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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2010 — 2011

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses
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B. Das WIN-Kolleg
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3. Forschungsschwerpunkt „Der menschliche Lebenszyklus – Biologische, gesellschaftliche, kulturelle Aspekte“
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Religiöse und poetische Konstruktion der Lebensalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.55658#0340
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356 | FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES
Lebensalter eingeleitet. Die thematisch weit gefächerten Vorträge orientierten sich an
der Frage, inwieweit übergeordnete Zeitvorstellungen, wie etwa die der Heilsge-
schichte oder des linearen Fortschritts, auf die sprachliche Konzeptualisierung des
Lebensverlaufs zurückwirken, d.h. inwieweit gewandelte Zeitmodelle auch in tra-
dierte Beschreibungsmuster der Lebensalter und ihrer Abgrenzung untereinander
integriert beziehungsweise inwieweit diese transgrediert wurden. Dabei hat sich
gezeigt, dass sich in der sprachlichen Repräsentation von Lebensaltern neben der
Spannung zwischen weltzeitlichen und lebenszeitlichen Gliederungsmodellen
zunehmend auch em Konflikt zwischen der überindividuellen Normierung des
Lebens Verlaufs und der subjektiv-individuellen Alterns erfahr ung zeigt.
Während des vergangenen Jahres wurden die Ergebnisse der Tagung aufberei-
tet und für eine zweite Publikation eingerichtet, die im Sommer 2011 unter dem
Titel Alterszäsuren. Zeit und Lebensalter in Literatur, Theologie und Geschichte im
deGruyter Verlag erscheinen wird. Parallel zur Uberabreitung der aus dem Projekt
hervorgegangenen Fallstudien und der Einrichtung des Drucks hat 2010 nach einer
Präsentation unserer Ergebnisse die positive Evaluierung unseres Projekts durch
unabhängige Gutachter stattgefunden. Seit Juli des vergangenen Jahres befinden wir
uns in der zweiten Förderphase, die es uns ermöglicht bis Sommer 2012 auch das
dritte Publikationsziel, eine gemeinsame Monographie zu den Forschungen der vier
Teilprojekte zu verfassen. Die Vorarbeiten zu dieser interdisziplinären Studie sind in
den einzelnen Projekten in den vier beteiligten Fächern weiter voran geschritten
und sollen im Folgenden kurz skizziert werden:
1. Lebensphasen und Alterskonzepte im Alten Testament
Das alttestamentliche Teilprojekt untersucht Lebensphasen und Alterskonzepte im
Alten Testament und fragt anhand von drei Textkorpora, der erzählenden Literatur
(Erzelternerzählungen Genesis 12-50), der Psalmenliteratur und der Weisheitslitera-
tur (Proverbien; Hiob;Jesus Sirach; Weisheit Salomons), nach der biblischen Sicht des
hohen Alters. Den genannten Textkorpora liegen sehr unterschiedliche Alters-
konzepte zugrunde, in denen sich u.a. die Ambivalenz des Alters zwischen Alters-
gebrechen und Altersweisheit widerspiegelt. Innerhalb der Psalmenliteratur wird
das hohe Alter in Psalm 71 und 92 thematisiert. Ps 92, der mit eindrucksvoller Bild-
sprache Lebenskraft bis ms hohe Alter verheißt, bildet den Abschluss der Psalmen-
gruppe 90—92, die sich auf der synchronen Textebene als ein Diskurs über die The-
men Vergänglichkeit (Ps 90), lange Lebenszeit (Ps 91) und hohes Alter (Ps 92) lesen
lässt. Ps 71 blickt auf den menschlichen Lebenszyklus als Ganzes, auf Geburt, Kind-
heit und Jugend sowie hohes Alter. Am Beispiel dieses Psalms lässt sich zeigen, wie
das Grundkonzept der Psalmenanthropologie, der „konstellative Personbegriff“, auch
die Wahrnehmung des menschlichen Alterungsprozesses prägt. Dabei wird den nega-
tiven Seiten des hohen Alters, dem körperlichen Verfall, der sozialen Isolation und
der Gottverlassenheit, die integrative Kraft des Gotteslobs gegenübergestellt, durch
das der alte Mensch mit seinen Lebens- und Gotteserfahrungen in soziale, genera-
tionen- und zeitenübergreifende Zusammenhänge eingebunden wird. In der Weis-
 
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