Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway

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Die Expedition zur Aufnahme von Felsbildern und Inschriften am Oberen Indus war
auf den Monat September beschränkt. Die Genehmigung zu den Feldarbeiten war von
der pakistanischen Altertümerverwaltung in Karachi unter ihrem Generaldirektor
Saeed ur-Rehman und mit Unterstützung durch Shahzad Iqbal, Deputy Secretary im
Ministerium für Kultur, Sport und Kultur in Islamabad, erteilt worden. An der von
Prof. Dr. H. Hauptmann geleiteten Unternehmung waren beteiligt: M. Bemmann
M.A., Dipl. Ing. S. Hauptmann-Hamza M.A. und Dr. N. Boroffka; M. Krattenmacher
und S. Paeper waren für die topographischen Aufnahmen zuständig. Von der Altertü-
merverwaltung war als ihr Vertreter Abdul Nasir von ihrer Zweigstelle in Peshawar
ernannt worden, der jedoch erst nach Abschluß der Unternehmung zur Arbeitsgruppe
stieß. Infolge der politischen Ereignisse in Afghanistan mußten die Arbeiten vorzeitig
abgebrochen und Chilas am 21. September verlassen werden.
Die Feldarbeiten konzentrierten sich auf die Vervollständigung der Aufnahme der
auf der Südseite des Indus zwischen Chilas und Shatial liegenden Felsbildstationen.
Die in den beiden vergangenen Jahren dokumentierte große Felsbildansammlung
Thor-Süd, die im Industal zu beiden Seiten des Mündungsbereichs des Thor Nala hegt,
dehnt sich mit insgesamt 71 Steinen und 282 Gravuren noch weiter in dieses Seitental
aus, das sich hier zu der Fruchtebene von Khotobut erweitert. Sie wird am Eingang des
Seitentals durch einen hohen, Gariu Das genannten Felsrücken dominiert, der an
seinem nördlichen Vorsprung die Ruine eines Kontrollpostens trägt. Von hier sind
nicht nur der am östlichen Felshang verlaufende antike Weg zu übersehen, der an die
Hauptroute im Industal anschließt, sondern auch die Zugänge zum Seitental. Auf
der höchsten Erhebung des Gariu Das finden sich zahlreiche Gravuren von Jagd-
szenen und Wildtieren. Reste einer antiken Siedlung sind auf der im Süden darunter
hegenden Terrasse nachgewiesen worden, die vom Gariu Nala begrenzt ist. Aus
dem Thor Nala selbst waren bisher nur die am Fuße des hohen Gariu Das nahe der
alten Brücke liegenden, auf dem sogenannten „Rock of Inscriptions“ angebrachten
buddhistischen Gravuren und Brähmi-Inschriften bekannt gewesen. Bei der in den
letzten Jahren an dieser Stelle vorgenommenen Verbreiterung des Fahrwegs sind
mehrere Felsbilder zwischen diesem Felsen und dem Berghang zerstört worden. Wei-
ter im Tahnnern kamen weitere Inschriften und zwei Steine mit großen Stüpa-
Darstellungen hinzu, die in ihrer Qualität und stilistischen Ausprägung an Formen
in Chilas-Thalpan erinnern. Eine größere Felsbildgruppe, die vor allem Jagdszenen
und Wildtiere zeigt, liegt auf der Westseite des Thor Nala, gegenüber einer größeren
antiken Siedlung und oberhalb eines Gehöfts, das noch zu Khotobut gehört. An
dieser Stelle verengt sich das Seitental, durch das die Straße zum Hauptort der Tal-
schaft Thor führt. Aus diesem Teil des Thor Nala sind bisher noch keine Felsbilder
bekannt geworden. Unter den 282 Gravuren sind 24 Brähmi-Inschriften dokumentiert
worden.
An die großen Felsbildstationen von Thor, Minargah und Bazeri Das schließt im
Westen die kleinere Gravurenansammlung von Khanbari-Süd an, die auf einer Fels-
gruppe über dem Indus direkt unterhalb des Karakorum Highway und über der zum
Brückenübergang ins Khanbari Nala führenden Straße angebracht ist. Sie hegt direkt
gegenüber der als Khanban-Nord bezeichneten Gruppe von Riesendarstellungen am
nördlichen Indusufer. Auf 9 Steinen konnten 134 Gravuren, die zumeist Tier- und
Menschendarstellungen lokaler Provenienz zeigen, festgehalten werden. Hervorzu-
heben ist neben 8 Brähmi-Inschriften eine im Tierstil gehaltene Zeichnung.