182 | VERANSTALTUNGEN
niemand, äusser den zur Begleitung erforderlichen Tonkünstlern, eingelassen wird. In
Mannheim war ein besonderer Cabinetscopist, der sonst nichts als Trios und die auch
hinzugehörigen Quatros abschrieb.34 *
Ein solches „Quatro“ — von ihm als Flötenkonzert bezeichnet — hörte Schubart bei
seinem Besuch. Er folgt damit dem Sprachgebrauch der Zeit, wie er in verschiede-
nen gedruckten und handschriftlichen Quellen aufscheint und als Synonym für das
Flötenquartett den Begriff >Concertino< verwendet.'”
Das Flötenquartett war eine Variante des Quartettsatzes ohne Generalbass, der
sich lediglich durch seine Besetzung mit Flöte,Violine, Bratsche und Violoncello und
den daraus resultierenden Instrumentenspezifika, nicht aber in der großformalen
Anlage und in den Satztechniken von den frühen Streichquartettkompositionen
unterschied. Vermutlich wiederum von Paris ausgehend wurde diese Besetzungsva-
riante nach 1760 populär. Die ersten gedruckten Flötenquartetten dürften Christian
Ernst Grafs (1723—1804) sechs Quartette op. 2 sein, die 1760 in Paris erschienen.36
Es folgten eine ganze Reihe weiterer Werke, die entweder durch den Druck oder als
Manuskript Verbreitung fanden. Seit der Mitte der 1760er Jahre veröffentlichten
auch Mannheimer Komponisten Flötenquartette. Zunächst traten Christian Canna-
bich und Carl Joseph Toeschi hervor, die sich in dieser Zeit als Gäste des Herzogs
Christian IV. von Zweibrücken in Paris aufhielten (Toeschi 1762/63; Cannabich
1764/65). Später publizierten Ignaz Fränzl, Georg Metzger und Johann Baptist
Wendling weitere Sammeldrucke.
Dass Carl Joseph Toeschi zum wichtigsten Komponisten von Flötenquartetten
in Mannheim wurde — und das sowohl quantitativ als qualitativ — ist nur konsequent:
Die Organisation der Hofkapelle sah eine Arbeitsteilung vor, die den Kapellmeistern
(Oper, Kirchenmusik) und Konzertmeistern bzw. Direktoren der Instrumentalmusik
(Konzert, Ballett, Kammermusik) sehr präzise formulierte Aufgabenbereiche
zuwies.37 Die 35 bekannten Quartette von Toeschi belegen, dass er als Direktor der
34 Georg Joseph Vogler, Art. „Cammermusik“, in: Deutsche Encyclopaedie 4, Frankfurt a.M. 1780, S.
874-875, hier: S. 874.
” Als Beispiel läßt sich etwa ein Quartett Christian Cannabichs anfuhren, das in einem Sammel-
druck mit dem Titel Six Quartetti et Quintetti (RISM BII S.295; 1766) als Nr. 1 enthalten und in
den Stimmen als Concertino o Quartetto bezeichnet ist. Johann Baptist Wendlings drei Flötenquar-
tette op. 10 von 1781 tragen den Titel Trois Quatuors Concertants, in den Stimmen lautet die
Bezeichnung wiederum Concertino, eine handschriftliche Sammlung von sechs Quartetten Carl
Joseph Toeschis ist als VI Concertini bezeichnet (Marburg, Staatsarchiv Bestand 340, Schenck zu
Schweinsberg, Musikalien Nr. 48).
36 Vgl. Ute Omonsky, Art. „Graf“, in: MGG2, Personenteil 7, 2002, Sp. 1460—1464. Möglicherweise
muß die Datierung durch weitere Untersuchungen präzisiert werden und auch die Frage nach
der Autorschaft der Brüder Graf ist evtl, neu zu entscheiden.
j7 Vgl. Bärbel Pelker, „Ein >Paradies der Tonkünstler<? Die Mannheimer Hofkapelle des Kurfürsten
Carl Theodor“, in: Ludwig Finscher, Bärbel Pelker, Rüdiger Thomsen-Fürst (Hg.), Mannheim —
Ein Paradies der Tonkünstler? Kongressbericht Mannheim 1999 {= Quellen und Studien zur Geschichte
der Mannheimer Hofkapelle 8), Frankfurt a.M. [u.a.] 2002, S. 9—33.
niemand, äusser den zur Begleitung erforderlichen Tonkünstlern, eingelassen wird. In
Mannheim war ein besonderer Cabinetscopist, der sonst nichts als Trios und die auch
hinzugehörigen Quatros abschrieb.34 *
Ein solches „Quatro“ — von ihm als Flötenkonzert bezeichnet — hörte Schubart bei
seinem Besuch. Er folgt damit dem Sprachgebrauch der Zeit, wie er in verschiede-
nen gedruckten und handschriftlichen Quellen aufscheint und als Synonym für das
Flötenquartett den Begriff >Concertino< verwendet.'”
Das Flötenquartett war eine Variante des Quartettsatzes ohne Generalbass, der
sich lediglich durch seine Besetzung mit Flöte,Violine, Bratsche und Violoncello und
den daraus resultierenden Instrumentenspezifika, nicht aber in der großformalen
Anlage und in den Satztechniken von den frühen Streichquartettkompositionen
unterschied. Vermutlich wiederum von Paris ausgehend wurde diese Besetzungsva-
riante nach 1760 populär. Die ersten gedruckten Flötenquartetten dürften Christian
Ernst Grafs (1723—1804) sechs Quartette op. 2 sein, die 1760 in Paris erschienen.36
Es folgten eine ganze Reihe weiterer Werke, die entweder durch den Druck oder als
Manuskript Verbreitung fanden. Seit der Mitte der 1760er Jahre veröffentlichten
auch Mannheimer Komponisten Flötenquartette. Zunächst traten Christian Canna-
bich und Carl Joseph Toeschi hervor, die sich in dieser Zeit als Gäste des Herzogs
Christian IV. von Zweibrücken in Paris aufhielten (Toeschi 1762/63; Cannabich
1764/65). Später publizierten Ignaz Fränzl, Georg Metzger und Johann Baptist
Wendling weitere Sammeldrucke.
Dass Carl Joseph Toeschi zum wichtigsten Komponisten von Flötenquartetten
in Mannheim wurde — und das sowohl quantitativ als qualitativ — ist nur konsequent:
Die Organisation der Hofkapelle sah eine Arbeitsteilung vor, die den Kapellmeistern
(Oper, Kirchenmusik) und Konzertmeistern bzw. Direktoren der Instrumentalmusik
(Konzert, Ballett, Kammermusik) sehr präzise formulierte Aufgabenbereiche
zuwies.37 Die 35 bekannten Quartette von Toeschi belegen, dass er als Direktor der
34 Georg Joseph Vogler, Art. „Cammermusik“, in: Deutsche Encyclopaedie 4, Frankfurt a.M. 1780, S.
874-875, hier: S. 874.
” Als Beispiel läßt sich etwa ein Quartett Christian Cannabichs anfuhren, das in einem Sammel-
druck mit dem Titel Six Quartetti et Quintetti (RISM BII S.295; 1766) als Nr. 1 enthalten und in
den Stimmen als Concertino o Quartetto bezeichnet ist. Johann Baptist Wendlings drei Flötenquar-
tette op. 10 von 1781 tragen den Titel Trois Quatuors Concertants, in den Stimmen lautet die
Bezeichnung wiederum Concertino, eine handschriftliche Sammlung von sechs Quartetten Carl
Joseph Toeschis ist als VI Concertini bezeichnet (Marburg, Staatsarchiv Bestand 340, Schenck zu
Schweinsberg, Musikalien Nr. 48).
36 Vgl. Ute Omonsky, Art. „Graf“, in: MGG2, Personenteil 7, 2002, Sp. 1460—1464. Möglicherweise
muß die Datierung durch weitere Untersuchungen präzisiert werden und auch die Frage nach
der Autorschaft der Brüder Graf ist evtl, neu zu entscheiden.
j7 Vgl. Bärbel Pelker, „Ein >Paradies der Tonkünstler<? Die Mannheimer Hofkapelle des Kurfürsten
Carl Theodor“, in: Ludwig Finscher, Bärbel Pelker, Rüdiger Thomsen-Fürst (Hg.), Mannheim —
Ein Paradies der Tonkünstler? Kongressbericht Mannheim 1999 {= Quellen und Studien zur Geschichte
der Mannheimer Hofkapelle 8), Frankfurt a.M. [u.a.] 2002, S. 9—33.