74
Sitzungen
Wiener Astrologe auf Vatizinien und die Weissagungs- bzw. Antichristliteratur der
Alten Kirche und des Spätmittelalters, etwa auf Hippolyt von Rom, Birgitta von
Schweden und Pseudo-Ferrer, dessen Schriften in deutscher Übersetzung mehrfach im
16. Jh. erschienen, womit das Interesse an derartigen Geschichtsdeutungen deutlich
wird.
Im Kalenderstreit, der sich zeitgleich entwickelte, in den der Tübinger Theologe
Jakob Heerbrand, der württembergische Hofprediger Lucas Osiander und der Heidel-
berger und spätere Tübinger Mathematiker Michael Maestlin involviert waren, und
der insofern argumentativ Schnittmengen mit der Apokalyptik bot, als man gegen die
als Ewigen Kalender konzipierte Zeitrechnung vorbrachte, der Papst glaube nicht an
den baldigen Untergang der Welt und identifiziere sich mit der aristotelischen Lehre
von einer Weltewigkeit, erwies sich die Frage nach der Positionierung der Festzeiten
und deren korrekte Einfügung in die Naturabläufe parallel zur Zeit des Entstehens der
Feste als eines der zentralen Themen. Der französische Bischof Hugolin Martellus
schrieb hierzu zwei lateinische Traktate und entwickelte eine Art sakramental-kosmi-
sches Ordnungssystem, dem der neue Kalender diene, indem er die Korrespondenz
von Natur und Kalenderdaten wieder herstelle. Strategisch ist zu erkennen, daß beide
Seiten versuchten, sich die jeweiligen Zeichen und Ereignisse interpretativ anzueignen
und sie der eigenen Konfession dienstbar zu machen bzw. sie in ihrer je eigenen Per-
spektive von Gott und Welt zu lesen. Dabei scheint die römisch-katholische Seite
gelassener und weniger dynamisch die Geschichte erfahren zu haben, was auf eine
bezüglich der Zeiterfahrung vom Protestantismus unterschiedliche Denkform hin-
weisen könnte, wie sie sich z. B. in dem 1597 aufgeführten Jesuitendrama in München
Triumphus Divi Michaelis Archangeli Bavaria in München zeigte.
- Der Vortrag ist in den Schriften der Phil-hist. Klasse Nr. 20/2000 erschienen -
2. Zum Klassensekretar für die Amtsperiode 1.10.2000-30.9.2002 wird Peter Graf
Kielmansegg, zu seinem Stellvertreter Herr Wolgast gewählt.
3. /Luwahlen
Der Sekretär gibt einen Überblick über die Arbeit der Zuwahlkommission und die
Zahl der im Jahr 2000 und 2001 freiwerdenden Plätze (3 bzw. 5). Zwei Zuwahlen
werden vorbesprochen.
Zum korr. Mitglied wird Frau Rotraud Wielandt (Bamberg) gewählt.
4. Aus den Kommissionen und Forschungsstellen
Goethe-Wörterbuch
Die Klasse wählt nach dem Ausscheiden von Herrn E.A. Schmidt aus der Interaka-
demischen Kommission für das Goethe-Wörterbuch Herrn Kühlmann zum Hei-
delberger Mitglied dieser Kommission; er übernimmt zugleich den Vorsitz. Der
Sekretär dankt Herrn Schmidt für die von ihm geleistete Arbeit.
Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway
Die Klasse stimmt dem Vorschlag der Kommission Felsbilder und Inschriften am
Karakorum Highway zu, den bisherigen kommissarischen Vorsitzenden Herrn
Wolgast zum Vorsitzenden zu wählen.
Sitzungen
Wiener Astrologe auf Vatizinien und die Weissagungs- bzw. Antichristliteratur der
Alten Kirche und des Spätmittelalters, etwa auf Hippolyt von Rom, Birgitta von
Schweden und Pseudo-Ferrer, dessen Schriften in deutscher Übersetzung mehrfach im
16. Jh. erschienen, womit das Interesse an derartigen Geschichtsdeutungen deutlich
wird.
Im Kalenderstreit, der sich zeitgleich entwickelte, in den der Tübinger Theologe
Jakob Heerbrand, der württembergische Hofprediger Lucas Osiander und der Heidel-
berger und spätere Tübinger Mathematiker Michael Maestlin involviert waren, und
der insofern argumentativ Schnittmengen mit der Apokalyptik bot, als man gegen die
als Ewigen Kalender konzipierte Zeitrechnung vorbrachte, der Papst glaube nicht an
den baldigen Untergang der Welt und identifiziere sich mit der aristotelischen Lehre
von einer Weltewigkeit, erwies sich die Frage nach der Positionierung der Festzeiten
und deren korrekte Einfügung in die Naturabläufe parallel zur Zeit des Entstehens der
Feste als eines der zentralen Themen. Der französische Bischof Hugolin Martellus
schrieb hierzu zwei lateinische Traktate und entwickelte eine Art sakramental-kosmi-
sches Ordnungssystem, dem der neue Kalender diene, indem er die Korrespondenz
von Natur und Kalenderdaten wieder herstelle. Strategisch ist zu erkennen, daß beide
Seiten versuchten, sich die jeweiligen Zeichen und Ereignisse interpretativ anzueignen
und sie der eigenen Konfession dienstbar zu machen bzw. sie in ihrer je eigenen Per-
spektive von Gott und Welt zu lesen. Dabei scheint die römisch-katholische Seite
gelassener und weniger dynamisch die Geschichte erfahren zu haben, was auf eine
bezüglich der Zeiterfahrung vom Protestantismus unterschiedliche Denkform hin-
weisen könnte, wie sie sich z. B. in dem 1597 aufgeführten Jesuitendrama in München
Triumphus Divi Michaelis Archangeli Bavaria in München zeigte.
- Der Vortrag ist in den Schriften der Phil-hist. Klasse Nr. 20/2000 erschienen -
2. Zum Klassensekretar für die Amtsperiode 1.10.2000-30.9.2002 wird Peter Graf
Kielmansegg, zu seinem Stellvertreter Herr Wolgast gewählt.
3. /Luwahlen
Der Sekretär gibt einen Überblick über die Arbeit der Zuwahlkommission und die
Zahl der im Jahr 2000 und 2001 freiwerdenden Plätze (3 bzw. 5). Zwei Zuwahlen
werden vorbesprochen.
Zum korr. Mitglied wird Frau Rotraud Wielandt (Bamberg) gewählt.
4. Aus den Kommissionen und Forschungsstellen
Goethe-Wörterbuch
Die Klasse wählt nach dem Ausscheiden von Herrn E.A. Schmidt aus der Interaka-
demischen Kommission für das Goethe-Wörterbuch Herrn Kühlmann zum Hei-
delberger Mitglied dieser Kommission; er übernimmt zugleich den Vorsitz. Der
Sekretär dankt Herrn Schmidt für die von ihm geleistete Arbeit.
Felsbilder und Inschriften am Karakorum Highway
Die Klasse stimmt dem Vorschlag der Kommission Felsbilder und Inschriften am
Karakorum Highway zu, den bisherigen kommissarischen Vorsitzenden Herrn
Wolgast zum Vorsitzenden zu wählen.