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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0260
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GETREWE WARNUNG GEGEN JACOB KAUTZ

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Das ist wol war, so lang wir nicht dahyn kummen, das wir gantz eins
willens mit dem Vatter seind, so lang ist die frucht des leidens Christi
yhn uns noch nicht vollendet. Aber so wir ein gnädigen Gott haben, der
uns durch seinen geyst füret und gewißlich zu seiner zeit uns gantz
5 heylig und unstrefflich machen wil, so ist yhm schon gentzlich für uns
durch das leiden Christi genug geschehen und seind yhm warlich ver-
sünet, ob wir gleich von oleyb 41 wegen der sünd noch nicht höchsten
lust haben, dem ewigen willen zu gehorchen, sonder mit viel schwacheit
noch umbgeben seind. Uber den Sechsten Artickel haben wir gesagt,

10 wo gar nichts guts ist, da ist auch noch keyn glaub Christi, doch so
wirdt keyn gut nymmermeher erlangt werden, dann durch den glauben
Christi, darumb wolten wir die wurtzel alles gutten gern vor allem
gepflantzet haben. Und machen keyn Abgott uß Christo unserm hey-
and, leeren nicht, das man üppig lebe und doch sich vertröst, durch
15 yhn selig zu werden, als uns dise leüt zumessen, dann waren glauben
predigen wir, derselbig leidet nicht, das man in üppigkeit on alle forcht
lebe. Wo man sich durch Christum Göttlicher gnad vertröstet, da ken- |
net man sie auch, wo man sie kennet, mag dem fleysch der zaum nicht C 5 a
so gar gelossen werden, obwol bey allen heyligen täglich brechen und
20 sünd seyn.

Es ist dem geyst, der dise leüt treibet, umb die erlösung Jesu Christi
zu thun, möcht er die zunicht machen und die leüt wider auff yhr werck
ziehen, wüst er wol, das er gewunnen hette, dann rechte gute werck der
lieb folgen dann nicht, so dienen die andern gleissenden alleyn zu ver-
25 fürung. Die alten munch sahen auch, das viel falscher Christen waren,
die üppig lebten, sie woltens mit gepotten und wercken bessern; wie
inen das geratten ist, haben wir leyder gesehen. Es geradt disem neüwen
taufforden noch viel übeler, dann im anfang und under so wenigen
solche frücht sich schon allen tag sehen lassen, das es leyder ye zu grob
30 ist.

Darumb, lieben brüder zu Wurmbs und anderswo, secht eüch für,
glaub on alle werck ist ein falscher, lerer won, werck on glaub ist ein
pharisaische gifftige verfürung. On glaub an unsern Herren Jesum
Christum ist nichts guts, der glaub ist nun wenigen noch geben, noch
35 weniger haben in etwas starck und krefftig und nieman volkummen.
Darumb nicht wunder, das man wenig lieb und gute werck syhet, wie
will mans bessern? den Vatter müssen wir getrewlich anrüffen, unsere
nechsten leren, war-| nen und ermanen und mit gutem fürbild reytzen, C 5 b
mehr künden wir nicht thun, der Vatter muß ziehen alle, die zum sun
40 kummen sollen. Wirdt yeman sein boßheit damit wöllen vertedigen, der
Vatter ziehe yhn nicht, wirdt wol von Gott sein straff finden.

41. Überbleibsel, Überrest.
 
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