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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2001 — 2002

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II. Die Forschungsvorhaben
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Berichte über die Tätigkeit der Forschungsvorhaben
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Die Forschungsvorhaben der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
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Gesamtakademie
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Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse
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8. Hantaviren
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https://doi.org/10.11588/diglit.66350#0210
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8. Hantaviren
Mitglieder der Kommission:
Die ordentlichen Mitglieder der Akademie Harald zur Hausen, Ernst-Gustav Jung,
Friedrich Vogel; Prof. Dr. Eberhard Ritz, Heidelberg.
Leiter der Forschungsstelle: Professor Dr. Ekkehard K.F. Bautz.
Mitarbeiter: Dr. Joachim Koch, Prof. Dr. Mifang Liang (für einen Teil des Jahres).
Jedes Jahr sterben in China mehrere tausend Menschen an durch Hantaviren verur-
sachtem hämorrhagischen Fieber. Die Erkrankung wird von Nagetieren wie Mäusen
oder Ratten auf den Menschen übertragen. Ziel des Forschungsprojektes ist es, ausge-
hend von gesund gewordenen Hantaviruspatienten monoklonale, rekombinante
Antikörper zur Neutralisation von Hantaviren zu gewinnen. Diese Antikörper sind in
Form eines Cocktails Kandidaten zur Prophylaxe und Therapie des hämorrhagischen
Fiebers. Dieser Therapieansatz erscheint vor allem in der ersten Phase der Erkrankung
bis zur Etablierung der lebensgefährlichen Krankheitssymptome Erfolg versprechend,
da zu diesem Zeitpunkt die Immunantwort des Patienten noch nicht voll ausgebildet ist.
Zur Gewinnung der Antikörper wurde die DNA für das gesamte Antikörperreper-
toire rekonvaleszenter Hantaviruspatienten aus peripheren Lymphozyten vermehrt.
Diese Gene wurden für die Herstellung von Antikörperbibliotheken in dem Bakteri-
um Escherichia coli verwendet. Die Antikörperbibliotheken wurden auf der Ober-
fläche von Bakteriophagen präsentiert und auf ihre Eigenschaft hin, an intakte Hanta-
viruspartikel zu binden, selektiert.
Sechs Antikörper konnten in Form von vollständigen humanen Antikörpern in
Insektenzellen hergestellt werden. Diese sind gegen ein Oberflächenprotein der Virus-
hülle gerichtet, das für eine erfolgreiche Infektion von Endothelzellen benötigt wird.
Durch Peptidbindungsstudien konnte die Bindungsstelle der Antikörper auf dem
Oberflächenprotein des Virus genau lokalisiert werden.
Überraschenderweise erkannten vier der sechs hergestellten Antikörper alle Haupt-
vertreter der Gruppe Hantaviren, obwohl sie nur auf einem Vertreter dieser Gruppe
selektiert wurden. Fünf der insgesamt sechs humanen Antikörper konnten in einem
Neuralisationstest die Infektion von Affennierenzellen durch zwei Hauptvertreter der
Gruppe Hantaviren verhindern.
In Tierversuchen sollen diese humanen Antikörper nun auf ihre Fähigkeit, vor einer
Infektion in einem vollständigen Organismus zu schützen, untersucht werden. Diese
Versuche werden in Partnerinstituten der Chinese Academy of Preventive Medicine in
Beijing, China, durchgeführt. Damit ist das Ziel des Akademieprojekts erreicht.
Kooperationspartner
Die Hantavirus-Forschungssteile kooperiert neben den Instituten für Molekulare
Genetik (I. Queitsch) und für Medizinische Virologie (Prof. G. Darai) der Universität
Heidelberg mit mehreren Forschungslaboratorien: dem Institut für Virologie der
Chinese Academy of Preventive Medicine in Beijing (I. Queitsch), das Tangdu-
Hospital in Xi’an (Dr. Bai Xuefan), dem Institut für Mikrobiologie der Universität
Thessaloniki (Prof. Antomadis), dem Institut für Virologie der Universität Lublijana
(Dr. Avsic-Zupanc) sowie dem United States Medical Research for Infectious Diseases
(USAMRID) in Fort Detrick MD, USA.
 
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