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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
sichtigkeit der wolgeachtesten burger. Dann als wir unlangs von eyffers
wegen des glaubens und grosser gütthat z * z, uns von ynen bewisen, hatten
den Rhadt daselbet uffs fleissigest, so wir vermochten, ermant, das sye
nit etwas mit unbedachter eyl ordnen wölten in so grosser ernstlicher
und gefärlicher sachen des glaubens, das sye hernaher möchte gerewen 5
oder sich sein schämmen, haben sye uns uff diße meynung geantwort:
Sye weren nit unyndenck, das sye Christen seind, und weren auch bereit,
für den glauben, so sye von iren ältern a empfangen hetten, zu beschützen,
ir blut und leben zu vergiessen. Auch nit glauben, das die überheylig
kirch solte in so grossen geheymnüssen unsers glaubens also vil hundert 10
jar so schändtlich geirrt haben. Vil weniger, das das Evangelion von
nyemant solte bißhär verstanden sein, als vil verfürer unverschampt
schreyen. Zu dem allem die sach vil wichtiger sein, dann das sye darin
etwas solten oder möchten setzen. Aber seitenmal die sach die gantz christ-
lich Gemeyn b belanget und also des handels örterung eim gemeynen 15
Concilio angepüre, sich c bereit sein, wo die überheylig kirch anzeyget
geirret sein, als dann irem geheissz, wie sye bitzhär thon haben, zu gehor-
sammen. Mitlerzeit d aber würden sye nit leiden, das von den iren eins
fingers breyt von den satzungen, die die gemeyn Kirch geben und an-
genommen hatt, unbetrachtlich würde abgewichen. Was künde aber, 20
O allerfrummster Bischoff, mer fürsichtig, gottselig und christlich sein,
dann diße antwort ist?
ix Dieweil aber nit on ist, es seind falsche bößwillige ankläger und
schwetzer, die sye, wie auch andere unsere Eydgenoßen, die gleichs synns
und gemüts seind, als feind des Evangelii fälschlich zu verklagen und 25
ußtragen, sich nit schewen, seind wir betten worden, von dißen dingen
B 2 a ein offentlichen kampff zu halten. Das wir doch fürwar un-|willig thon
haben. Zum meysten darumb, das ich wenig weyssz durch solchen
streit christlich lieb gefürdert werden. Darnoch auch, das wir kein zwei-
fel haben, wir werden kost und arbeit verlieren e. Dann was einiger 30
hoffnung möchte sein von denen, die die allerheyligisten und gelerte-
sten vätter verlachen, die den allerheyligisten Concilien abston, die zu-
letst die Kirch selb auch nit hören, das sye ein besseren verstandt würden
annemen ?
x Aber seitenmal sye gar nah täglich in iren übpredigen f zum groben 35
volck ire hauffen zum spitz füreng und ordenen und mit schelten und
geschrey yederman zum streit erfordern, uff das sye nitt lächerlich h ver-
meynten, yederman förchtet sye, das nyemant dörffte i mit ynen den
2) magna in nos collata beneficia (Or). - a) a maioribus suis (Or). - b) res publica
(Or). - c) sese in Acc.c.Inf., besser: sie. - d) Interim (Or). - e) lusuros nos oleum
et operam (Or). — f) declamationes (Or). - g) suas copias in aciem deducant (Or). -
h) omm. vt hactenus (nach: lächerlich) (Or). - i) audere (Or).
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
sichtigkeit der wolgeachtesten burger. Dann als wir unlangs von eyffers
wegen des glaubens und grosser gütthat z * z, uns von ynen bewisen, hatten
den Rhadt daselbet uffs fleissigest, so wir vermochten, ermant, das sye
nit etwas mit unbedachter eyl ordnen wölten in so grosser ernstlicher
und gefärlicher sachen des glaubens, das sye hernaher möchte gerewen 5
oder sich sein schämmen, haben sye uns uff diße meynung geantwort:
Sye weren nit unyndenck, das sye Christen seind, und weren auch bereit,
für den glauben, so sye von iren ältern a empfangen hetten, zu beschützen,
ir blut und leben zu vergiessen. Auch nit glauben, das die überheylig
kirch solte in so grossen geheymnüssen unsers glaubens also vil hundert 10
jar so schändtlich geirrt haben. Vil weniger, das das Evangelion von
nyemant solte bißhär verstanden sein, als vil verfürer unverschampt
schreyen. Zu dem allem die sach vil wichtiger sein, dann das sye darin
etwas solten oder möchten setzen. Aber seitenmal die sach die gantz christ-
lich Gemeyn b belanget und also des handels örterung eim gemeynen 15
Concilio angepüre, sich c bereit sein, wo die überheylig kirch anzeyget
geirret sein, als dann irem geheissz, wie sye bitzhär thon haben, zu gehor-
sammen. Mitlerzeit d aber würden sye nit leiden, das von den iren eins
fingers breyt von den satzungen, die die gemeyn Kirch geben und an-
genommen hatt, unbetrachtlich würde abgewichen. Was künde aber, 20
O allerfrummster Bischoff, mer fürsichtig, gottselig und christlich sein,
dann diße antwort ist?
ix Dieweil aber nit on ist, es seind falsche bößwillige ankläger und
schwetzer, die sye, wie auch andere unsere Eydgenoßen, die gleichs synns
und gemüts seind, als feind des Evangelii fälschlich zu verklagen und 25
ußtragen, sich nit schewen, seind wir betten worden, von dißen dingen
B 2 a ein offentlichen kampff zu halten. Das wir doch fürwar un-|willig thon
haben. Zum meysten darumb, das ich wenig weyssz durch solchen
streit christlich lieb gefürdert werden. Darnoch auch, das wir kein zwei-
fel haben, wir werden kost und arbeit verlieren e. Dann was einiger 30
hoffnung möchte sein von denen, die die allerheyligisten und gelerte-
sten vätter verlachen, die den allerheyligisten Concilien abston, die zu-
letst die Kirch selb auch nit hören, das sye ein besseren verstandt würden
annemen ?
x Aber seitenmal sye gar nah täglich in iren übpredigen f zum groben 35
volck ire hauffen zum spitz füreng und ordenen und mit schelten und
geschrey yederman zum streit erfordern, uff das sye nitt lächerlich h ver-
meynten, yederman förchtet sye, das nyemant dörffte i mit ynen den
2) magna in nos collata beneficia (Or). - a) a maioribus suis (Or). - b) res publica
(Or). - c) sese in Acc.c.Inf., besser: sie. - d) Interim (Or). - e) lusuros nos oleum
et operam (Or). — f) declamationes (Or). - g) suas copias in aciem deducant (Or). -
h) omm. vt hactenus (nach: lächerlich) (Or). - i) audere (Or).