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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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20. Klöster im Hochmittelalter: Innovationslabore europäischer Lebensentwürfe und Ordnungsmodelle (Heidelberg/Eichstätt)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0303
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Klöster im Hochmittelalter

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Zum 1.7.2010 nahm die Heidelberger Forschungsstelle „Klöster im Hochmittel-
alter“ ihre Arbeit auf.
Der Heidelberger Projektteil verfolgt einen grundlegend neuen Forschungs-
ansatz: Es werden nicht nur Konzepte monastischer Ordnungsmodelle analysiert,
sondern auch Wege und Formen der realen Umsetzung in der Gesellschaft und
die Wechselwirkung mit der politischen und gesellschaftlichen Ordnung untersucht.
Im 12. und 13. Jahrhundert wirkten diese monastischen Ordnungsvorstellungen
in die Welt und wurden als Folie für neue Gesellschaftsentwürfe propagiert. Für
die gemeinsame Projektarbeit wurde deshalb - zunächst durch Dr. Stefan
Burkhardt alleine (Frau Julia Dücker stößt nach erfolgter Promotion am 1. Januar
2011 hinzu) — mit der theoretischen Durchdringung und dem Aufbau einer umfang-
reichen Datenbank zu Kernbegriffen des Projektes — wie etwa „Reform“ oder
„Innovation“ — begonnen. Darüber hinaus war die Tätigkeit durch den Aufbau der
Forschungsstelle und die Konfiguration der Projektinfrastruktur geprägt.
Das erste, von Dr. Burkhardt bearbeitete Teilprojekt widmete sich der Unter-
suchung und Edition der Vita Arnolds von Selenhofen, des Erzbischofs von Mainz
(gest. 1160). Der Text ist ganz aus dem Geist reformkanonikal-monastischer Grund-
ideen heraus entstanden. Die Vita zeigt, wie Arnold seine Amtsherrschaft nach die-
sen Normen ausrichtete und führt in geradezu dramaturgischer Weise vor Augen, an
welche Grenzen dieses Unternehmen stieß. Der Durchführung des Teilprojektes
diente der Aufbau einer entsprechenden Literatur- und Quellendatenbank, die
Beschaffung und Sichtung von Handschriftenabzügen, die Erarbeitung eines ersten
verlässlichen Editionsstandes, und der Beginn der Arbeit an kritischem Apparat und
Übersetzung. Die Sichtung weiterer Archivbestände ermöglichte eine Archivreise
von Dr. Burkhardt im September 2010 in das Staatsarchiv Venedig, auf der auch wei-
tere Kooperationspartner gewonnen werden konnten. Eine breitere Vernetzung des
Teilprojektes ist auch durch die Mitarbeit von Dr. Burkhardt im Rahmen der durch
die Germania Sacra geplanten Herausgabe von Mainzer (Erz)bischofsviten gewähr-
leistet.
Das zweite Heidelberger Teilprojekt wird ab Januar 2011 durch Frau Julia
Dücker bearbeitet. Als erstes Werk wird das „Bonum universale de apibus“ („Bie-
nenstaat“) des Dominikaners Thomas von Cantimpre (gest. ca. 1270) ausgewertet
und kritisch ediert. Bei dieser Schrift handelt es sich um ein auf den ersten Blick
ganz ungewöhnliches Deutungsmodell des irdischen „Staatswesens“. Anhand der
Ordnung eines Bienenvolks stellte Thomas die Struktur der geistlichen Herrschaf-
ten, ihrer Organisation sowie des Lebens und der Aufgaben der „Untergebenen“ dar.
Es war das ausgesprochene Ziel von Thomas, damit einen Ordnungsentwurf für die
„neue Welt“ zu schaffen und anzubieten. Zur Vorbereitung der Untersuchung wurde
bereits mit dem Aufbau einer Datenbank mit Forschungsliteratur zu Leben, Wirken
und geistigem Umfeld des Thomas von Cantimpre begonnen.
 
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