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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 2): Schriften der Jahre 1524 - 1528 — Gütersloh, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.29139#0491
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SCHRIFTEN DER JAHRE 1524-1528

sy fur ein sollich güt werck, durch das verzihung der sund vnd das
öwig leben am gewyssesten vnd krefftigsten erlanget werde. So spricht
aber Christus, Io. 6, [47]: wer an mich gloubt, der hatt das öwig leben. Vnd
Paulus in allen sinenn Epistlen 17 trybet nichts so ernstlich, als das wir
verzyhung der sund vnd das öwig leben allein durch den glouben an 5
Christum erlangen, on einiges zuthun alles des, so wir vermögen, wie
kostlich doch das sy, ob es schon ouch von gott gebotten ist, jnn
welcherley wercken wir vnß doch stättigs vben sollen.

Wie stehn nun dyse zwey mit einander? Christus sagt: wer an mich
gloubt, hatt das öwig leben. So sagen die Meß prediger, man soll es durch 10
die Meß erst verdienen vnd erlangen. Warlich, wer dysen gloubet, der
last Christum faren vnnd buwet vff den sand 18, achtet höher einß menschen
thun, der offt keinen teyl an gott hatt, dan den tod Christi, bleibt denn
2r also ym tod vnd ferr 19 von allem gutten, dan , mit dem glouben, on
den niemand gott gefallen mag, fert da hin alles güts. Also ist klar, das 15
die Meß wie den glouben an Christum also ouch allen waren gotzs
dienst sturtzet vnd zu nicht macht.

Dyses beuestiget vns Paulus, der zu den Galatern, welche die be-
schnidung, so doch kein menschen fund, sonder den alten von gott
gebotten waß, wolten als dienstlich zur frumkeitt vnd seligkeitt halten 20
vnd sich nicht des eingen Christi benügen lassen, also geschriben hatt:
Sehen, jch, Paulus, sag uch, wa ir uch beschniden lassen, so ist uch Christus kein
nutz [Gal 5, 2], vnd hernacher: jr seyt ab von Christo, weyl irg durchs h
gesetz wolt rechtfertig werden, vnd habt der gnaden gefelt [Gal 5,4]; waß
wurde der heylig Apostel yetz zü denen sagen, die die Meß, so doch 25
nur ein menschen fund ist, mit der man, wan sie schon in ir selbs nicht
so böß were, Gott dennocht vergebens dienet, Iesa. 29, [13]; Math. 15,

[8 f.], so hoch halten, das sye meinen, man mög on sy weder Christen
noch selig sein; Warlich solichen ist Christus kein nutz, dann er will
es gar 20 oder nichts sein; sie sind von Christo ab vnd sten vff den 30
Messen eins, der offt ein ellender sünder ist, wie am tag ligt, vnd haben
der gnaden gefelet, da her frylich ein yeder glöbiger wol verstan mag,
das die Meß Christum vnd alle gottsäligkeitt vmbsturtzet vnd vernichtet.

Die ander vrsach, das die Meß dem waren gottes dienst also züwider
sy, das sy in gantz vmbsturtze vnd zu nicht mache, ist, das sy wider art 35
des nuwen testaments vnd lere Christi verbindet zu weltlichen satzüngen,
von denen uns Christus durch sin blüt befryhet hatt vnd zü geistlichen

g) Ergänzung Bucers. - h) ursprünglich: durch, von B. korrigiert.

17. Vgl. etwa Gal 3,16; Ro 3,28; Eph 2,8 f.; Ep von Bucer eingefügt.

18. Vgl. Mt 7,26.

19. Fern.

20. Ganz und gar, alles.
 
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