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Jahresfeier
heißt, innerhalb unseres Gesamtstaates wie auch im internationalen Kontext, gemein-
sam handeln zu können.
Die darin liegenden Möglichkeiten sind inzwischen vielfältig genutzt und ausgebaut
worden. In einer Reihe von Podiumsdiskussionen unter dem Titel ‘Geisteswissen-
schaft im Dialog’, die regelmäßig in Bonn stattfinden, soll die kulturelle und gesamt-
gesellschaftliche Bedeutung der Geistes- und Kulturwissenschaften bewußt gemacht
werden. An diesen Diskussionen und den sie einleitenden Kurzreferaten waren immer
wieder auch die Mitglieder der Heidelberger Akademie intensiv beteiligt.
Zu nennen sind aber auch die interakademischen Symposien, die jeweils von einer
der sieben Akademien ausgerichtet werden. Das Symposium des vergangenen Jahres
wurde unter dem Titel „Energie und Umwelt“ von unserer Akademie geplant und
durchgeführt. Die Brisanz dieses Themas ist uns allen unmittelbar deutlich. Denn
einerseits ist uns allen bewußt, daß unsere gesamte Lebenswelt und Zivilisation in
immer steigendem Maße der Bereitstellung von Energie bedarf (noch im vorigen Jahr-
hundert wurde weltweit weniger Energie benötigt als heute in der Bundesrepublik!),
und gleichzeitig wissen wir, daß eben davon auch massive globale Gefährdungen der
Umwelt ausgehen. Uber 150 Wissenschaftler aller Fachrichtungen, Politiker und Ver-
treter der Wirtschaft nahmen an dem Symposion unter der Moderation von Jürgen
Wolfrum (Heidelberg) und Sigmar Wittig (Karlsruhe) teil. In den Blick genommen
wurden fossile Energieträger (Erdöl, Erdgas, Kohle) ebenso wie Solarenergie und Bio-
massenutzung sowie die Einsparung fossiler Brennstoffe durch Müllverbrennung und
mit dem ständig wachsenden Verkehr auch einer der großen Produzenten von Schad-
stoffen. Das Ziel war es, die Daten zu beschaffen für eine nüchterne, von Polemik und
Manipulation befreite Diskussion über das zukünftige energiepolitische Vorgehen.
Die langfristige Entwicklung hin zu regenerativen Energieträgern ist deutlich vorge-
zeichnet. Die Frage ist jedoch, mit welcher Geschwindigkeit der Übergang zur sola-
ren Energiewirtschaft geschehen muß, welche Technologien in welcher Reihenfolge zu
bevorzugen sind und wie die vorhandenen, beschränkten finanziellen Ressourcen der
Volkswirtschaften am effizientesten einzusetzen sind. Da mit zunehmender Komple-
xität der Sachzusammenhänge die öffentliche Meinung für bewußte und unbewußte
Manipulation von Lobbyisten anfälliger wird, erhalten derartige interdisziplinäre
Gesamtanalysen eine zentrale Bedeutung. Das Symposium war dazu ein wichtiger
Beitrag. Der im Springer-Verlag erscheinende Berichtsband wird in den nächsten
Wochen ausgeliefert.
Ich erwähne in diesem Zusammenhang unsere Planungen für em weiteres Sympo-
sium, bei dem es um den Einsatz naturwissenschaftlicher Methoden bei der Erfor-
schung des alten Troia gehen soll. An diesem Symposium ist vor allem die Verbindung
und enge Zusammenarbeit zwischen den Forschungsvorhaben der beiden Klassen
unserer Akademie erfreulich.
Die Union ist aber meines Erachtens auch in besonderer Weise gefordert, wo es um
die bei den Akademien mit Recht immer wieder eingeklagte Politikberatung geht, und
dies aus zwei Gründen: Einmal verfügt im allgemeinen keine der Akademien allein in
ihren Reihen über die zu Erörterung und Beratung dringender gesellschaftlicher
Probleme notwendige Kompetenz. Vielmehr kann die nur bei einer Zusammenfassung
der Akademien und unter Zuziehung auch von Nichtmitgliedern gewährleistet wer-
den. Zum andern würde das Ergebnis von der jeweiligen Arbeitsgruppe verantwortet
und - in welcher politischen Konstellation auch immer - nicht einer Akademie als wis-
Jahresfeier
heißt, innerhalb unseres Gesamtstaates wie auch im internationalen Kontext, gemein-
sam handeln zu können.
Die darin liegenden Möglichkeiten sind inzwischen vielfältig genutzt und ausgebaut
worden. In einer Reihe von Podiumsdiskussionen unter dem Titel ‘Geisteswissen-
schaft im Dialog’, die regelmäßig in Bonn stattfinden, soll die kulturelle und gesamt-
gesellschaftliche Bedeutung der Geistes- und Kulturwissenschaften bewußt gemacht
werden. An diesen Diskussionen und den sie einleitenden Kurzreferaten waren immer
wieder auch die Mitglieder der Heidelberger Akademie intensiv beteiligt.
Zu nennen sind aber auch die interakademischen Symposien, die jeweils von einer
der sieben Akademien ausgerichtet werden. Das Symposium des vergangenen Jahres
wurde unter dem Titel „Energie und Umwelt“ von unserer Akademie geplant und
durchgeführt. Die Brisanz dieses Themas ist uns allen unmittelbar deutlich. Denn
einerseits ist uns allen bewußt, daß unsere gesamte Lebenswelt und Zivilisation in
immer steigendem Maße der Bereitstellung von Energie bedarf (noch im vorigen Jahr-
hundert wurde weltweit weniger Energie benötigt als heute in der Bundesrepublik!),
und gleichzeitig wissen wir, daß eben davon auch massive globale Gefährdungen der
Umwelt ausgehen. Uber 150 Wissenschaftler aller Fachrichtungen, Politiker und Ver-
treter der Wirtschaft nahmen an dem Symposion unter der Moderation von Jürgen
Wolfrum (Heidelberg) und Sigmar Wittig (Karlsruhe) teil. In den Blick genommen
wurden fossile Energieträger (Erdöl, Erdgas, Kohle) ebenso wie Solarenergie und Bio-
massenutzung sowie die Einsparung fossiler Brennstoffe durch Müllverbrennung und
mit dem ständig wachsenden Verkehr auch einer der großen Produzenten von Schad-
stoffen. Das Ziel war es, die Daten zu beschaffen für eine nüchterne, von Polemik und
Manipulation befreite Diskussion über das zukünftige energiepolitische Vorgehen.
Die langfristige Entwicklung hin zu regenerativen Energieträgern ist deutlich vorge-
zeichnet. Die Frage ist jedoch, mit welcher Geschwindigkeit der Übergang zur sola-
ren Energiewirtschaft geschehen muß, welche Technologien in welcher Reihenfolge zu
bevorzugen sind und wie die vorhandenen, beschränkten finanziellen Ressourcen der
Volkswirtschaften am effizientesten einzusetzen sind. Da mit zunehmender Komple-
xität der Sachzusammenhänge die öffentliche Meinung für bewußte und unbewußte
Manipulation von Lobbyisten anfälliger wird, erhalten derartige interdisziplinäre
Gesamtanalysen eine zentrale Bedeutung. Das Symposium war dazu ein wichtiger
Beitrag. Der im Springer-Verlag erscheinende Berichtsband wird in den nächsten
Wochen ausgeliefert.
Ich erwähne in diesem Zusammenhang unsere Planungen für em weiteres Sympo-
sium, bei dem es um den Einsatz naturwissenschaftlicher Methoden bei der Erfor-
schung des alten Troia gehen soll. An diesem Symposium ist vor allem die Verbindung
und enge Zusammenarbeit zwischen den Forschungsvorhaben der beiden Klassen
unserer Akademie erfreulich.
Die Union ist aber meines Erachtens auch in besonderer Weise gefordert, wo es um
die bei den Akademien mit Recht immer wieder eingeklagte Politikberatung geht, und
dies aus zwei Gründen: Einmal verfügt im allgemeinen keine der Akademien allein in
ihren Reihen über die zu Erörterung und Beratung dringender gesellschaftlicher
Probleme notwendige Kompetenz. Vielmehr kann die nur bei einer Zusammenfassung
der Akademien und unter Zuziehung auch von Nichtmitgliedern gewährleistet wer-
den. Zum andern würde das Ergebnis von der jeweiligen Arbeitsgruppe verantwortet
und - in welcher politischen Konstellation auch immer - nicht einer Akademie als wis-