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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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II. Die Forschungsvorhaben
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Tätigkeitsberichte
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17. Felsbilder und Inschriften am Karakorum-Highway
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0292
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308 | TÄTIGKEITSBERICHTE

jüngere Gruppe. Zu ihr gehören wahrscheinlich die wenigen Reiterfiguren und eine
Swastika. Hingegen sind bisher keine buddhistischen Zeugnisse belegt, die zeigen,
daß diese Religion offensichtlich das Yasin-Tal nicht durchdrungen hat. Innerhalb
der Felsengruppe liegen die Ruinen einer durch einen Steinwall befestigten Festung
mit einzelnen Innenbauten, die offensichtlich den Übergang über den Yasin sichern
sollte.
An der Mündung des Thui Nala in den Yasin, etwa 25 km von Seleharan ent-
fernt, liegt bei Baradas eine Gruppe megalithischer Gräber, die in den letzten Jahren
weitgehend zerstört wurden. Durch das Thui-Tal führt eine Fahrstraße bis zu dem
Dorf Nialthi, von dem über einen Pfad nach 3,5 km eine Felsbildgruppe zu errei-
chen ist. Sie liegt in einer Höhe von fast 3000 m unterhalb der nach Chitral führen-
den Paßroute des Thui An. Zumeist handelt es sich bei den auf den vier kartierten
Steinen mit 37 Gravuren um einfache Zeichnungen von Steinböcken, die auch mit
Jägern zu Jagdszenen komponiert sind. Hinzu kommen dekorierte Scheiben und
eine menschliche Figur, die eine Sonnenscheibe hält. Eine Brähmi-Inschrift und die
inzwischen durch Bergrutsch verschüttete Darstellung eines Stüpa weist auf die
Nutzung der Route durch Pilger hin.
Im Bal Satar Nala, einem westlichen nach Chitral führenden Seitental des
Yasin-Flusses, liegt unterhalb der Paßhöhe eine größere Felsbildstation, in der nur
eine erste Vorerkundung unternommen werden konnte. Emer prähistorischen Epo-
che gehören zahlreiche Bilder von Hand- und Fußabdrücken sowie von Wildtier-
darstellungen des für die Yasin-Region bekannten Stils an. In die Eisenzeit dürften
die meisten Darstellungen von stark stilisierten Steinbockfiguren, Jägern, Kriegern
und Reitern gehören. Von besonderer Bedeutung sind bisher singuläre Darstellun-
gen von Waffen wie eines Goryt, von Langschwertern und vor allem kurzer Schwer-
ter oder Dolche, die aufgrund ihrer detaillierten Darstellung einem aus der Sarma-
tenzeit bekannten Kurzschwerttyp entsprechen. Die aus Grab 4 von Tillya Tepe in
Nordafghanistan, Kurgan 1 der Datschi-Nekropole von Azow und Gruft 2 der sar-
matischen Stadt Gorgippia im Kuban stammenden eisernen Kurzschwerter, deren
Griff und Scheide mit reich dekoriertem und mit Halbedelsteinen inkrustierten
Goldblech überzogen sind, stammen aus einem Zeitraum vom 1. Jh. v. Chr. bis zur
Mitte des 3.Jh. n. Chr. Die Werke der Goldschmiedekunst weisen auf eine in sky-
tho-sibirischer Tradition stehende Werkstatt in Zentralasien oder Baktrien. Die Gra-
vuren, die auch Krieger und Kampfszenen zeigen, bilden vielleicht einen Nachweis
für Wanderungen von Nomaden. Sie könnten wie die Sai-wang oder Saka um 160
v. Chr. möglicherweise durch die Vertreibung derYüeh-chih aus ihren Weidegebie-
ten in Kansu südwestlich des Hochlands Alan Shan nach Westen abgedrängt worden
sein und entlang der Pässe des Hindukusch ihre Spuren hinterlassen haben. Wie
schon im unteren Yasin-Tal fehlen auch im Bal Satar Nala eindeutig buddhistische
Bilder. Häufiger sind Zeichnungen von Swastika, Kreuzen und Scheiben. Eine Vor-
erkundung einer weiteren Felsbildstation mit vorbuddhistischen Zeichnungen fand
im Kasundar Gol, einem nördlichen Seitental des Ghizer, statt.
Auf Anregung der Akademie fand am 13. Februar eine Sitzung zur Planung
eines Neuvorhabens statt. An der Diskussion waren unter der Gesprächsleitung von
 
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