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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0090
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HANDEL MIT CUNRAT TREGER

85

ordnungen, dann vil gemeynen Christi in der welt seind und doch alle
ein gemeyne in Christo. Das dann auch anzeygt würt durch das, so du
anzeüchst im xxi. Paradoxe, nemmlich das sye bewart sey mit allen
woffen der starcken und sey erbawen mit iren werenen, tausent schylt
5 hangen herauß von ir 119, welche alles seind die unüberwündtlichen wort
gottes, die sye hat, hinder denen sye sich haltet und mit denen sye
auch fychtet und hatt auch durch solche bißhär allen iren feinden ob-
gelegen und würt yn auch noch bitz zum end der welt obligen, wie du
recht selb meldest.

10 Aber wiewol nun dißem allen also ist, die christlich Gemeyn ist ein
einige gesponß Christi, die er lieb hatt, für die er sich selb geben hatt,
die er heyliget, bewart und versicht, das der hellisch gewalt wider sye
nichts vermag, wie dann auch ein yede gläubige seel ist. Daruß folget
aber darumb nitt, das sye ein einige unyrrige regel des glaubens sey.
15 dann bey allem solchem lob yrret sye noch und sündiget, dann alle
gläubigen yrren und sünden, so lang sye uff erden seind. doch würt
von dißem, wie die Kirch yrren mag, mer gesagt werden, wider die
zwounddreyssigst Wunderrede 119a. Sonder das einig wort Gottes, das ist
die regel, an dem | sye nit mer kan, dann das sye es predig, das ist pflantze
20 und begyesse. Noch ist es nichts, Gott mach es den wachsen 120.

Wo aber der Treger saget, Christus hat gesagt, er wölle sye nit ver-
lassen und sye sey uff sich 121, den gewissen vesten felsen der worheit
gegründt, vestet, darumb so bleib sye allweg im rechten glauben und
darumb kan man bey ir erkündigen, welchs der recht glaub sey, nemm-
25 lich welchen sye heltet. Antwort: Es ist wor, die wor christlich Gemeyn,
ob sye schon offt straucht und sich yrret, doch so erhaltet sye Gott,
das sye allweg in haubtstücken des glaubens nit fälet. dann sunst lägen
ir die porten der hellen ob. Wer will aber einem sagen, welchs dieselbig
Kirch sey? Zun zeyten Athanasii, da er in dem gantzen Römischen
30 reich, das dazumal gar weit war, nyenen 122 bleiben mochte und lag zu
Tryer in einer alten cister, da er weder Sonn noch Mon sahe sechs
jar 123, wo hette einer dazumal die regel des glaubens suchen müsszen?
Item vil hundert jar haben sich in hohen puncten gezweyet die kirch
zu Constantinopel und die zu Rom. Und yetzundt haben wir kein
35 zweifel, wir, die Lutherisch ketzer heyssen, das ist die wir der blossen

das wort, die regel des
glaubens

F 4 a

Athanasius

119. Vgl. Cant 4,4.

119a. Vgl. unten, S. 103 ff.

120. Vgl. I Cor 3,6f.

121. sich = ihn. 122. nusquam vgl. Anm. 116.

123. B. verbindet die Notiz des Rufus von der Flucht des Athanasius vor seinen
verfolgern (Euseb HE X, 19 »interea sex continuis annis ita latuisse fertur in lacu
cisternae non habentis aquae, ut solem nunquam viderit«) mit dessen Exil in Trier,
das jedoch nur zwei Jahre währte (7. 11. 335 bis 23. 11. 337).
 
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