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NACHRUFE
hen in der Biographie eines Mannes, der nicht nur zu den überragenden Gelehrten
seines Faches, sondern auch zu den großen Menschen unserer Zeit gehört, die em
Stück Geschichte verkörperten und deren Bedeutung und gestaltender Einfluß weit
über die Grenzen ihres Faches hinaus wirksam war und ist. Moshe Barasch wurde
trotz seiner prekären physischen Konstitution aktives Mitglied der Haggana, der jüdi-
schen Militärorganisation, aus der dann nach der Staatsgründung die israelische
Armee hervorging, und gehörte einer Fluchthilfeorganisation (Bricha) an, die vielen
Hunderten von Juden die Ausreise ermöglichte und damit das Leben rettete. Als
Künstler bestand seine Aufgabe in der Fälschung von Pässen, die bei der Grenzpoli-
zei derartigen Anklang fanden, daß der einzige echte Reisepaß, der einmal dort vor-
gezeigt wurde, als Fälschung zurückgewiesen wurde. Nach 1945 arbeitete Barasch in
Italien und Deutschland unter Flüchtlingen und Vertriebenen sowohl als Mitglied
der Palmach (der kämpfenden Abteilung der Haggana) in der militärischen Auf-
klärung, als auch als Lehrer, insbesondere für Philosophie, in der geistigen Auf-
klärung. 1948 wanderte er in Palästina ein und nahm aktiv am israelischen Befrei-
ungskampf teil. Nach seinem Abschied vom Militär 1949 lehrte Barasch Kunst- und
Kulturgeschichte in verschiedenen Kibbuzim und machte sich durch zahlreiche Arti-
kel über Geschichte und Kunstgeschichte in Zeitschriften, Vorträge in der philoso-
phischen Gesellschaft und Vorlesungen über Ästhetik einen Namen.
In den 50er Jahren konnte Barasch seine Studien und Forschungen insbeson-
dere am Warburg Institute in London und bei Erwin Panofsky in Princeton wieder-
aufnehmen. Mit Panofsky verband ihn eine enge Freundschaft. Emen Ruf nach
Princeton als Nachfolger Panofskys lehnte er aber später ab, weil er seine Auf-
gaben in Israel nicht im Stich lassen wollte. Eine besonders enge Freundschaft und
philosophische Lerngemeinschaft verband ihn mit dem Philosophen Hugo Berg-
mann.
1956 wurde er an die Hebräische Universität Jerusalem berufen, zunächst mit
dem bescheidenen Lehrauftrag eines einzigen Kurses in Kunstgeschichte, dem dann
aber zwei Jahre später der Auftrag zur Gründung eines eigenen Departments folgte.
Was die Einrichtung des Faches Kunstgeschichte als akademische Disziplin im Rah-
men einer im Grunde bilderfeindlichen Kultur bedeutet und welche Widerstände
Barasch zu überwinden hatte, um dieses Fach von Grund auf inklusive Studiengang,
Bibliothek, Diathek und sonstige Lehr- und Lernmittel aufzubauen, ist schwer vor-
stellbar. Heute hat das Department für Kunstgeschichte an der Hebrew University
nicht nur internationalen Rang, sondern ist auch zum Ausgangspunkt weiterer
Gründungen geworden, so daß jetzt Kunstgeschichte an sämtlichen Universitäten
des Landes gelehrt wird. Darüber hinaus ist es Moshe BaraschsVerdienst, durch seine
zahlreichen Publikationen auch in hebräischer Sprache die terminologischen
Grundlagen kunstgeschichtlicher Erörterungen im Hebräischen geschaffen und
Kunst und Ästhetik als Gegenstand eines breiten öffentlichen Diskurses fest im gei-
stigen Leben Israels verankert zu haben. Mehr als 20 Dissertationen hat Barasch
während seiner akademischen Karriere allein Israel betreut.
Daneben lehrte Moshe Barasch an zahlreichen ausländischen Universitäten,
insbesondere in den USA, wo er u. a. an den Universitäten New York (NYU), Cor-
NACHRUFE
hen in der Biographie eines Mannes, der nicht nur zu den überragenden Gelehrten
seines Faches, sondern auch zu den großen Menschen unserer Zeit gehört, die em
Stück Geschichte verkörperten und deren Bedeutung und gestaltender Einfluß weit
über die Grenzen ihres Faches hinaus wirksam war und ist. Moshe Barasch wurde
trotz seiner prekären physischen Konstitution aktives Mitglied der Haggana, der jüdi-
schen Militärorganisation, aus der dann nach der Staatsgründung die israelische
Armee hervorging, und gehörte einer Fluchthilfeorganisation (Bricha) an, die vielen
Hunderten von Juden die Ausreise ermöglichte und damit das Leben rettete. Als
Künstler bestand seine Aufgabe in der Fälschung von Pässen, die bei der Grenzpoli-
zei derartigen Anklang fanden, daß der einzige echte Reisepaß, der einmal dort vor-
gezeigt wurde, als Fälschung zurückgewiesen wurde. Nach 1945 arbeitete Barasch in
Italien und Deutschland unter Flüchtlingen und Vertriebenen sowohl als Mitglied
der Palmach (der kämpfenden Abteilung der Haggana) in der militärischen Auf-
klärung, als auch als Lehrer, insbesondere für Philosophie, in der geistigen Auf-
klärung. 1948 wanderte er in Palästina ein und nahm aktiv am israelischen Befrei-
ungskampf teil. Nach seinem Abschied vom Militär 1949 lehrte Barasch Kunst- und
Kulturgeschichte in verschiedenen Kibbuzim und machte sich durch zahlreiche Arti-
kel über Geschichte und Kunstgeschichte in Zeitschriften, Vorträge in der philoso-
phischen Gesellschaft und Vorlesungen über Ästhetik einen Namen.
In den 50er Jahren konnte Barasch seine Studien und Forschungen insbeson-
dere am Warburg Institute in London und bei Erwin Panofsky in Princeton wieder-
aufnehmen. Mit Panofsky verband ihn eine enge Freundschaft. Emen Ruf nach
Princeton als Nachfolger Panofskys lehnte er aber später ab, weil er seine Auf-
gaben in Israel nicht im Stich lassen wollte. Eine besonders enge Freundschaft und
philosophische Lerngemeinschaft verband ihn mit dem Philosophen Hugo Berg-
mann.
1956 wurde er an die Hebräische Universität Jerusalem berufen, zunächst mit
dem bescheidenen Lehrauftrag eines einzigen Kurses in Kunstgeschichte, dem dann
aber zwei Jahre später der Auftrag zur Gründung eines eigenen Departments folgte.
Was die Einrichtung des Faches Kunstgeschichte als akademische Disziplin im Rah-
men einer im Grunde bilderfeindlichen Kultur bedeutet und welche Widerstände
Barasch zu überwinden hatte, um dieses Fach von Grund auf inklusive Studiengang,
Bibliothek, Diathek und sonstige Lehr- und Lernmittel aufzubauen, ist schwer vor-
stellbar. Heute hat das Department für Kunstgeschichte an der Hebrew University
nicht nur internationalen Rang, sondern ist auch zum Ausgangspunkt weiterer
Gründungen geworden, so daß jetzt Kunstgeschichte an sämtlichen Universitäten
des Landes gelehrt wird. Darüber hinaus ist es Moshe BaraschsVerdienst, durch seine
zahlreichen Publikationen auch in hebräischer Sprache die terminologischen
Grundlagen kunstgeschichtlicher Erörterungen im Hebräischen geschaffen und
Kunst und Ästhetik als Gegenstand eines breiten öffentlichen Diskurses fest im gei-
stigen Leben Israels verankert zu haben. Mehr als 20 Dissertationen hat Barasch
während seiner akademischen Karriere allein Israel betreut.
Daneben lehrte Moshe Barasch an zahlreichen ausländischen Universitäten,
insbesondere in den USA, wo er u. a. an den Universitäten New York (NYU), Cor-