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Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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Wolfgang Raible:

Brigitte Schlieben-Lange
(25.9.1943-14.9.2000)


Nach einem Studium in München, Tübingen und Aix-en-Provence promovierte Bri-
gitte Schlieben-Lange mit 27 Jahren in Tübingen. Mit 31 Jahren wurde sie auf einen
Lehrstuhl für romanische Philologie an der Universität Frankfurt berufen. 1991 kehr-
te sie als Nachfolgerin ihres Doktorvaters und wichtigsten akademischen Lehrers,
Eugenio Coseriu, nach Tübingen zurück. Seit 1995 war sie Mitglied der Heidelberger
Akademie. Kurz vor Vollendung ihres 57. Lebensjahrs starb sie, nach einem Jahr des
Leidens an einer Krankheit, die gemeinhin mit ‘heimtückisch’ umschrieben wird.
Hinter diesen nüchternen Daten verbirgt sich das reiche Leben einer bemerkens-
werten Wissenschaftlerin, zugleich Mutter von vier Kindern und doch nie auf einen
‘Frauenbonus’ angewiesen. Prägend war für sie die strukturalistische Unterweisung
bei Eugenio Coseriu in Tübingen: Der sprachwissenschaftliche Strukturalismus faßte
in Deutschland erst in den sechziger Jahren mit großer Verspätung Fuß, und Coseriu
- damals aus Südamerika nach Europa zurückgekehrt - war einer seiner erfolgreich-
sten Vertreter. Mit ihrer Ausrichtung auf die synchronische Analyse und das Funktio-
nieren von Sprachsystemen war diese Disziplin u.a. eine notwendige Gegenreaktion
gegen eine zuvor dominant historisch ausgerichtete Sprachwissenschaft.
Mit dem Handwerkszeug, das sie in Tübingen erworben hatte, griff Brigitte Schlie-
ben-Lange sofort weiter aus: Man kann Sprache nicht nur als System beschreiben. Als
Mittel sozialer Kommunikation kann sie auch als ‘Sozialinguistik’ betrieben werden.
Als 1973 die Schliebensche Einführung in die Soziolinguistik erschien, war das Inter-
esse, das diese Disziplin der Sprachwissenschaft in Deutschland fand, insbesondere
 
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