SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528
522
Die geferd 11 were auch so bald do by, das solchs fur sich selb fur eyn
gut werck gehalten wurde; wurdt auch yn der kirche spaltung anrichten;
welche eyn gott vnd Christum haben, werden gern auch von eym prot
gemeynschafft haben. |
2 v Zu vesper mochte man aber uu winters zeyt zu zweyen, sumers zu dryen, 5
wie morgens, etliche andere psalmen, lectionen vnd antiphon mit yr
außlegen halten; ym munster wurde do nicht not seyn teutscher auß-
legung v, alß zwar auch nicht mörgens, von wegen der predig, so man
zum volck morgens vnd obens hat; ynn andern stifften mochte mans
halten noch gelegenheyt 12 der gegenwurtigen. 10
wEs möchte auch fuglichen die vesper also angeschickt werden, das
jm mynster die obenpredig zum volck dryn geriecht wurde vnd vor
hin mit bequemer glöcken den Singern geluttet vnd vnder dem gesang
die predig glock. Welches holtzselig und anmutig syn wurde. Darnach,
dwil der ceremonien ein moß syn sol, vnd die priester des predig heren 15
auch mued werden, wurt fur fast besserlich angesehen, das jn der ander
kirchen an statt der vesper, aber zu einer andern stund dann jm mynster
gelesen würde jn der heiligen geschrifft vnd zulatin, darin vil beriecht
vnd vnderweisong geben wurde w.
Vnd wie wol zu besorgen, etliche vff den stifften werden so verstocket 20
seyn, das sy zu solcher vbung nit kumen wurden, doch werde man auch
etliche gottseligen finden, die gern do by seyn wurden; auch möchte
man die schuler zun zeyten auch do zubrauchen vnd andere priester, die
nit vff den stifften, aber sust verpfrundet sind vnd gottgleubig.
Zu zurig13halt mans also: Morgens vmb die acht oder neune kumen 25
die priester zu samen; liset eyner eyn capitel auß der bibel zu latin,
druff zeyget eyn ander an die eygenschafft auß der heebreyschen sprachen,
dem noch legts der zwingel ix. x auß und zeygt auch an, wie es die kriechi-
schen y lesen; dem nach legts einer auch dem volck zu teutsch auß; do
mit bittet man gott vnd geht heym. Noch mittag liset man das zun 30
sprachen dienet vnd prediget dem volck. By solcher vbung mussen dann
die priester yre presentz verdienen, die man yedem, doch nit yn der
kirchen, sonder hernacher gibt z. |
3r Summa ist: mit gott mag man nichs lesen oder singen, das nit schrifft-
lich vnd besserlich sye. Dorumb was man brauchen will, muß auß der 35
uu) Urspr.: möchte aber - hinter: dryen. — v) Einfügung Bucers. — w)—w) Von
anderer Hand (nach Adam von Capito) in A am Rande, in B, C und D im Text. -
x) zweyt D. — y) Hebreyschen C. — z) In A rechts unten von anderer Hand:
Summa ist.
11. Gefahr.
12. Entsprechend.
13. Zürich.
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Die geferd 11 were auch so bald do by, das solchs fur sich selb fur eyn
gut werck gehalten wurde; wurdt auch yn der kirche spaltung anrichten;
welche eyn gott vnd Christum haben, werden gern auch von eym prot
gemeynschafft haben. |
2 v Zu vesper mochte man aber uu winters zeyt zu zweyen, sumers zu dryen, 5
wie morgens, etliche andere psalmen, lectionen vnd antiphon mit yr
außlegen halten; ym munster wurde do nicht not seyn teutscher auß-
legung v, alß zwar auch nicht mörgens, von wegen der predig, so man
zum volck morgens vnd obens hat; ynn andern stifften mochte mans
halten noch gelegenheyt 12 der gegenwurtigen. 10
wEs möchte auch fuglichen die vesper also angeschickt werden, das
jm mynster die obenpredig zum volck dryn geriecht wurde vnd vor
hin mit bequemer glöcken den Singern geluttet vnd vnder dem gesang
die predig glock. Welches holtzselig und anmutig syn wurde. Darnach,
dwil der ceremonien ein moß syn sol, vnd die priester des predig heren 15
auch mued werden, wurt fur fast besserlich angesehen, das jn der ander
kirchen an statt der vesper, aber zu einer andern stund dann jm mynster
gelesen würde jn der heiligen geschrifft vnd zulatin, darin vil beriecht
vnd vnderweisong geben wurde w.
Vnd wie wol zu besorgen, etliche vff den stifften werden so verstocket 20
seyn, das sy zu solcher vbung nit kumen wurden, doch werde man auch
etliche gottseligen finden, die gern do by seyn wurden; auch möchte
man die schuler zun zeyten auch do zubrauchen vnd andere priester, die
nit vff den stifften, aber sust verpfrundet sind vnd gottgleubig.
Zu zurig13halt mans also: Morgens vmb die acht oder neune kumen 25
die priester zu samen; liset eyner eyn capitel auß der bibel zu latin,
druff zeyget eyn ander an die eygenschafft auß der heebreyschen sprachen,
dem noch legts der zwingel ix. x auß und zeygt auch an, wie es die kriechi-
schen y lesen; dem nach legts einer auch dem volck zu teutsch auß; do
mit bittet man gott vnd geht heym. Noch mittag liset man das zun 30
sprachen dienet vnd prediget dem volck. By solcher vbung mussen dann
die priester yre presentz verdienen, die man yedem, doch nit yn der
kirchen, sonder hernacher gibt z. |
3r Summa ist: mit gott mag man nichs lesen oder singen, das nit schrifft-
lich vnd besserlich sye. Dorumb was man brauchen will, muß auß der 35
uu) Urspr.: möchte aber - hinter: dryen. — v) Einfügung Bucers. — w)—w) Von
anderer Hand (nach Adam von Capito) in A am Rande, in B, C und D im Text. -
x) zweyt D. — y) Hebreyschen C. — z) In A rechts unten von anderer Hand:
Summa ist.
11. Gefahr.
12. Entsprechend.
13. Zürich.