor allem
unzählige Male in die Anden Südamerikas, beginnend mit einer neunmonatigen stra-
paziösen Expedition im Jahre 1954. Schon dieser erste Besuch brachte dem kenntnis-
reichen Sammler eine überwältigende Ausbeute neuer Pflanzenarten und Gattungen,
unter denen der Fund einer neuen Gattung der Brachsenkräuter, ein zu den Bärlapp-
gewächsen gehöriges lebendes Fossil, besonders hervorzuheben ist.
Während die erste Reise vor allem die Kakteen ins Blickfeld rückte, kamen
später andere Pflanzenfamilien hinzu, insbesondere Orchideen und die neuweltlichen
epiphytischen Bromelien. Ein besonderes Forschungsgebiet stellte aber dann die
Vegetation Madagaskars dar, die sich nicht nur durch viele und eigentümliche Ende-
mismen auszeichnet, sondern auch durch menschlichen Raubbau besonders gefährdet
ist.
Von allen seinen Reisen brachte Rauh nicht nur viele Belegexemplare mit (man
schätzt sie auf eine 6stellige Zahl), sondern vor allem lebendes Material, das als erstaun-
liche Sammlung die Gewächshäuser des Botanischen Garten füllte, ja fast zum Platzen
brachte, wenn es ihm nicht gelungen wäre, diese im Laufe der Jahre von sechs auf sieb-
zehn zu erhöhen. Vor allem zu nennen ist die Sammlung von etwa 5000 Orchideen-
arten, an deren Sammlung allerdings auch der Kustos des Gartens Dr. Senghas betei-
ligt war, weiter neben den vielen anderen Bromelien die nahezu vollständige Samm-
lung von etwa 150 Arten der Südamerikanischen Gattung Tillandsia und schließlich
die in einem besonderen Gewächshaus versammelte, alle wichtigen Vertreter umfas-
 
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