VERGLEICHUNG D. LUTHERS
329
wie er selb ist; liß im letsten quatern 109. Darumb müssen wir bekennen,
das er auch eyn warer menschlichen leib an sich gnommen hab wie alle
menschen, alleyn die sünd außgenommen 110. Darumb wirt er nit mögen
zwen leib gehabt haben, und werdents dise wort: das ist mein leib etc.
5 als wenig geben, als so sie ein ander mensch geredt hette. So würdt auch
der war leib Christi, der das brot reychet, nit auch das brot oder in dem
brot leiblich gewesen sein. Es weren sonst ye zwen leib gewesen.
Seb.: Ich förcht als, du gebest der vernunfft | zu vil zu. C 4 a
Arb.: Lieber, Gott treugt 111 nit. So haltet uns die schrift u Christum
10 der massen für, allweg zumal nur v an eynem ort, und wannw er von
eynem ort ye gewichen ist, so bekennet sie, inen nit mehr do x sein, wie
ob gehört ist. Noch der schrifft rede ich, nit noch vernunfft, noch glau-
ben und nit noch menschlicher achtung. Es were ye der vernunfft
leichter, dieweil ich weyß, das Christus warer Gott ist, zu glauben, das
15 er leiblich nyrgent begriffen were und uber aller creaturen art, macht
und wirckung were, dann das ich glauben solle, das er so gar eyn mensch,
wie wir sindt, worden ist, den gehungert, gedürst, gefroren, uber den
die sünder gewalt gehebt haben 112 etc. In summa, das er andern men-
schen gleich worden ist, wie Paulus sagt11 3. D. Luther verwirfft die, so
20 do y sagen, das er von Maria geboren z sey, wie die Sonn durch das glaß
gehet, on zuthun der geburtglider, und das alleyn darumb, das das
geberen heysse, durch zuthun solcher glider kinder auff erden bringen.
Also verstadt a die vernunfft diß wort. So dann die schrifft solche b
geburt Christo auch zugebe, so müsse man solche c verstehn naturlich,
25 und wie die vernunfft von geburt zu sagen weyß. Da möcht auch eyner
sagen: Ja, Luther, du redest von der geburt noch der vernunfft. Aber er
würde sagen: Nit also. Wir müssen unsers glaubens grundt haben und
die schrifft eynfeltig verstehn. Darumb, so dieselbig uns Christum als
eyn menschen fürhaltet, müssen wir in lassen eyn natürlichen menschen
30 sein, aller massen | wie wir, und ihn nichts sundern an der natur, on wo C 4 b
es die sünd und die gnad betrifft. Diß sindt die wort D. Luthers in der
Postil uber das Evangelium in der Christmess 114. Ja, er schreibt weiter
daselbst1 15:»Wir künden d Christum nit so tieff in die natur und fleysch
u) schrifft B. — v) nur B. - w) wenn B. - x) da B. - y) da B. -z) geborn B. -
a) versteht B. - b) soliche B. - c) solichs B. - d) künnen B.
109. Vgl. WA 26, 500, 34-501, 28.
110. Vgl. Hebr 2,17; 4,15.
111. Betrügen.
112. Vgl. Mt 26,45.
113. Vgl. Phil 2,7.
114. Vgl. WA 10, I, 1 S. 66-68.
115. Vgl. WA 10, I, 1, S. 68, 6-9.
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wie er selb ist; liß im letsten quatern 109. Darumb müssen wir bekennen,
das er auch eyn warer menschlichen leib an sich gnommen hab wie alle
menschen, alleyn die sünd außgenommen 110. Darumb wirt er nit mögen
zwen leib gehabt haben, und werdents dise wort: das ist mein leib etc.
5 als wenig geben, als so sie ein ander mensch geredt hette. So würdt auch
der war leib Christi, der das brot reychet, nit auch das brot oder in dem
brot leiblich gewesen sein. Es weren sonst ye zwen leib gewesen.
Seb.: Ich förcht als, du gebest der vernunfft | zu vil zu. C 4 a
Arb.: Lieber, Gott treugt 111 nit. So haltet uns die schrift u Christum
10 der massen für, allweg zumal nur v an eynem ort, und wannw er von
eynem ort ye gewichen ist, so bekennet sie, inen nit mehr do x sein, wie
ob gehört ist. Noch der schrifft rede ich, nit noch vernunfft, noch glau-
ben und nit noch menschlicher achtung. Es were ye der vernunfft
leichter, dieweil ich weyß, das Christus warer Gott ist, zu glauben, das
15 er leiblich nyrgent begriffen were und uber aller creaturen art, macht
und wirckung were, dann das ich glauben solle, das er so gar eyn mensch,
wie wir sindt, worden ist, den gehungert, gedürst, gefroren, uber den
die sünder gewalt gehebt haben 112 etc. In summa, das er andern men-
schen gleich worden ist, wie Paulus sagt11 3. D. Luther verwirfft die, so
20 do y sagen, das er von Maria geboren z sey, wie die Sonn durch das glaß
gehet, on zuthun der geburtglider, und das alleyn darumb, das das
geberen heysse, durch zuthun solcher glider kinder auff erden bringen.
Also verstadt a die vernunfft diß wort. So dann die schrifft solche b
geburt Christo auch zugebe, so müsse man solche c verstehn naturlich,
25 und wie die vernunfft von geburt zu sagen weyß. Da möcht auch eyner
sagen: Ja, Luther, du redest von der geburt noch der vernunfft. Aber er
würde sagen: Nit also. Wir müssen unsers glaubens grundt haben und
die schrifft eynfeltig verstehn. Darumb, so dieselbig uns Christum als
eyn menschen fürhaltet, müssen wir in lassen eyn natürlichen menschen
30 sein, aller massen | wie wir, und ihn nichts sundern an der natur, on wo C 4 b
es die sünd und die gnad betrifft. Diß sindt die wort D. Luthers in der
Postil uber das Evangelium in der Christmess 114. Ja, er schreibt weiter
daselbst1 15:»Wir künden d Christum nit so tieff in die natur und fleysch
u) schrifft B. — v) nur B. - w) wenn B. - x) da B. - y) da B. -z) geborn B. -
a) versteht B. - b) soliche B. - c) solichs B. - d) künnen B.
109. Vgl. WA 26, 500, 34-501, 28.
110. Vgl. Hebr 2,17; 4,15.
111. Betrügen.
112. Vgl. Mt 26,45.
113. Vgl. Phil 2,7.
114. Vgl. WA 10, I, 1 S. 66-68.
115. Vgl. WA 10, I, 1, S. 68, 6-9.