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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0067
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

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nit nach seinem willen, sonder des rechten herren Gottes verwaltet.

Es ligt ye Gott am hertzen und nit am eüsserlichen. Mancher hat eüsser-
lich nichts und ist doch darumb kein Christ. Abraam hat eüsserlich
vil und war doch ein worer Christ, hatt allen dingen uffgesagt, war ein
warer jünger Christi, wiewol der im fleysch noch künfftig was. Diße 5
expostion gibt uns nit unser oder anderer menschen gedycht, sonder
die schrifft selb, und ist gar weit worer lieb und frummkeit dyenst-
licher dann die ewere, nach der ir also das zeitlich verlassen, das sein
uff erden nyemant mer mit minder arbeit besitzet und offt unbesserlicher
neüsset 67.| 10

D 1 a Diße drey stück hab ich exempels weiß wöllen ynfüren, damit ich
Ußlegung der schrifft anzeygte, welcher weiß wir die schrifft ußlegten 68, nammlich nur durch

andere ort der schrifft und mit uffsehen, ob es sich also wolle reimen zu
der hauptsumm des gesatz und der phropheten: Hab Gott lieb von gantzem
hertzen und den nechsten als dich selb [Lc 10,27]. Dann ye wor ist, das 15
ii. Pet. i. [20] Petrus schreibt, kein prophetzeyder schrifft geschicht nach menschlicher

ußlegung,, und was wir weiter, dann die Aposteln verklärt haben,
wissen sollen, soll uns Gott offenbaren etc. Philip, iii. [15]. Darumb
es sey vätter oder sün, wo sye nitt mitt andern orten der schrifft die
örter, so vilicht etwas dunckel seind, verklären, sonder ir eygen won 20
und gutduncken anzeygen, halten wir sye, wie es die heyligen alten
vätter begert haben, nemmlich, geben ynen nit glauben, darumb das
sye also schreiben. Dann ye sye sich selb so offt bekennen, vil örter der
schrifft nit recht verstanden haben. Also wer ein erbar christen gemüt
hat und mag dem heyligen geist die eer geben, das er seine schrifft, die 25
er den einfeltigen geschriben hat, und ynen zur leer geschriben häbe 69,
so klar und hell geschriben, das mit seiner gnaden hilff ein yeder Christ
wol möge verston alles, das ym zum heyl dyenet, der würt uns ye nit
verargen, das wir schrifft durch schrifft ußlegen und blossz menschen
gedycht nit wöllen annemen, nemmlich so doch Paulus so klärlich 30
spricht: Nyemant weyssz die göttliche ding, dann der geist Gottes i. Cor. ii. [11].
Also sagen wir zum beschlussz, entweders zeyg an, wo wir der schrifft
ein nasen machen 70 und uns allein des scheins der schrifft behelffen,
oder lassz dein schelten sein, wiltu anders vom erbarn verstandt nit
geacht werden ein man der wol sagt und schreibt, was er will, mag 35
aber solchs nit beybringen.

67. Und oft auf eine der Besserung weniger förderliche Weise genießt.

68. Vgl.J. Müller: M. Bucers Hermeneutik. 1955 (ungedr. Diss.). S. 98ff.

69. Vgl. Ro 15,4.

70. Die in der Reformationszeit beliebte Redewendung, der Schrift eine Nase
machen, bedeutet, ihr ein anderes Aussehen bzw. eine andere Deutung geben, als
sie eigentlich verlangt. Vgl. Grimm, s. v.
 
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