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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0449
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

geordent vnnd geschaffen hat. Dringt wider das hell wort Christi zu
vil vnuerstandnemm geswätz jn gebett 74. Erfordert wider den gantzen
glauben, das man soll taglichen jn messen Christum erst wollen fur
lebendig vnnd totden vffopferen. Verpüt ettliche spyß vnnd ettlich zeit
zu feyren, das ein teufelische leer ist, wie Paulus sagt 75. Schyndt die 5
armen. Frißt den wucher. Betrügt durch den Bettel die wittwen vnnd

29 v weysen vmb jr notwendige narung. Gibt fur jre gute | wergk, deren

sie khein vber al 765 oder gar wenig haben zuuerkouffen. Vnnd jn summa:
Closter leben jst ein gottloß,glouploß, sündtlich vnnd schandtlich leben;
Das wir vnns witer zubeweren hiemit wollen erpotten haben, wer das 10
begeren mochte.

Darumb, dwil die Gelüpt, jm Touff gethon, gott dem herrenn allen
andern gelubden vnnd gepotten der menschen soll billich furtzogen
werden, haben gemelte zwen vnnsere Brueder mit vil anderen sampt
vylen swesteren, so auch jn sollichem leben gewesen, daruon abtretten, 15
sich jn die Ee vnnd andere christliche stände vnnd vbung begeben, die
sie on vbertrettung gottlicher gepott nit haben mogen vnnderlossen.
Syndt auch gewiß, das sy khein Christ witer zudringen begeren mag,
dann vom Closterleben zu gemeynem christlichen leben komenn, soll
allen christen nit weniger gefallen vnnd als ein grosse freud sin, Als ob 20
sich ein Jud oder Thurck zum christlichen glouben bekert. Das wissen,
war sin 77 alle die beyde, christlich vnnd closter leben, erfaren haben
oder sunst erkennenn, dann das glüpt 77a bindt nyemant, so wider gott
vnnd christlich wesen bescheen ist, wie dann kloster gelupten zusagen,
durch mensche satzungen gott zu dienen, welchs gott so ernstlich ver- 25
butet vnnd Christum gar vssleußt 78.

[Dr. Engelbrecht] Das sie furgeben, zu sanct steffan predig ein verjagter wyhbischoff 79,
als ob jm das Landt von vnEerlicher sach wegen verpotten were, ist
vnwar, dann er nit der gestalt veriagt ist. Sonnder, als man jme nit hatt
wollen gennen das Luter Ewangelium zu Brussel zu predigen, des er 30

30 r sich vor aller welt zubeweren er potten hat, | jst er har khomenn: vnnd

ob er schon vmbs gots worts willen veriagt were, wissen wir jme nit
anders dann zun Ehren vff zurechnen, wie Paulo vnnd anderen apostelen
zu Eeren vffgerechnet würt, das man sie auch offt mit ruten vßgeslagen

74. Vgl. Mt 6,7.

75. Vgl. I Tim 4,1 ff.

76. Überhaupt, in keinem Punkte.

77. Wer sie.

77a. Gelübde.

78. Ausschließen.

79. Dr. Engelbrecht, Weihbischof in Speyer, erklärte B.s Mönchsgelübde für
nichtig. Nachdem er sich der Reformation angeschlossen hatte, wurde er am
5. Oktober 1524 Pfarrer in Straßburg zu St. Stephan, vgl. Adam, S. 69.
 
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