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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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I. Das Geschäftsjahr 2010
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Gesamtsitzung am 24. Juli 2010
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Reinkowski, Maurus: Das Mittelmeer und die islamische Welt
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0103
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24. Juli 2010 | 119

zwischen den Sitzungen über Themen, die auf den Sitzungen angeklungen sind und
auch über Manuskripte oder auch Vorträge, die Akademiemitglieder verfügbar
machen, diskutiert werden kann.
Aus Zeitgründen wird die Aussprache über dieses Thema auf die nächste Sitzung
verschoben.

WISSENSCHAFTLICHE SITZUNG
Frau Bruckner-Tudermann und die Herren Debus und Lehmann-Horn halten ihre
Antrittsreden.
HERR MAURUS REINKOWSKI HÄLT EINEN VORTRAG:
„Das Mittelmeer und die islamische Welt“ 1
Vor zwanzig Jahren feierten die demokratischen Nationen Europas den Fall der Ber-
liner Mauer als einen Sieg der Freiheit. Endlich sollte Artikel 13 der Allgemeinen
Erklärung der Menschenrechte von 1948 Geltung erlangen: „Jeder hat das Recht,
jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzu-
kehren.“ Die europäischen Staaten unternahmen schon vor 1990 den Versuch, die
Binnengrenzen durchlässiger zu machen. Der Schengenraum mit seinem Anliegen,
die stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen abzuschaffen, wurde aufge-
baut. Aber nicht nur innerhalb Europas wurde die Öffnung betrieben, sondern es
war seit den 1990er Jahren das strategische Ziel der Europäischen Union, mithilfe
mehrerer Initiativen einen Ring stabiler, befreundeter Staaten um die EU herum zu
etablieren und Länder ohne eine direkte Beitrittsperspektive an sich zu binden: Die
2004 installierte Initiative Europäischen Nachbarschaftspolitik (ENP) umfassst neben
den EU-Mitgliedsstaaten sämtliche Anrainerstaaten des Mittelmeers, aber auch ande-
re Staaten wie die Ukraine, Weißrussland, Moldawien, Armenien, Aserbaidschan und
Georgien. Die 2008 gegründete Union für das Mittelmeer wiederum umfasst die EU-
Mitgliedstaaten, die Mittelmeeranrainerstaaten sowie Mauretanien und Jordanien.
Die Öffnung innerhalb Europas und das Legen eines cordon sanitaire um die
Europäische Union wurde vom Schließen der Grenzen nach außen begleitet: Der
Schengenraum ist mittlerweile jenseits seiner Außengrenzen von einem vorgelager-
ten Sicherheitsgürtel umgeben, der eine Zusammenarbeit mit Drittländern erfor-
dert. Asyl und Zuwanderung wurden externalisiert. Im Wesentlich besteht diese
„Externalisierung“ in einem flexiblen Abwehrmechanismus, der auf immer weiter
von den EU-Grenzen entfernt hegende Gebiete ausgedehnt wird. Seit 2005 koordi-
niert die Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen
(FRONTEX) die Abfangaktionen auf See. Ihr Einsatzgebiet erstreckt sich von der

Überarbeitete schriftliche Fassung eines Vortrages, der am 24. Juli 2010 an der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften gehalten wurde.
 
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