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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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I. Das Geschäftsjahr 2010
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Antrittsreden
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Schäfer, Thomas: Antrittsrede von Herrn Thomas Schäfer an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2010
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0198
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214 | ANTRITTSREDEN
Antrittsrede von Herrn THOMAS SCHÄFER
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2010.


Sehr geehrter Herr Präsident, Sekretäre,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
Die Erwartungen an eine Antrittsrede vor einer und für
eine gelehrte Gesellschaft sind hoch, zumal das literari-
sche oder rhetorische Genus des de se ipse durchaus
Tradition hat. Gerade in diesem Zusammenhang wird
sie von der Selbstbetrachtung unversehens zur eigenen
Standortbestimmung. Das Problem dabei ist, dass gera-
de diese Form der Performanz eine Gratwanderung ist.
Fällt sie zu selbstgefällig aus, wird sie peinlich, bleibt sie

dagegen unterkühlt, ist ihr Informationsgehalt für den
Zuhörer bescheiden. Freilich will die Akademie ein neues Mitglied nicht nur wis-
senschaftlich kennen lernen, denn das hat sie mindestens partiell schon während der
Aufnahmeprozedur, sondern auch persönlich. Der Reiz liegt also darin, wie sich
Theorie und Praxis zueinander verhalten, also die Darstellung durch die Kommissi-

on und dann die Präsentation des Kandidaten al vexo. Um es gleich vorweg zu sagen,
ich habe kaum Spektakuläres zu berichten. Wie gut, dass erst im letzten Jahr
die Antrittsreden bis 2008 erschienen sind, so wird es vielleicht weitere Dekaden

dauern, bis die nächste Tranche auf den Weg gebracht ist.
Ich wuchs in Göttingen in einer behüteten und gutbürgerlichen Atmosphäre
auf, zu der Bildungsangebote ebenso gehörten wie das Durchstreifen des Hainbergs.
Der dortige Muschelkalk ließ bald eine reiche Sammlung entstehen, die zu einer
starken Affinität zur Geologie und die Paläozoologie führte. Daneben hatte ich
andere Interessen. Lesen und Musik wurden gefordert und sind mir wichtig geblie-
ben, auch wenn ich seit Studententagen nicht mehr aktiv Geige spiele.
Wie und warum kam ich zur Archäologie? Prägend waren meine Eltern, die
sich in den frühen 50er Jahren in Rom kennen gelernt und dort auch geheiratet hat-
ten. Meine Mutter als junge Studentin, mein Vater als schon erfahrener und weltge-
wandter Mann, der bereits in den 30er Jahren Deutschland hatte verlassen müssen
und dann bis 1944 als Pfarrer in Athen gewirkt hatte. Später war er in der theologi-
schen Fakultät in Göttingen im Fach Christliche Archäologie tätig. Früh nahmen
mich meine Eltern mit auf Reisen nach Italien und Griechenland. Sie erschlossen

mir auf diese Weise nicht nur die mediterrane Kultur in all ihren Aspekten, und
damit zugleich auch eine alternative Welt. Ungeheuer prägend waren Aufenthalte in
Ravenna, Pompei und in Sizilien, komplementär dazu passte der Besuch des huma-
nistischen Gymnasiums.
Schon vor dem Abitur war es für mich klar, dass die Klassische Archäologie das
Richtige für mich zu werden versprach. Meine Karriere verlief im Folgenden eini-
germaßen konventionell. Nach dem Abitur verbrachte ich einige Zeit in Rom, wo
 
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