Carl Christoph Schmelzer
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ren Wissenschaftlern im mitteldeutschen Raum durch die amerikanische Armee in
Heidenheim an der Brenz interniert, wo er Auskunft über seine Arbeiten während des
Krieges geben musste.
Dann begann Schmelzers Heidelberger Zeit. 1948 trat er als 1. Assistent in das Insti-
tut von Walther Bothe an der Universität Heidelberg ein und habilitierte sich dort
1949 für das Fach Physik. Seine Habilitationsschrift befasste sich mit dem Problem
systematischer Fehler bei dielektrischen Messungen im Bereich hoher und höchster
Frequenzen. Hier waren die Schmelzerschen Forschungen wieder an der vordersten
Front der Mikrowellentechnik angelegt. Seine Arbeiten befassten sich auch schon mit
Teilchenbeschleunigern. So wurde beispielsweise das Problem der Phasenstabilität
der Teilchenbewegung in Elektronenzyclotronen (Mikrotronen) untersucht. In der
Lehre vertrat er die Hochfrequenztechnik und die Elektronik von Teilchenbeschleu-
nigern.
Im Jahr 1952 fanden sich die Europäer zu ihrem ersten großen gemeinsamen
Beschleunigerprojekt zusammen. Sie gründeten das CERN und beriefen Christoph
Schmelzer, der inzwischen vom Ersten Physikalischen Institut der Universität Heidel-
berg an das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, Abteilung Physik, zu
Walther Bothe gewechselt war, in den Stab zum Bau des Beschleunigersystems des 30-
GEV-Protonen-Synchrontons im CERN. 1954 übersiedelte Schmelzer nach Genf, wo
er nicht nur die Entwicklung des gesamten Hochfrequenzsystems für das Protonen-
Synchronton PS verantwortlich leitete, sondern auch gleichzeitig stellvertretender
Direktor der PS-Abteilung war. Nach der so erfolgreichen Beendigung der Bauphase
des PS wurde Schmelzer 1959 nach Heidelberg berufen, um dort den Lehrstuhl für
Angewandte Physik zu übernehmen. Gleichzeitige Rufe nach Hamburg, Würzburg
und München hatte er abgelehnt. Schon im Jahre 1958 wurde er zum korrespondie-
renden Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ernannt, 1959 zum
ordentlichen Professor der Universität Heidelberg.
Schmelzer hatte sich während seiner Genfer Zeit und auch davor nicht nur mit
Ringbeschleunigern befasst, sondern auch intensiv mit Linearbeschleunigern ausein-
andergesetzt, die nach dem Wideröe und Alvarez-Prinzip arbeiteten. Nach seiner end-
gültigen Übersiedlung nach Heidelberg erkannte er schnell das große Potential der
Laser und gründete eine Laser-Physikalische Abteilung, das Institut auf zwei Beinen,
den Lasern und der Entwicklung von neuartigen Strukturen zur Beschleunigung von
schweren Ionen. Dies führte 1963 schließlich zur Gründung einer Studiengruppe für
einen Schwerionen-Linearbeschleuniger.
Christoph Schmelzer hatte eine Vision: Er wollte Atomkerne so stark beschleuni-
gen, dass sie in der Lage waren, andere Atomkerne gegen die elektrodynamische
Abstoßungskraft der Kerne zu berühren, um ggf. mit Ihnen zu verschmelzen. Hans
Dominiks „Atomgewicht 500“ war zwar sicher Science Fiction, aber doch auch Leit-
idee für diese Beschleuniger-Entwicklung. Dabei muss besonders hervorgehoben wer-
den, dass das für die Beschleunigung von schweren Ionen so wichtige Prinzip sukzes-
siven Abstreifens der Elektronenhülle von beschleunigten Ionen beim Durchschuss
durch ganz dünne Folien in seinen physikalischen Grundlagen kaum erforscht war. Es
ging also nicht nur um die technische Realisierung eines hochkomplexen Beschleuni-
gers, sondern auch um die Erforschung der Grundlagen für die Beschleunigung der
schweren Ionen. Diese große Leistung Schmelzers hat ihm weltweit höchste Aner-
kennung und Bewunderung eingetragen.
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ren Wissenschaftlern im mitteldeutschen Raum durch die amerikanische Armee in
Heidenheim an der Brenz interniert, wo er Auskunft über seine Arbeiten während des
Krieges geben musste.
Dann begann Schmelzers Heidelberger Zeit. 1948 trat er als 1. Assistent in das Insti-
tut von Walther Bothe an der Universität Heidelberg ein und habilitierte sich dort
1949 für das Fach Physik. Seine Habilitationsschrift befasste sich mit dem Problem
systematischer Fehler bei dielektrischen Messungen im Bereich hoher und höchster
Frequenzen. Hier waren die Schmelzerschen Forschungen wieder an der vordersten
Front der Mikrowellentechnik angelegt. Seine Arbeiten befassten sich auch schon mit
Teilchenbeschleunigern. So wurde beispielsweise das Problem der Phasenstabilität
der Teilchenbewegung in Elektronenzyclotronen (Mikrotronen) untersucht. In der
Lehre vertrat er die Hochfrequenztechnik und die Elektronik von Teilchenbeschleu-
nigern.
Im Jahr 1952 fanden sich die Europäer zu ihrem ersten großen gemeinsamen
Beschleunigerprojekt zusammen. Sie gründeten das CERN und beriefen Christoph
Schmelzer, der inzwischen vom Ersten Physikalischen Institut der Universität Heidel-
berg an das Max-Planck-Institut für medizinische Forschung, Abteilung Physik, zu
Walther Bothe gewechselt war, in den Stab zum Bau des Beschleunigersystems des 30-
GEV-Protonen-Synchrontons im CERN. 1954 übersiedelte Schmelzer nach Genf, wo
er nicht nur die Entwicklung des gesamten Hochfrequenzsystems für das Protonen-
Synchronton PS verantwortlich leitete, sondern auch gleichzeitig stellvertretender
Direktor der PS-Abteilung war. Nach der so erfolgreichen Beendigung der Bauphase
des PS wurde Schmelzer 1959 nach Heidelberg berufen, um dort den Lehrstuhl für
Angewandte Physik zu übernehmen. Gleichzeitige Rufe nach Hamburg, Würzburg
und München hatte er abgelehnt. Schon im Jahre 1958 wurde er zum korrespondie-
renden Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften ernannt, 1959 zum
ordentlichen Professor der Universität Heidelberg.
Schmelzer hatte sich während seiner Genfer Zeit und auch davor nicht nur mit
Ringbeschleunigern befasst, sondern auch intensiv mit Linearbeschleunigern ausein-
andergesetzt, die nach dem Wideröe und Alvarez-Prinzip arbeiteten. Nach seiner end-
gültigen Übersiedlung nach Heidelberg erkannte er schnell das große Potential der
Laser und gründete eine Laser-Physikalische Abteilung, das Institut auf zwei Beinen,
den Lasern und der Entwicklung von neuartigen Strukturen zur Beschleunigung von
schweren Ionen. Dies führte 1963 schließlich zur Gründung einer Studiengruppe für
einen Schwerionen-Linearbeschleuniger.
Christoph Schmelzer hatte eine Vision: Er wollte Atomkerne so stark beschleuni-
gen, dass sie in der Lage waren, andere Atomkerne gegen die elektrodynamische
Abstoßungskraft der Kerne zu berühren, um ggf. mit Ihnen zu verschmelzen. Hans
Dominiks „Atomgewicht 500“ war zwar sicher Science Fiction, aber doch auch Leit-
idee für diese Beschleuniger-Entwicklung. Dabei muss besonders hervorgehoben wer-
den, dass das für die Beschleunigung von schweren Ionen so wichtige Prinzip sukzes-
siven Abstreifens der Elektronenhülle von beschleunigten Ionen beim Durchschuss
durch ganz dünne Folien in seinen physikalischen Grundlagen kaum erforscht war. Es
ging also nicht nur um die technische Realisierung eines hochkomplexen Beschleuni-
gers, sondern auch um die Erforschung der Grundlagen für die Beschleunigung der
schweren Ionen. Diese große Leistung Schmelzers hat ihm weltweit höchste Aner-
kennung und Bewunderung eingetragen.