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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2004 — 2004

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I. Das Geschäftsjahr 2004
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Antrittsreden
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Batyrev, Victor: Antrittsrede vom 8. Mai 2004
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https://doi.org/10.11588/diglit.66960#0115
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Victor Batyrev | 127

bedeuten. Glücklicherweise habe ich am Anfang des Studiums meinen zukünftigen
Doktorvater, Herrn ProfessorVasilij Iskovskikh, kennengelernt. Herr Prof. Iskovskikh
leitete während der ersten drei Semester meine studentische Übungsgruppe zu den
Vorlesungen „Lineare Algebra“ und „Algebra“. Herrn Prof. Iskovskikh verdanke ich
die Anregung und meine Entscheidung für das Fach „Algebraische Geometrie“. Es
stellte sich heraus, daß gerade die Algebraische Geometrie ein besonderes Fach in der
Mathematik war, welches tiefe Verknüpfungen zu allen mich interessierenden mathe-
matischen Gebieten besaß.
Währen meiner Studienzeit veröffentlichte ich 1981 in Izvesia AN USSR
(„Nachrichten der Akademie der Wissenschaften der UdSSR“) meine erste wissen-
schaftliche Arbeit in der Algebraischen Geometrie. Nach dem Diplomabschluß 1983
wurde ich als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Moskauer Lomonosov-Univer-
sität (Lehrstuhl „Hohe Algebra“) eingestellt. 1985 promovierte ich bei Professor
Iskovskikh im Fach Mathematik (Algebraische Geometrie) mit dem Thema „Über
multidimensionale torische Mannigfaltigkeiten mit amplen antikanonischen Bün-
deln“.
1983-1991 wurde meine weitere wissenschaftliche Tätigkeit an der Lomono-
sov-Universität stark von Seminaren und Vorlesungen von Herrn Professor Manin
beeinflußt. Herr Professor Manin ist ein weltberühmter Mathematiker mit vielseiti-
gen Forschungsinteressen in Algebra, Geometrie, Zahlentheorie und Theoretischer
Physik. Die damals modernen Resultate in der Diophantischen Geometrie, insbe-
sondere der berühmte Beweis der Mordeil-Vermutung von Professor Gerd Faltmgs,
haben mich motiviert, das Problem der Verteilung rationaler Punkte beschränkter
Höhe auf algebraischen Varietäten beliebiger Dimension zu untersuchen. Überra-
schend ergaben sich enge Beziehungen dieses Problems zu der gerade entwickelten
Mori-Theorie in der Algebraischen Geometrie. Eine besondere Rolle spielen dabei
die sogenannten Fano-Mannigfaltigkeiten, die ich im Zusammenhang mit der Mori-
Theorie in meiner Doktorarbeit untersuchte. Andererseits faszinierte mich seit 1984
eine interessante mathematische Verbindung zwischen der Algebraischen Geometrie
und der Theoretischen Physik, die sich aus der Stringtheorie entwickelt hat.
Im August 1991 kam ich als Mitarbeiter des DFG-Schwerpunkts „Komplexe
Mannigfaltigkeiten“ an die Universität Essen nach Deutschland. In der Forscher-
gruppe von Herrn Professor EckartViehweg und Frau Professorin Helene Esnault
bekam ich einen sehr warmen menschlichen Empfang und neue Motivation für
meine weitere Forschungsarbeit. Seit dieser Zeit interessiere ich mich für das Phä-
nomen der Spiegelungssymmetrie für Calabi-Yau Mannigfaltigkeiten. Diese Sym-
metrie wurde 1989-1990 von theoretischen Physikern entdeckt. 1991 gelang es den
vier Physikern Candelas, de la Ossa, Green und Parkes mit Hilfe der Spiegelungs-
symmetrie eine erstaunliche Formel zu finden, die die Anzahl rationaler Kurven auf
allgemeiner Hyperfläche 5-ten Grades im 4-dimensionalen projektiven Raum vor-
aussagt. Die wunderbare Formel von Physikern konnte damals nicht durch bekann-
te Methoden der Algebraischen Geometrie erklärt werden. Die Suche nach einer
mathematischen Begründung dieser Formel löste zahlreiche neue Entwicklungen in
der Algebraischen Geometrie aus. Zu diesen Entwicklungen gehören die Theorie
 
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