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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0136
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

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mache weiß zum heyl und sey nütze zur leer, zur straff, zur besserung, zur
züchtigung in der gerechtigkeit, das ein mensch Gottes sey on wandel zu | allem
gutem werck geschickt, ii. Timoth. iii. [16f.]. und der Treger soll sagen, alle
ketzerey kumme dahär. O wie ein verzweyfelte lesterung ist das. Uß
5 der philosophey, eygenem stoltz, dahär seind alle ketzereyen kummen und
aber durch die göttlich schrifft undertrucket. Welche, so sye alles guts
leret und alles böses straffet, ist es genug und me wann genug, das wir
uns uff sye berüffen und auch allein durch sye wöllen überwunden wer-
den.

10 Aber wenn mit den armen leüten, denen das heylig wort Gottes
zu schmähen so ein leicht ding ist, etwas zu handlen, wolt ich doch sye
gern fragen, uß welcher schrifft die Symoneyischen ketzer, die uff-
erstentnüß verleücket haben? Item die Ebioniten alle Episteln Pauli
verworffen? Item die Cerinthii ire tauset lüstjar und heymliche offen-
15 barungen? Item der Basilides seine propheten Barchaban und Barchob?
Aber was soll ich mitt dem Treger und seim gesynd davon reden, wann
es der grossen geygen eine were, ein schön gesang und fröliche zech?
Umb der einfaltigen willen, seitenmal der Treger droben in seiner Epistel
der heyligen schrifft gleiche schmähung hatte zügeschriben und mer
20 gesetzet, es sey nit als schwer als vilicht unmüglich ein streitigen mitt
der schrifft zu überwinden 258, will ich etwas weiters von dißem handelen
und klärlich beweisen, das ein yeder ketzer und yrriger soll und mag mit
der Biblischen schrifft allein gestrafft, überwunden und geschweygt
werden.

25 Ein Ketzer verston wir, der ein mißglauben etwan in eim stuck oder
mer hat und will sich davon nit weisen lassen und macht ym also ein
eygene seckt und parthey. Gegen einen solchen mag nun und soll in
zweyerley weg gehandelt werden. Zu ersten mit ym, dem Ketzer, das
man yn wider uff eine recht ban möchte bringen, so würde man, wann
30 in dem gelänge, leichtlich durch yn auch alle die härwiderbringen, so
durch yn verfürt seind. Mag es aber mit ym nit sein, so ist der ander
weg, gegen ym zu handlen, das man sehe, so er ye will verstockt bleiben
und der warheit sich nit begeben, wie dann solche offt in verkerten synn
geben werden 259, das sye der warheit gar beraubt werden und in yrr-
35 thumb bleiben, das man dann durch das helle wort Gottes ym seinen
tandt allenthalb widerfechte und an tag bringen. Uff das man doch deren
ettlich möge ym abfellig und der warheit wider anhängig machen, so er
verfürt hat.

Also hat man im Concilio zu Nicea wider den Arrium gehandelt. Durch
40 die schrifft erstlich ym selb sein yrrthumb anzeygt. Do das nitt mochte
helffen an ym, hatt man darnach mitt den andern, so durch yn verfürt

L 4 b

Ketzergläubige

Wer ein keiner sey

Wie die Ketzer zu
überwinden

258. Vgl. oben, S. 44, Z, 30ff.

259. Vgl. Ro 1,28.
 
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