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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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Thomsen-Fürst, Rüdiger: „ . . . unsere wonneduftende Flöte. . .“: Überlegungen zur Kammermusik mit Flöte am Hofe Carl Theodors in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0155
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8. Juli 2010 | 171

8. Juli 2010
RÜDIGER THOMSEN-FÜRST
„ ... unsere wonnedujtende Flöte... “
Überlegungen zur Kammermusik mit Flöte am Hofe Carl Theodors in Mannheim*
Ihren Ruhm und ihren Platz in der Geschichte verdankt die Musik der Mannheimer
Hofkapelle in erster Linie der Orchestermusik und mit Abstrichen auch
der Oper und der Kirchenmusik. Verglichen damit ist der Kammermusik der Kom-
ponisten aus den Reihen der Hofkapelle Carl Theodors vergleichsweise wenig
Beachtung geschenkt worden. Dies liegt zum einen daran, dass die musikhistorisch
relevanten Entwicklungen, für die der Begriff Mannheimer Schule steht, nicht auf
diesem Gebiet stattfanden. Berühmt war die Hofkapelle für ihre Orchesterkultur, für
die Präzision des großen Apparats und die darauf abgestimmte Musik. Über die Kam-
mermusikpflege am Mannheimer Hof liegen zudem nur spärliche Quellen vor. Zwar
sind zahlreiche Kompositionen überliefert doch weiß man wenig über konkrete Auf-
führungen. Musikalieninventare sind nicht erhalten und die wenigen zeitgenössischen
Berichte erwähnen dass, aber nicht was musiziert wurde.
Erhalten sind dagegen in großer Zahl die Druckausgaben, die in den Musik-
zentren des 18. Jahrhunderts also in Paris und London — später für eine kurze Zeit
auch in Mannheim — veröffentlicht oder durch Abschriften verbreitet wurden. Mit
einiger Vorsicht lassen sich aus diesem Corpus Rückschlüsse auf das Mannheimer
Kammermusik Repertoire ziehen.
Auffällig ist der große Anteil den Kompositionen für die Flöte daran haben.
Unter den bis 1778 in Mannheim entstandenen Werken finden sich nur sehr verein-
zelt solche für andere Blasinstrumente, dagegen entstanden Solo- und Triosonaten,
Duette und Trios mit bzw. für Traversflöte in sehr großer Zahl. Seit der Mitte der
1760er Jahre nehmen dann Flötenquartette einen prominenten Rang ein.
Die Sonderstellung der Flöte wird auch in der Wertschätzung deutlich, die
der Kurfürst Carl Theodor dem Instrument entgegenbrachte: Er selbst spielte es
auf hohem Niveau und wurde von Virtuosen ersten Ranges — von Matthias (auch
Martin Friedrich) Cannabich' (um 1690—1773) und Johann Baptist Wendling* 1 2
(1733—1797) — unterrichtet. Man kann Carl Theodors Instrumentenwahl zunächst
mit dem individuellen Geschmack des Kurfürsten begründen, doch befriedigt diese
Annahme letztlich nicht. Die folgenden Überlegungen wollen daher den Versuch
unternehmen, weitere Erklärungen für den großen Anteil der Flötenkammermusik
am Repertoire der Mannheimer Hofmusiker zu geben und die Rolle, die das Flö-
tenspiel im Rahmen der höfischen Repräsentation spielte, zu untersuchen.
Eine reicher bebilderte Fassung dieses Textes erscheint auch in der Zeitschrift Tibia. Magazin Jür
Holzbläser, voraussichtlich im dritten Heft (Juli) des 36.Jgs. (2011)
1 Vgl. Stephan Hörner, Art. „Cannabich“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart, zweite,
unbearbeitete Ausgabe herausgegeben von Ludwig Pinscher (im Folgenden zitiert als MGG2),
Kassel [u.a.] 1994—2008, Personenteil 4, Kassel [u.a.] 2000, Sp. 87—96.
2 Vgl. Emily Jill Gunson, Johann Baptist Wendling (1723—1797). Life Works, Artistery, and Influence, inclu-
ding a thematic Catalogue ojall his Compositions, Diss. Univ. ofWestern Australia 1999, S. 70—71.
 
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