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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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I. Das Geschäftsjahr 2010
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Antrittsreden
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Schäfer, Thomas: Antrittsrede von Herrn Thomas Schäfer an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 17. April 2010
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0200
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ANTRITTSREDEN

legte zugleich den Grundstein zu Freundschaften und intensiven Kontakten mit ita-
lienischen Wissenschaftlern, die für meinen weiteren Werdegang entscheidend sein
würden.
Ich hatte das Glück, mit meiner Dissertation das Reisestipendium des Deut-
schen Archäologischen Instituts für das Jahr 1982/3 zu erhalten. Hierzu gesellte sich
freilich gleich em weiterer Glücksfall, der mein weiteres Leben bestimmte. Meine
Frau, die gleichzeitig bei Tomo Hölscher promoviert wurde, erhielt das gleiche Sti-
pendium und so konnten wir das Reisejahr in besonders intensiver Weise zu zweit
genießen und wissenschaftlich nutzbar machen: übrigens erstmalig in der über
100jährigen Geschichte dieser Institution als verheiratetes Paar. Die Folge war aller-
dings, dass wir ein Jahr später bereits zu dritt waren: gegen Ende der Reise wurde
auf der Tiberinsel unser erster Sohn geboren.
Das Reisestipendium hat den gewaltigen Vorteil, dass man zahlreiche Grabun-
gen und Museen rund ums Mittelmeer intensiv und im Zusammenhang kennen
lernt und so den Grundstock zu neuen Interessen legen kann. Em angenehmer
Nebeneffekt ist aber auch, dass man auch mit den verschiedenen Abteilungen des
DAI bekannt wird. Und so kam es, dass ich nur kurze Zeit später in der Abteilung
Athen als Referent anfangen konnte. Mein Aufgabenbereich lag neben der Wissen-
schaftsverwaltung vor allem in der Photoabteilung. Das bedeutete in der Praxis, dass
ich zusammen mit einem professionellen Photographen nicht nur auf den Instituts-
grabungen Olympia, Samos und Kerameikos, sondern auch in zahlreichen Museen
in ganz Griechenland Neuaufnahmen anfertigen konnte. Es erübrigt sich zu sagen,
dass durch dieses Privileg meine Denkmälerkenntnis gerade in dem zentralen
griechischen Bereich erheblich zunahm und ich mich hier nach einem Habilita-
tionsthema unischauen konnte.
Nach 5 V2Jahren waren wir wieder in Deutschland, inzwischen als 6-köpfige
Familie, und zunächst arbeitslos, da mir auf meine Bewerbungen beschieden wurde,
leider sei ich mit 35 Jahren für eine Assistenz zu alt. Nach einiger Zeit kam ich in
Köln bei einem epigraphischen Projekt von Werner Eck unter. Dann gelang es, über
Hans v. Steuben in Frankfurt ein DFG-Projekt zu erhalten, mit dem ich mich 1995
habilitieren konnte.
Da in der Klassischen Archäologie die griechische und die römische Kultur
nicht nur gleichberechtigt neben einander stehen, sondern sich auch in vielfacher
Weise komplementär zu einander verhalten, hielt und halte ich es nach wir vor für
wünschenswert, die Qualifikationsschriften auf beide Bereiche zu verteilen. Dies
bedeutete für mich einen Fokus auf die griechische Bildsprache, und zwar im Hin-
blick auf Darstellungen, die zeitgenössische Realität bei oberflächlicher Betrachtung
direkt wiederzugeben scheinen, faktisch davon aber bewusst abweichen. Gut zu
exemplifizieren schien mir das im Bereich der Darstellungen von Schlachtszenen
und Kriegern in klassischer Zeit. Dabei wurde deutlich, dass nicht nur die Kampf-
weise, sondern auch Tracht und Bewaffnung stark von der Realität ab weichen und
anderen Kriterien unterworfen sind. Ihre inhaltliche Bedeutung erschloss sich dem
Betrachter innerhalb eines komplexen semantischen System und konstituierte das
Bild der gesellschaftlich vorbildhaften Andres Agathoi.
 
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