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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0244
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GETREWE WARNUNG GEGEN JACOB KAUTZ

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dargeben, aber den synn und die meynung, so die Biblische schrifften
fürgeben und reden alle, die auß Gott | reden, das heyßt Paulus und A 6 a
andere das wort Gottes. Dises aber mag nieman fassen und mit glauben
annmen, er hebe dann innerliche oren, es zu hören. Der natürlich mensch
5 vernimpt je nicht was von Gott ist. i. Corint. ii [14], es muß ein gut
erdtrich sein, das ist ein hertz mit dem geyst Gottes begabet, das das
wort Gottes recht entpfahe. Und ist nicht das ausserlich wort gleich
als ein karch 10, damit der geyst Gottes ins hertz gefüret werde, als etlich
yetz schreiben. Der pflantzet ye und der begeüsset sind bede nichts, Gott ists,

10 ders wachsen macht, i. Corin. iii [7], sie müssen alle von Gott geleret
sein. Jesa. liiii. [13]. Darumb wen Gott zum leben verordenet hat, den
berufft er auch zu seiner zeit, gibt im seinem wort zuglauben. Rom. viii.

[30]. Act. xiii. [48]. Auch Act. xvi. [14] lesen wir von Lidia der purpur-
kremerin, das ir der Herr das hertz auffthet, das sie acht hatte auff das
15 Paulus sagte.

Diß ist unser glaub vom wort Gottes, den wir darumb haben wöllen
anzeygen, das etliche verwürrete leüt hie auff umblauffen und sagen,
des Kautzen Artickel seyen wider unser und die mit uns einhellig
predigen Evangelion gesetzet. Ist dann diser erster Artickel wider ge-
20 setzten unsern glauben, so ist er auch wider anzogene schrifft, darauff
unser glaub besteht, wir können zwar nicht sagen, ob diser Artickel
wider oder mit uns sey. Der Denckisch geyst hat die weise, so der
heylig war geyst Chri-| sti, sein Evangelion sey lauter und klar, allen A 6 b
Creaturen prediget, das es die erwelten wol so viel in gut fassen mögen,

25 das er sein ding so dunckel und verwicklet dar gibt, das sein entlich
meynung nieman drauß nemen mag, dann dem ers vileicht selb baß
erkleret 11. Das zeüget wol sein büchlin vom gesatz, das freilich noch
keyn Denckischer verstanden hat, der Denck habe im dann solichs
anders, dann ers im büchlin hat dargethon, erkleret.

30 Der Müntzer, hören wir sagen, und seine jünger haben etlich geheym-
nüß under inen von der lebendigen stymm Gottes, hat der Kautz etwas
darauff deüten wöllen, wer Christlich gewesen, er hets lautterer dar-
gethon. Aber Denck redet auch also von der schrifft in seinem büchlin
vom gesatz Gotes, das disem spruch Pauli: sie kan dich weiß machen zur
35 seligkeit durch den glauben in Christo Jesu, übel mitstymmet 12. Doch ists
alles also gesetzet, das mans wenden und keren kan wie man wil und
nach dem mans verantworten muß. Der freye geyst der gut einfeltig

10. Karren.

11. Vgl. auch das Urteil Nikolaus Gerbels in seinem oben angeführten Bericht
über die Straßburger Disputation: Denckius ... admirabili obscuritate omnia obscura-
bat, vt ego credam inter ducentos vix vnum intellexisse, quid sibi voluerit. - Ähnlich
Capito: negat, affirmat, inficiatur mira industria (CR 95, Zw 8, S. 819, Nr. 564).

12. Vgl. hierzu Dencks Ausführungen, a.a.O. S. 39.
 
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