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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0365
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

Arbo.: Was haltest aber darvon, das D. Luther denen, die an Christum
gar nit glauben, zugibt, das sie den leib und das blut Christi niessen,
uns aber, die er Sacramentsfeind nennet 239, schlecht ers ab? Dann als
F 3 a er sagt, so ändern wir | und deuten anders Gotts wort und ordnung.

Der unsern haben nunoso vil den tod umb Christus willen so ritterlich 5
erlitten 240, die dem fleysch nach hetten gute tag haben mögen, wenn
sie Christum und fürnemlich die warheyt dises handels hetten verleucken
wöllen. Solche müssen dem Luther p nichts denn wein und brot genossen
haben, und aber die Gottlose meßmacher mit ihrem abgöttischen volck,
die Christum auffs greulichst verfolgen, die essen den leib und trincken 10
das blut des Herrn. O blintheyt, o vermessenheyt!

Sebo.: Ich meynt, solche abgöttische gottlose leut verkerten das gantz
Evangelion, ich schweig der wort und ordnung dises handels. Es ist
wol zu erbarmen, das man dahyn kommen sol. Dazu wöllen solche
eyn transsubstantiation haben. Die hat etwan der Luther widerfoch- 15
ten 241.

Arbo.: Nunq wil er sich aber uns zu lieb nit mehr drob zancken.

Sebo.: Neyn, ich bleib dabey, wer an Christum glaubet, der hatt das
ewig leben, der isset alleyn Christum. Wer nit glaubt, ist schon ver-
dammet 242 und hat dem Herrn alle seine wort, werck und ordnung 20
verkeret. Brot und wein mag er essen, wie auch mit wasser gewäschen
werden. Christum aber, das war hymelbrot 243, erschmeckt er nymmer-
mehr, wie er auch den heyligen kindergeyst nymmermehr entpfahet.
Das liecht hat keyn gmeynschafft r mit der finsternüß, noch Christus mit
Belial 244. 25

Arb.: Gott sey lob, das er dir das zu erkennen geben hat.

Se.: Neyn, des orts bezeug ich mich frey, das ich nit Lutherisch sein |

F 3 b wil.

Arbo.: Wir wöllen in allen sachen nur Christen sein und bey seinen
worten alleyn bleiben: Wer mein fleysch isset und mein blut trincket, hat das 30
ewig leben [Jo 6,54]. Die wort hat Augustinus 245 gar baß verstanden
dann Luther, dann er drüber schreibt, das wol das Sacrament diser s
speisen ettliche zum verderben nemen, die speiß aber selb diene yederman

o) nu B. - p) Lnther A. - q) Nun B. - r) gemenschafft A. - s) disen B.

239. Vgl. WA 26, 262, 26 u.ö.

240. Vgl. Röhrich: Mitt. 2, S. 345ff.

241. Vgl. WA 26, 439.

242. Vgl. Jo 3,18.

243. Vgl. Jo 6,51.

244. Vgl. 2 Cor 6,15.

245. Vgl. Tractatus in Joannis Evangelium XXVI, 15; MSL 35, 1614; CC XXXVI,
8, S. 267f.
 
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