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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
vns in alle weg 100 leer, begett vnd benedygung zupruchen vnd ze-
handeln, das es yederman bessern mog. Dan was brecht es fur frucht,
So wir, wie sie, lut schryen vnnd gegen dem volck wendten? Vnd
damit man vns glich wol heren mocht, hoch vff einen letner stigen:
Vnnd aber 101 ein sprach pruchten, die die gemein nit verstunde. 5
Gott heißt, das man sein lere yederman gemein mache 102, bruch ein sprach,
die man verstan kond. Darumb er sinen Jungern gab mit mancherley
sprachen zureden 103. Deßhalben vnangesehen, Was menschen erdachtt,
gesetzt oder geprucht haben, sollen wir dem beuelh gottes nochkomen.
Darumb, was wir singen, betten oder leren in der gemein, lassen wir 10
solichs alles in gemeiner sprach gescheen. So sy, vnser cleger, offt
selbs nit wissen, was sie singen, lesen oder Betten, oder sunst ouch
niemants. Darumb irs gesangs vnd gotsdiensts niemants erfrewet wurt,
dan ire Beuch, Bauchdiener vnd dienerin 104.
Zum Neundten clagen sy, doctor Capito vnd mehr andre der selben, 15
so belehenet sien worden, by iren prelaturen vnd pfrunden geduldet
widder key. mt. mandat, jungst vßgangen 105 Hie haben sie aber der
worheit gefelt, dann vnser keiner, die das wort gottes offentlich predigen
vnd veriehen 106, Welche sy dan Lauterische pfaffen heissen, hat einig
32 v prelatur vnd lehen, vßgenomen doctor Capito, | dem sin probsty der 20
Babst geschenckt hat 107. Jst jm doch durch die Romischen der moß
jntrag bescheen 108, das er solcher schenck 109 nit wol erfrewt ist: Vnnd
so er vffgelouffenen costen joch 110 züm theil widder het, Wurde er solch
scheinbar 111 gab gern lassen. Vnnd ist ouch yetzundt willig, so solichs
vff die armen oder sunst in christlich bruch mocht gewendt werden, fry 25
willig abzusten; Aber beschwert sich des, das ein gotlosser, geltsichtiger
Curtisan zu vollenden sein Buberj, das lehen, so jm billich zustät, vor-
schwenden solt. Er hat sich ouch vor langst begeben 112 sin presentz 113,
100. Jn jeder Weise.
101. Aber trotzdem.
102. Vgl. Mt 28,19 und I Kor 14.
103. Vgl. Apg 2, 1-13.
104. Vgl. Ro 16,18.
105. Vgl. den Abschied des zweiten Nürnberger Reichstages, Reichstagsakten
Jüngere Reihe, III, 748. Vgl. auch II, 655.
106. Bekennen.
107. Im Sommer 1521 wurde ihm auf die Empfehlung Albrechts von Mainz die
Propstei in St. Thomas übertragen, vgl. Adam, S. 42; J. W. Baum, S. 58.
108. Schaden zugefügt worden.
109. Gabe.
110. Auch immer (auch nur teilweise).
111. Trügerisch. 112. Sich erbieten.
113. Praesenz: die für die Gegenwart bei den Horen etc. verteilten Gelder bzw.
Naturalgaben; vgl. RE XV, 612.
SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
vns in alle weg 100 leer, begett vnd benedygung zupruchen vnd ze-
handeln, das es yederman bessern mog. Dan was brecht es fur frucht,
So wir, wie sie, lut schryen vnnd gegen dem volck wendten? Vnd
damit man vns glich wol heren mocht, hoch vff einen letner stigen:
Vnnd aber 101 ein sprach pruchten, die die gemein nit verstunde. 5
Gott heißt, das man sein lere yederman gemein mache 102, bruch ein sprach,
die man verstan kond. Darumb er sinen Jungern gab mit mancherley
sprachen zureden 103. Deßhalben vnangesehen, Was menschen erdachtt,
gesetzt oder geprucht haben, sollen wir dem beuelh gottes nochkomen.
Darumb, was wir singen, betten oder leren in der gemein, lassen wir 10
solichs alles in gemeiner sprach gescheen. So sy, vnser cleger, offt
selbs nit wissen, was sie singen, lesen oder Betten, oder sunst ouch
niemants. Darumb irs gesangs vnd gotsdiensts niemants erfrewet wurt,
dan ire Beuch, Bauchdiener vnd dienerin 104.
Zum Neundten clagen sy, doctor Capito vnd mehr andre der selben, 15
so belehenet sien worden, by iren prelaturen vnd pfrunden geduldet
widder key. mt. mandat, jungst vßgangen 105 Hie haben sie aber der
worheit gefelt, dann vnser keiner, die das wort gottes offentlich predigen
vnd veriehen 106, Welche sy dan Lauterische pfaffen heissen, hat einig
32 v prelatur vnd lehen, vßgenomen doctor Capito, | dem sin probsty der 20
Babst geschenckt hat 107. Jst jm doch durch die Romischen der moß
jntrag bescheen 108, das er solcher schenck 109 nit wol erfrewt ist: Vnnd
so er vffgelouffenen costen joch 110 züm theil widder het, Wurde er solch
scheinbar 111 gab gern lassen. Vnnd ist ouch yetzundt willig, so solichs
vff die armen oder sunst in christlich bruch mocht gewendt werden, fry 25
willig abzusten; Aber beschwert sich des, das ein gotlosser, geltsichtiger
Curtisan zu vollenden sein Buberj, das lehen, so jm billich zustät, vor-
schwenden solt. Er hat sich ouch vor langst begeben 112 sin presentz 113,
100. Jn jeder Weise.
101. Aber trotzdem.
102. Vgl. Mt 28,19 und I Kor 14.
103. Vgl. Apg 2, 1-13.
104. Vgl. Ro 16,18.
105. Vgl. den Abschied des zweiten Nürnberger Reichstages, Reichstagsakten
Jüngere Reihe, III, 748. Vgl. auch II, 655.
106. Bekennen.
107. Im Sommer 1521 wurde ihm auf die Empfehlung Albrechts von Mainz die
Propstei in St. Thomas übertragen, vgl. Adam, S. 42; J. W. Baum, S. 58.
108. Schaden zugefügt worden.
109. Gabe.
110. Auch immer (auch nur teilweise).
111. Trügerisch. 112. Sich erbieten.
113. Praesenz: die für die Gegenwart bei den Horen etc. verteilten Gelder bzw.
Naturalgaben; vgl. RE XV, 612.