Heinz Götze
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Noch kurz vor Kriegsende war das zentrale Verlagsgebäude in Berlin, Linkstraße,
großenteils zerstört worden. Aber Dr. Ferdinand Springer, der vorher zur Abgabe sei-
ner Verlags-Anteile gezwungen worden war, konnte schon im Mai 1945 die Leitung
des Verlages wieder übernehmen (Für die Geschichte des Unternehmens vgl. H.
Götze: Der Springer-Verlag. Stationen seiner Geschichte, Teil II: 1945-1992. Berlin
etc.: 1994). Springer entschloß sich im Herbst 1946, sein Tätigkeitsfeld von Berlin nach
Heidelberg zu verlegen, weil es von hier aus leichter war, die Verlagsarbeit neu zu
organisieren. Der Standort Berlin blieb jedoch erhalten.
Götze trat also in den Verlag ein. Uber die Arbeit dort hat er einmal selbst berich-
tet: „Die tägliche enge Zusammenarbeit mit der eindrucksvollen Persönlichkeit Dr.
Ferdinand Springers vermittelte mir viel von seiner großen Erfahrung; ich erlebte die
großzügige Haltung eines königlichen Kaufmanns, der zugleich fest und unerbittlich
an Grundsätzen festhielt, die er einmal als gut und richtig erkannt - aber auch an Men-
schen, zu denen er Vertrauen gefaßt hatte.“ Und in der Tat - das sind Grundsätze,
denen auch Götze sein Leben lang gefolgt ist. Springer erkannte, was er und der Ver-
lag an Götze hatten; am 1.1.1957 wurde er als Mitinhaber in den Verlag und die ange-
schlossenen Firmen aufgenommen. Bis 1998 blieb er Gesellschafter. In dieser Zeit
machte er den Springer-Verlag, der schon vorher im deutschen Sprachbereich eine her-
ausragende Rolle gespielt hatte, zu einem der weitweilt führenden Wissenschafts-Ver-
lage. Die wohl wichtigsten Schritte waren dabei die Gründung des Springer-Verlages
New York im Jahr 1964 und der Übergang zur englischen Sprache vor allem bei den
wichtigsten Zeitschriften.
In dem genannten Buch schreibt er: „Schon die ersten Gespräche mit K. E Sprin-
ger“ (also dem Sohn von Ferdinand Springer) „1949 hatten unsere Überzeugung gefe-
stigt, daß sich ... die Voraussetzungen für die Tätigkeiten eines deutschen wissen-
schaftlichen Verlages entscheidend verändert hatten, ganz besonders in Hinblick auf
die Weltgeltung der deutschen Sprache als Wissenschaftssprache. Die Verlagerung der
Forschungsschwerpunkte in den angelsächsischen Raum, insbesondere in die U.S.A.,
hatte der englischen Sprache als zukünftiger lingua franca der internationalen Wissen-
schaft Geltung verschafft...“ Es war also nötig, den angelsächsischen, vor allem aber
den U.S.-amerikanischen Markt zu erschließen. Nach entsprechender Vorbereitung
wurde also der Springer-Verlag New York am 29. 7.1964 eröffnet. Für Götze war es
nicht leicht, diesen Schritt in die U.S.A. - und vor allem das Etablieren von Englisch
als Wissenschaftssprache - bei Ferdinand Springer durchzusetzen; schließlich folgte
dieser dann aber der besseren Einsicht. Der Ausweitung in den englisch-sprachigen
Bereich - mit einer Verlags-Niederlassung auch in London - folgte ein Schritt, der
auch persönlich für ihn sehr wichtig werden sollte: Der Schritt nach Ostasien - erst
Tokyo, dann Peking. Schon in den 50er und vor allem in den 60er Jahren wurden Kon-
takte zu japanischen Wissenschaftlern und auch zum Verlags-Buchhandel geknüpft,
die sich laufend intensivierten, bis der Springer-Verlag 1977 die Firma „Eastern Book
Service (EBS)“ übernehmen konnte. Schon seit 1974 baute Götze auch Kontakte zu
China auf. Der Springer-Verlag muß eines der ersten ausländischen Unternehmen
gewesen sein, die nach dem Ende der Kulturrevolution in China fußfassen konnten.
Diese Hinwendung nach Ostasien hatte für Götze nicht nur verlegerische Gründe.
Er hat sich zunehmend für ostasiatische Kunst und Kultur interessiert; so baute er eine
bedeutende Sammlung chinesischer und japanischer Kalligraphie auf. Eine Auswahl
aus dieser Sammlung veröffentlichte er 1987 im Prestel-Verlag. Für dieses Buch
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Noch kurz vor Kriegsende war das zentrale Verlagsgebäude in Berlin, Linkstraße,
großenteils zerstört worden. Aber Dr. Ferdinand Springer, der vorher zur Abgabe sei-
ner Verlags-Anteile gezwungen worden war, konnte schon im Mai 1945 die Leitung
des Verlages wieder übernehmen (Für die Geschichte des Unternehmens vgl. H.
Götze: Der Springer-Verlag. Stationen seiner Geschichte, Teil II: 1945-1992. Berlin
etc.: 1994). Springer entschloß sich im Herbst 1946, sein Tätigkeitsfeld von Berlin nach
Heidelberg zu verlegen, weil es von hier aus leichter war, die Verlagsarbeit neu zu
organisieren. Der Standort Berlin blieb jedoch erhalten.
Götze trat also in den Verlag ein. Uber die Arbeit dort hat er einmal selbst berich-
tet: „Die tägliche enge Zusammenarbeit mit der eindrucksvollen Persönlichkeit Dr.
Ferdinand Springers vermittelte mir viel von seiner großen Erfahrung; ich erlebte die
großzügige Haltung eines königlichen Kaufmanns, der zugleich fest und unerbittlich
an Grundsätzen festhielt, die er einmal als gut und richtig erkannt - aber auch an Men-
schen, zu denen er Vertrauen gefaßt hatte.“ Und in der Tat - das sind Grundsätze,
denen auch Götze sein Leben lang gefolgt ist. Springer erkannte, was er und der Ver-
lag an Götze hatten; am 1.1.1957 wurde er als Mitinhaber in den Verlag und die ange-
schlossenen Firmen aufgenommen. Bis 1998 blieb er Gesellschafter. In dieser Zeit
machte er den Springer-Verlag, der schon vorher im deutschen Sprachbereich eine her-
ausragende Rolle gespielt hatte, zu einem der weitweilt führenden Wissenschafts-Ver-
lage. Die wohl wichtigsten Schritte waren dabei die Gründung des Springer-Verlages
New York im Jahr 1964 und der Übergang zur englischen Sprache vor allem bei den
wichtigsten Zeitschriften.
In dem genannten Buch schreibt er: „Schon die ersten Gespräche mit K. E Sprin-
ger“ (also dem Sohn von Ferdinand Springer) „1949 hatten unsere Überzeugung gefe-
stigt, daß sich ... die Voraussetzungen für die Tätigkeiten eines deutschen wissen-
schaftlichen Verlages entscheidend verändert hatten, ganz besonders in Hinblick auf
die Weltgeltung der deutschen Sprache als Wissenschaftssprache. Die Verlagerung der
Forschungsschwerpunkte in den angelsächsischen Raum, insbesondere in die U.S.A.,
hatte der englischen Sprache als zukünftiger lingua franca der internationalen Wissen-
schaft Geltung verschafft...“ Es war also nötig, den angelsächsischen, vor allem aber
den U.S.-amerikanischen Markt zu erschließen. Nach entsprechender Vorbereitung
wurde also der Springer-Verlag New York am 29. 7.1964 eröffnet. Für Götze war es
nicht leicht, diesen Schritt in die U.S.A. - und vor allem das Etablieren von Englisch
als Wissenschaftssprache - bei Ferdinand Springer durchzusetzen; schließlich folgte
dieser dann aber der besseren Einsicht. Der Ausweitung in den englisch-sprachigen
Bereich - mit einer Verlags-Niederlassung auch in London - folgte ein Schritt, der
auch persönlich für ihn sehr wichtig werden sollte: Der Schritt nach Ostasien - erst
Tokyo, dann Peking. Schon in den 50er und vor allem in den 60er Jahren wurden Kon-
takte zu japanischen Wissenschaftlern und auch zum Verlags-Buchhandel geknüpft,
die sich laufend intensivierten, bis der Springer-Verlag 1977 die Firma „Eastern Book
Service (EBS)“ übernehmen konnte. Schon seit 1974 baute Götze auch Kontakte zu
China auf. Der Springer-Verlag muß eines der ersten ausländischen Unternehmen
gewesen sein, die nach dem Ende der Kulturrevolution in China fußfassen konnten.
Diese Hinwendung nach Ostasien hatte für Götze nicht nur verlegerische Gründe.
Er hat sich zunehmend für ostasiatische Kunst und Kultur interessiert; so baute er eine
bedeutende Sammlung chinesischer und japanischer Kalligraphie auf. Eine Auswahl
aus dieser Sammlung veröffentlichte er 1987 im Prestel-Verlag. Für dieses Buch