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SITZUNGEN
bis zum Herbst 2008 so hießen — seither sind diese entweder bankrott, von anderen
aufgekauft oder in eine andere Rechtsform überfuhrt worden. Eine Hauptaktivität
solcher Geldhäuser ist der Handel mit komplexen Wertpapieren, die Schaffung
solcher Wertpapiere, sowie der Aufbau von Portfolios aus solchen Wertpapieren.
Manche dieser Wertpapiere sind relativ einfache, mehr oder minder klassische Indu-
strieobligationen oder Staatsschuldtitel, viele aber sind komplexerer Natur. Em Bei-
spiel sind die Verbriefungen von besicherten Anleihen, die unter Kürzeln wie ABS
{asset backed securities) oder CDO {collateralized debt obligations) bekannt geworden
sind. Diese Wertpapiere bündeln eine große Anzahl von Einzelrisiken, die zusätzlich
durch Kreditsicherheiten unterlegt sind, und schaffen damit im Normalfall relativ
risikolose Werte, die handelbar sind und von Anlegern aller Art, von Privatinvestoren
bis hm zu Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds, nachgefragt werden.
Investitionsbanken und ähnliche Institute finanzieren diese Aktivitäten durch
den Einsatz eigener Mittel (Eigenkapital), durch langfristig emittierte Obligationen
(Fremdkapital) und vor allem durch sehr kurzfristige Kredite. In den Jahren bis 2008
finanzierten sich viele dieser Institute mit mehr als dreißigmal so viel kurzfristigen
Krediten wie Eigenkapital, was diese Institute vollständig vom kurzfristigen Kapital-
markt abhängig machte.
Der kurzfristige Kapitalmarkt auf der anderen Seite ist eine wichtige Einrich-
tung, denn viele Kapitalmarktinvestoren haben Investitionshorizonte, die kurz und
nicht mit Sicherheit vorauszusagen sind, da sie ihrerseits ihren Investoren kurzfristi-
ge Verfügungsmöglichkeiten über ihre Anlagen einräumen oder Mittel wegen sich
kurzfristig eröffnender Anlagemöglichkeiten flexibel abzuziehen in der Lage sein
wollen. Weiterhin kommt es häufig vor, dass Mittel aus Finanztransaktionen nicht
sofort längerfristig investiert oder anders weiterverwendet werden können und
deswegen für sehr kurze Fristen angelegt werden müssen. De facto werden solche
Mittel häufig über längere Fristen beim jeweiligen Schuldner belassen, doch de jure
hat der Gläubiger die dem Anlagehorizont entsprechenden kurzfristigen Verfü-
gungsrechte.
Der wichtigste Markt der Welt für solche extrem kurzfristigen Finanzanlagen
ist der Tri-Party Repo-Market in New York. Im Frühjahr 2008 hatten dort mehrere
Tausend Investoren ungefähr 2.700 Milliarden Dollar kurzfristig angelegt, das meiste
davon über Nacht (d.h. mit einer Laufzeit von ungefähr 16 Stunden). Dieser Markt
ist eine besondere Form eines Repo-Marktes, auf denen so genannte Repurchase
Agreements (Repos) gehandelt werden, die für die Fremdfinanzierung von Finanz-
instituten eine große Rolle spielen. Repos sind ein juristisches Konstrukt, das das
klassische Finanzierungsinstrument des besicherten Kredites weiterentwickelt: anstatt
dem Gläubiger ein Wertpapier als Kreditsicherheit für einen Kredit zu stellen, ver-
kauft der Schuldner das Wertpapier an den Gläubiger mit dem Versprechen, das Wert-
papier an einem festgelegten Zeitpunkt zu einem festen Preis zurückzukaufen.
Strukturell entspricht dies einem besicherten Kredit, doch hat dieses Verfahren juri-
stische Vorteile.
Der Tri-Party Repo-Markt hat eine besondere Struktur, die ihn in normalen
Zeiten besonders effizient und praktikabel macht, da auf ihm die Verträge zwischen
SITZUNGEN
bis zum Herbst 2008 so hießen — seither sind diese entweder bankrott, von anderen
aufgekauft oder in eine andere Rechtsform überfuhrt worden. Eine Hauptaktivität
solcher Geldhäuser ist der Handel mit komplexen Wertpapieren, die Schaffung
solcher Wertpapiere, sowie der Aufbau von Portfolios aus solchen Wertpapieren.
Manche dieser Wertpapiere sind relativ einfache, mehr oder minder klassische Indu-
strieobligationen oder Staatsschuldtitel, viele aber sind komplexerer Natur. Em Bei-
spiel sind die Verbriefungen von besicherten Anleihen, die unter Kürzeln wie ABS
{asset backed securities) oder CDO {collateralized debt obligations) bekannt geworden
sind. Diese Wertpapiere bündeln eine große Anzahl von Einzelrisiken, die zusätzlich
durch Kreditsicherheiten unterlegt sind, und schaffen damit im Normalfall relativ
risikolose Werte, die handelbar sind und von Anlegern aller Art, von Privatinvestoren
bis hm zu Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds, nachgefragt werden.
Investitionsbanken und ähnliche Institute finanzieren diese Aktivitäten durch
den Einsatz eigener Mittel (Eigenkapital), durch langfristig emittierte Obligationen
(Fremdkapital) und vor allem durch sehr kurzfristige Kredite. In den Jahren bis 2008
finanzierten sich viele dieser Institute mit mehr als dreißigmal so viel kurzfristigen
Krediten wie Eigenkapital, was diese Institute vollständig vom kurzfristigen Kapital-
markt abhängig machte.
Der kurzfristige Kapitalmarkt auf der anderen Seite ist eine wichtige Einrich-
tung, denn viele Kapitalmarktinvestoren haben Investitionshorizonte, die kurz und
nicht mit Sicherheit vorauszusagen sind, da sie ihrerseits ihren Investoren kurzfristi-
ge Verfügungsmöglichkeiten über ihre Anlagen einräumen oder Mittel wegen sich
kurzfristig eröffnender Anlagemöglichkeiten flexibel abzuziehen in der Lage sein
wollen. Weiterhin kommt es häufig vor, dass Mittel aus Finanztransaktionen nicht
sofort längerfristig investiert oder anders weiterverwendet werden können und
deswegen für sehr kurze Fristen angelegt werden müssen. De facto werden solche
Mittel häufig über längere Fristen beim jeweiligen Schuldner belassen, doch de jure
hat der Gläubiger die dem Anlagehorizont entsprechenden kurzfristigen Verfü-
gungsrechte.
Der wichtigste Markt der Welt für solche extrem kurzfristigen Finanzanlagen
ist der Tri-Party Repo-Market in New York. Im Frühjahr 2008 hatten dort mehrere
Tausend Investoren ungefähr 2.700 Milliarden Dollar kurzfristig angelegt, das meiste
davon über Nacht (d.h. mit einer Laufzeit von ungefähr 16 Stunden). Dieser Markt
ist eine besondere Form eines Repo-Marktes, auf denen so genannte Repurchase
Agreements (Repos) gehandelt werden, die für die Fremdfinanzierung von Finanz-
instituten eine große Rolle spielen. Repos sind ein juristisches Konstrukt, das das
klassische Finanzierungsinstrument des besicherten Kredites weiterentwickelt: anstatt
dem Gläubiger ein Wertpapier als Kreditsicherheit für einen Kredit zu stellen, ver-
kauft der Schuldner das Wertpapier an den Gläubiger mit dem Versprechen, das Wert-
papier an einem festgelegten Zeitpunkt zu einem festen Preis zurückzukaufen.
Strukturell entspricht dies einem besicherten Kredit, doch hat dieses Verfahren juri-
stische Vorteile.
Der Tri-Party Repo-Markt hat eine besondere Struktur, die ihn in normalen
Zeiten besonders effizient und praktikabel macht, da auf ihm die Verträge zwischen