Joachim Friedrich Quack | 213
reiten. Gerade noch rechtzeitig erkannte ich die fundamentale Unbeherrschbarkeit
dieses Themas und schwenkte auf ein völlig neues Thema um, das unter dem Titel
„Beiträge zu den ägyptischen Dekanen und ihrer Rezeption in der griechisch-römi-
schen Welt“ einen bizarren Parforce-Ritt vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis in die
europäische Renaissance bietet und eigentlich nur dem als Lektüre zu empfehlen ist,
der schon immer wissen wollte, wo der Zusammenhang zwischen dem Metrum des
byzantinischen politischen Verses und der Urgestalt der Salmeschiniaka liegt. Ein
Stipendium der Kalkhoff-Rose-Stiftung ermöglichte mir nach Ablauf meiner Stelle
noch die gesicherte Finanzierung bis zum Abschluß des Habilitationsverfahrens im
Februar 2003, bald darauf bot mir ein Heisenberg-Stipendium die Freiheiten für die
wohl schönste Phase einer wissenschaftlichen Laufbahn, die allerdings vorzeitig
transformiert wurde. Die Arbeit an der ersten in diesem Rahmen geplanten Mono-
graphie, nämlich einer Einführung in die demotische und gräko-ägyptische Litera-
tur, war bereits weit fortgeschritten, als mich Ende 2004 zunächst als Mitteilung von
der Fakultät und gerade vor Weihnachten offiziell vom Ministerium der Ruf nach
Heidelberg erreichte, wo ich seit dem Sommersemester 2005 tätig bin.
Derzeit treibt mich forscherisch weiterhin der Impuls an, der in meiner
Kopenhagener Zeit bleibende Wurzeln geschlagen hat, nämlich die Erschließung der
enormen Textquellen, die in Papyrusfragmenten aus Tempelbibliotheken des späten
Ägypten erhalten, aber weitestgehend unveröffentlicht sind. Forschungsreisen führen
mich weiterhin um die Welt auf der Suche nach zusammengehörigen Fragmenten,
wobei das Buch vom Tempel stets einen wichtigen, aber keineswegs den einzigen
Platz einnimmt. Auch die Heidelberger Papyrussammlung selbst hält spannende
Überraschungen bereit, so arbeite ich derzeit an einem Papyrus mit Anrufungen an
den vergöttlichten Weisen Imhotep, der Jahrhunderte älter als sonstige vergleichbare
Texte ist. Ein anderer Heidelberger Text steht drauf und dran, sich als weltweit älte-
ster bekannter literarischer Text in demotischer Schrift überhaupt zu erweisen, auch
wenn er, so fürchte ich, vor allem einen schmutzigen Witz enthält.
Daneben habe ich auch einen großen offenen Wunsch, in Zusammenarbeit mit
einem interessierten altphilologischen Kollegen einmal eine große kommentierte
zweisprachige Edition aller Angaben der klassischen Autoren über das Alte Ägypten
herauszubringen; gerade bei den Schwerpunkten meiner Arbeit im späten Ägypten
habe ich das hier noch zu hebende Potential klar wahrgenommen. Gleichzeitig ist
meine Forschungsarbeit durch die Einbindung von Projekten in den SFB „Ritual-
dynamik“ sowie das Cluster „Asia and Europe in a global Perspective“ auch inter-
disziplinär vernetzt.
Die Zuwahl in die Heidelberger Akademie, zumal in relativ jungen Jahren, ist
für mich nicht nur eine große Ehre, sondern auch ein Ansporn für meine weiteren
Aktivitäten. Gleichzeitig habe ich bei den bisher miterlebten Sitzungen die Akade-
mie bereits als Stätte eines freien und niveauvollen Gedankenaustausches und als
Oase des Geistes in einem oft hektischen und aktionistischen Universitätsbetrieb zu
schätzen gelernt. Für diese Chance gilt ihnen allen mein herzlichster Dank.
reiten. Gerade noch rechtzeitig erkannte ich die fundamentale Unbeherrschbarkeit
dieses Themas und schwenkte auf ein völlig neues Thema um, das unter dem Titel
„Beiträge zu den ägyptischen Dekanen und ihrer Rezeption in der griechisch-römi-
schen Welt“ einen bizarren Parforce-Ritt vom 3. Jahrtausend v. Chr. bis in die
europäische Renaissance bietet und eigentlich nur dem als Lektüre zu empfehlen ist,
der schon immer wissen wollte, wo der Zusammenhang zwischen dem Metrum des
byzantinischen politischen Verses und der Urgestalt der Salmeschiniaka liegt. Ein
Stipendium der Kalkhoff-Rose-Stiftung ermöglichte mir nach Ablauf meiner Stelle
noch die gesicherte Finanzierung bis zum Abschluß des Habilitationsverfahrens im
Februar 2003, bald darauf bot mir ein Heisenberg-Stipendium die Freiheiten für die
wohl schönste Phase einer wissenschaftlichen Laufbahn, die allerdings vorzeitig
transformiert wurde. Die Arbeit an der ersten in diesem Rahmen geplanten Mono-
graphie, nämlich einer Einführung in die demotische und gräko-ägyptische Litera-
tur, war bereits weit fortgeschritten, als mich Ende 2004 zunächst als Mitteilung von
der Fakultät und gerade vor Weihnachten offiziell vom Ministerium der Ruf nach
Heidelberg erreichte, wo ich seit dem Sommersemester 2005 tätig bin.
Derzeit treibt mich forscherisch weiterhin der Impuls an, der in meiner
Kopenhagener Zeit bleibende Wurzeln geschlagen hat, nämlich die Erschließung der
enormen Textquellen, die in Papyrusfragmenten aus Tempelbibliotheken des späten
Ägypten erhalten, aber weitestgehend unveröffentlicht sind. Forschungsreisen führen
mich weiterhin um die Welt auf der Suche nach zusammengehörigen Fragmenten,
wobei das Buch vom Tempel stets einen wichtigen, aber keineswegs den einzigen
Platz einnimmt. Auch die Heidelberger Papyrussammlung selbst hält spannende
Überraschungen bereit, so arbeite ich derzeit an einem Papyrus mit Anrufungen an
den vergöttlichten Weisen Imhotep, der Jahrhunderte älter als sonstige vergleichbare
Texte ist. Ein anderer Heidelberger Text steht drauf und dran, sich als weltweit älte-
ster bekannter literarischer Text in demotischer Schrift überhaupt zu erweisen, auch
wenn er, so fürchte ich, vor allem einen schmutzigen Witz enthält.
Daneben habe ich auch einen großen offenen Wunsch, in Zusammenarbeit mit
einem interessierten altphilologischen Kollegen einmal eine große kommentierte
zweisprachige Edition aller Angaben der klassischen Autoren über das Alte Ägypten
herauszubringen; gerade bei den Schwerpunkten meiner Arbeit im späten Ägypten
habe ich das hier noch zu hebende Potential klar wahrgenommen. Gleichzeitig ist
meine Forschungsarbeit durch die Einbindung von Projekten in den SFB „Ritual-
dynamik“ sowie das Cluster „Asia and Europe in a global Perspective“ auch inter-
disziplinär vernetzt.
Die Zuwahl in die Heidelberger Akademie, zumal in relativ jungen Jahren, ist
für mich nicht nur eine große Ehre, sondern auch ein Ansporn für meine weiteren
Aktivitäten. Gleichzeitig habe ich bei den bisher miterlebten Sitzungen die Akade-
mie bereits als Stätte eines freien und niveauvollen Gedankenaustausches und als
Oase des Geistes in einem oft hektischen und aktionistischen Universitätsbetrieb zu
schätzen gelernt. Für diese Chance gilt ihnen allen mein herzlichster Dank.