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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0294
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BERNER PREDIGT

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leretind, so gar lydenhafft und demütig gemacht hatt. Was wil er uns
aber thun, so wir zu im kommend und seine Junger werdennd, das ist,
sin joch uff uns nemmend? Ich (spricht der Herr) wil üch ruw schaffen, ir
werdend üweren selen ruw | finden [Mt 11,28-29]. Lieben fründ, ir wüssend
5 und erfarends täglich, das alles, das uff erden und himmel ist, unseren
seelen nit mag zu ruwen helffen, dann allein sich Christo ergeben. Es
ist nit not zu reden von rychthumb, eer, lust und derglychen, yederman
sicht und gryfft,ye mer man des hat,ye unrüwiger man wirt. Was habend
wir dann geschaffen bißher mit unserem bychten, ablaß, messen, heyligen
10 und allem dem, das man uns fürgelegt hat: hastu gebychtet, so hastu es
nye doch nümmer 54 gnugsam können thun, und ob du an der bycht
schon kein mangel gehept hast, so ist doch die rüw nit gnug gewesen,
on welche die bycht nüt gilt 55. Hastu der heyligen und pfaffen verdienst
sampt dem ablaß für die hand genommen und alles schon gethon, das
15 man an dich geforderet hat, so ist dir yngefallen, ja es stadt, das den
ablaß, das gut die habend, die warlich gerüwet sind und bychtet habend,
so bistu wider im alten liden gewesen. Sihe, also ist nienen weder ruw
noch rast gewesen: darum hertzlieben Christen, gnadend 56 und lassend
faren, was in himmel und erd ist, zu unserem herren Jesu Christo kom-
20 mend: nemmend uff üch sin joch, ergebend üch sinem Evangelio, aber
das von gantzem hertzen, so werdend ir ruw finden. Es sind die sölichs
etwan hörend und befindend, das sy nienen ruw, dann nun by Christo
finden, noch hat es ein gut jar, sy wellend ymmer etwas darby haben,
das zeygt denn an, das sy Christo noch nit | gern vertrüwend, darum
25 kommend sy ouch nimmer recht zu rüwen. Wenn yetz ein bättler da
sässe und ich spräche: Woluff, zu minem herren Schuldtheissen, er wil
dich rych und selig machen, woluff bald, laß din blunder allen ligen und
alles fallen und kumm här zum Schuldtheissen. Der sagte aber: Ey, beyt 57,
laß mich min secklin brots und blätzeten 58 mantel mit mir nemmen. Was ?
30 gloubte diser ouch minen worten? Ich spräche zu im: Du narr, laß din
schimmlig brot und lusigen mantel ligen, was sol dises ? gloubstu mir
nit? hörstu nit, der Schuldtheiß wil dich rych und selig machen, wirff
din bättelsack und blätzeten mantel hinweg, er wirt dir vil anders und
bessers geben. Sihe, was thund anders etliche, dann eben diser bättler.
35 Das Evangelion heyßt nun zu Christo kommen, er werde alles geben,
so wellend sy noch dennocht gern daby haben der lieben heyligen
fürbitt, diß und yenes werck, deren und yener abbrüchen 59 Ach was

54. Nie und nimmer.

55. Vgl. Loofs DG ( 51953), S. 479-481.

56. Danken.

57. Warten.

58. Zerrissen.

59. Enthaltsamkeit.

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