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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

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I. Das Geschäftsjahr 2001
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Brix, Peter: Heinz Maier-Leibniz (28.3.1911 - 16.12.2000)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0146
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Heinz Maier-Leibnitz

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ein Durchbruch war die Erfindung der Rückstreumethode in der Neutronen-Spek-
troskopie.
Von 1974 bis 1979 übernahm Maier-Leibnitz das Amt des Präsidenten der Deut-
schen Forschungsgemeinschaft (DFG). Es gelang ihm, die Wissenschaft in der Politik
ganz hoch anzusiedeln und in einer breiten Öffentlichkeit überzeugend darzustellen.
Davon zeugen 180 Vorträge, Artikel und Interviews in diesen sechs Jahren. Das Buch
„Zwischen Wissenschaft und Politik, ausgewählte Rede und Aufsätze 1974-1979)“,
herausgegeben von der DFG, macht Wichtiges davon nachlesbar. Lebenslang, immer
wieder und unermüdlich hat Maier-Leibnitz über den Geist der Wissenschaft, die
Notwendigkeit guter Forschung und die gebotene Bescheidenheit der Forscher
gesprochen und geschrieben; und er verstand es, das Leben bedeutender Wissen-
schaftler menschlich darzustellen. Gerade jüngere Wissenschaftler können daraus viel
lernen. Auch das gehört zu seinen großen Leistungen, die bleiben werden.
Die kluge Idee des „kochenden Vorsitzenden“ und das „Kochbuch für Füchse“
(1980) trugen nicht wenig dazu bei, den berühmten Professor der Kernphysik und
Wissenschaftspolitiker sympathisch und populär zu machen. - In unserer Akademie
trug er im Juni 1982 vor über „Die Verantwortungen des Naturwissenschaftlers“ (1983
als Sitzungsbericht erschienen). Mit diesem Thema hat er sich oft gründlich ausein-
andergesetzt.
Weil er alt geworden ist und stets den Kontakt zu jungen Menschen gesucht hat,
werden sich viele noch lange an den großen, auch körperlich herausragenden „M-L“
mit seiner fast unverwechselbaren Sprache erinnern, an den gütigen, persönlich
bescheidenen und gleichzeitig anspruchsvollen Mann. In die Wissenschaftschronik des
20. Jahrhunderts hat er sich in herausragender Stelle eingeschrieben. Er ging mit
großem Erfolg Grundfragen der Physik ebenso wie ingeniösen Anwendungen nach,
begründete eine wissenschaftliche Schule, die die Physik im Deutschland der Nach-
kriegszeit nachhaltig bestimmte, er war ein Forschungspolitiker und Berater von
höchstem Rang. Zahlreiche hohe und höchste Auszeichnungen und Ehrungen aus
dem In- und Ausland reflektierten sein Wirken. Seit 1976 war er Mitglied im Orden
Pour le Merite für Wissenschaften und Künste, von 1979 bis 1984 dessen Kanzler.
Die erste Frau Rita, die ihm drei Töchter schenkte, starb 1971. Wer sie erlebt hat,
hier in Heidelberg als Mittelpunkt freundschaftlichen Beisammenseins, im Münchener
Haus oder im gastfreien verschneiten Landhaus in Arosa, wird sich dankbar an diese
lebensfrohe Frau erinnern. Seit 1979 war Maier-Leibnitz mit Prof. Dr. Dr. h. c. Eli-
sabeth Noelle-Neumann in zweiter Ehe verbunden. Bei ihr, in Allensbach, ist er am
16. Dezember 2000 nach langer, schwerer Krankheit sanft entschlafen.
 
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