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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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Jahresfeier

Erlauben Sie mir nun aber doch einige Worte der besonderen Erinnerung an unser
Ehrenmitglied Fritz Leonhardt. Fritz Leonhardt hat ein im wahrsten Sinn des Wortes
hochragendes und weitgespanntes Lebenswerk hinterlassen. Daß die Brücken und die
Fernsehtürme, die er entwarf und durchführte, wahrhaft vorbildlich wurden, hing
nicht zuletzt damit zusammen, daß es ihm dabei - wie auch sonst in seinem Leben -
um Brückenschläge ging. In den Wunderwerken moderner Baukunst, die er errichtete
und die ihm Zeichen der nationalen und internationalen Anerkennung in geradezu
überwältigender Zahl einbrachten, suchte er stets nach der vollkommen spannungslo-
sen Verbindung der Funktion dieser Bauwerke mit ihrer vollendet ästhetischen Form.
Als er - zur Freude und Ehre unserer Akademie - im Jahr 1982 die Ehrenmitglied-
schaft annahm, dankte er mit einem Vortrag über ,Grundfragen der Ästhetik bei Bau-
werken“, der dann auch in unseren Abhandlungen erschienen ist. Seit 1958 Professor
an der Universität Stuttgart und in den Jahren von 1967 bis 1969 ihr Rektor, freute er
sich, in einer Zeit, in der die Ingenieurwissenschaften in den Akademien noch spärlich
vertreten waren, der unseren anzugehören. Um Brückenschläge ging es ihm aber auch
in ganz anderem Sinn, so etwa um den Brückenschlag zwischen den Generationen. In
einem das Leben der Akademie kritisch analysierenden Schreiben, das mir in vieler
Hinsicht hilfreich war, machte er zu Beginn meiner Präsidentschaft unter anderem
auch den Vorschlag, verstärkt junge Wissenschaftler und auch Studenten zu den Dis-
kussionen der Akademie zuzulassen. Und der 1909 als Sohn eines Architekten Gebo-
rene hielt noch mit 86 Jahren auf dem ersten Ingenieurtag der Ingenieurkammer
Baden-Württemberg einen Vortrag über „Brücken zur nötigen Wende“, der bereits im
Titel andeutete, daß er der Auffassung war, der politischen Wende des Jahres 1989
müsse in unserer Gesellschaft eine viel weiterreichende Wende folgen, eine Wende
nämlich, bei der man sich den drängenden gesellschaftlichen Problemen, für die er sich
auch im hohen Alter ein scharfes Auge bewahrt hatte, wirklich stellte. Wir werden
Fritz Leonhardt wie den anderen Verstorbenen eine dankbare Erinnerung bewahren.
In unserer Geschichte hat sich Christliches nicht selten dem Stoischem leicht und
eng verbunden. Im Blick auf unsere Toten und unseren eigenen Weg erinnere ich uns
an Senecas Worte: „Dies iste, quem tamquam extremum reformidas, aeterni natalis est“
(Jener Tag, vor dem dir graut, als sei er der letzte, ist der Anbruch des ewigen Lebens).
Der Kreis der Akademiemitglieder hat sich aber auch im letzten Jahr wieder erfreu-
lich erweitert.

Die Philosophisch-historische Klasse wählte zu ordentlichen Mitgliedern:
- Herrn Dieter Hagedorn, Professor für Papyrologie an der Universität Heidelberg,
- Herrn Andreas Höfele, Professor für Anglistik an der Universität Heidelberg.
Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse wählte zu ordentlichen Mitgliedern:
- Herrn Hans-Joachim Specht, Professor für Physik an der Universität Heidelberg,
- Herrn Josef Honerkamp, Professor für Physik an der Universität Freiburg,
- Herrn Franz Wegner, Professor für Theoretische Physik an der Universität Heidel-
berg,
- Herrn Rolf Mülhaupt, Professor für Makromolekulare Biologie an der Universität
Freiburg,
- Herrn Matthias Kreck, Professor für Mathematik an der Universität Heidelberg.
Zum korrespondierenden Mitglied wurde in dieser Klasse
 
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