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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0429
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

bewußt evangelischen Bürger, die bald in der Stadt in Majorität waren.
Deren Bemühen um die Beseitigung der größten Ärgernisse des alten
Kultus, ja schließlich um die Abschaffung der Messe überhaupt, mußte
die Bestrebungen des Magistrates tangieren, der in einer Zweifronten-
stellung gegen die Opposition der Stifte und der katholischen Minder-
heit einerseits, dem Straßburgischen Bischof, dem Reichsregiment und
der katholischen Umwelt andererseits - die errungenen evangelischen
Reformen zu wahren und nur langsam und vorsichtig auszubauen
suchte. So mußte es also das Hauptziel der Praedikanten (wie natürlich
auch der evangelischen Bürgerschaft) sein, in immer neuen Eingaben
dem zögernden Magistrat seine - stark vom Alten Testament her
gesehene - »Pflicht« vor Augen zu halten, sich kompromißlos und
bedingungslos der Verkündigung des Evangeliums durch die Beseiti-
gung des »Götzendienstes« zur Verfügung zu stellen. Mit dieser Tendenz
mußte aber das Bestreben Hand in Hand gehen, den schrittweise ab-
gebauten »Götzendienst« durch »gottgefällige Übungen« zu ersetzen
und das bereits Errungene zu sichern und zu wahren.

Zunächst freilich war das Sichern vordringlich wichtig. Die ent-
wichenen Stiftsherren hatten das Reichsregiment gegen den Straßburger
Magistrat in Bewegung gesetzt 1. Auf dessen Bescheid vom 10. I. 1525,
alle kirchlichen Neuerungen rückgängig zu machen, berief sich der
Magistrat auf sein gutes Recht 2, sah sich aber - auf eine neuerliche Bot-
schaft vom 3. Februar hin - genötigt, seine kirchlichen Anordnungen
zu verteidigen. Er tat dies, indem er seiner eigenen Apologie vom
15. Februar eine Apologie der Praedikanten (»Der predicanten verantt-
wortten vff die verclagung der vßgedreiten pfaffen an keyserlich
Regiment«) vom 13. 2. 1525 und einen Protest des Thomas-Kapitels 3
beilegte. Der Magistrat hatte hierbei Martin Bucer als den Wortführer
der Praedikanten veranlaßt, auf die theologisch und praktisch-kirchlich
relevanten Punkte der Anklageschrift der entwichenen Stiftsherren 4
einzugehen 5.

Die gottesdienstlichen Reformen des Magistrates aber gingen un-
gestört weiter, zumal da der bewußt evangelische Klaus Kniebis 6 in
diesem Jahre Ammeister war. Durch Gemeindebittschriften veranlaßt,
wurden in Jung-St. Peter, St. Stephan und St. Andreas deutsche Messen

1. Sie flohen unter Mitschleppung der Stiftskostbarkeiten, um nicht den Bürgereid
leisten zu müssen; vgl. Adam, S. 82ff.

2. Vgl. Pol. Cor. I, 94.

3. Vgl. Adam, S. 84f.

4. Vgl. A. Baum, S. 197ff.

5. Vgl. Adam, S. 133f.; Eells, S. 45.

6. Klaus von Kniebis, bürgerlicher Abkunft, 1495 Baccalaureus, 1512 im Rat,
1519,1525,1531 und 1537 Ammeister, 1552 gestorben.Vgl. Ficker-Winckelmann I,Bl. 4.
 
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