14. Oktober 2000
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Magnifizenz Schaich, Herr Oberbürgermeister Becker, Herr Ministerialdirektor
Fröhlich, Frau Kanzlerin Gräfin vom Hagen aus Heidelberg, lieber Herr Bock, sehr
verehrte, liebe Frau Kollegin Rösing, sehr verehrte Gäste, hebe Akademiemitglieder,
meine sehr verehrten Damen, meine Herren!
Herr Seebaß hat mir soeben die Amtskette des Präsidenten der Heidelberger Akade-
mie der Wissenschaften übergeben. Daß wir dies in einer Gesamtsitzung mit einer
symbolischen Handlung feiern, hat seinen Grund: Aus den Reihen der Akademie-
mitglieder tritt einer hervor und versieht - autorisiert allein durch das Votum der
ordentlichen Akademiemitglieder - das Amt des Präsidenten für einen vorher fest-
gelegten Zeitraum. Danach reicht er in gleicher Weise den Stab bzw. die Amtskette
weiter.
Das Verfahren, aus der Mitte der Korporation den Präsidenten einer Akademie oder
den Rektor einer Universität autonom zu wählen, wird neuerdings von der Politik
häufig aus den verschiedensten Gründen kritisiert - ich glaube zu Unrecht. Denn diese
Art der Wahl bedeutet auch eine große Selbstverpflichtung. Sie ist Schutz gegen leicht-
fertige Fehler und fordert Loyalität. Es nimmt nicht wunder, daß die autonome aka-
demische Selbstverwaltung von Akademien und den traditionellen Universitäten sich
als durchaus gut für die Institution und langfristig wirksam erwiesen hat. Welche Insti-
tution sonst außer der Kirche hat über so viele Jahrhunderte unter eben diesem
Leitungsprinzip die intellektuelle Elite der Nation herangebildet und dabei eine
Lebensfähigkeit bewiesen, die sehr viel langdauernder ist als jede Staatsform oder jeder
Firmenmantel.
Die Heidelberger Akademie hat eine gebrochene Geschichte insoweit, als sie als
Mannheimer Gründung (1763) mit dem Ende der bayerischen Herrschaft in der Kur-
pfalz (1802) mit nach München wanderte und hierzulande eine akademielose Zeit
begann. Es war der Industrielle Heinrich Lanz, in dem sich Weitsicht und Bildung ver-
banden, der den Anstoß zu einer neuen Akademie im Kurpfälzer Raum gab
und auch den Fundus bieten konnte, zu dem er als erfolgreicher und wohlhabender
Industrieller in der Lage war. Die Wiederbegründung der Akademie erfolgte 1909.
Heinrich Lanz verdanken wir viel, vor allem seine Zuwendung zur Wissenschaft und
sein Verständnis für Wissenschaft.
Die Aufgabe und die Leistungsfähigkeit der deutschen Akademien - insgesamt
sieben und die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina - wird in einer vom
Wissenschaftsrat angedachten Evaluation bald auch extern begutachtet werden. Ich
glaube für die Heidelberger Akademie der Wissenschaften sagen zu können, daß wir
diese Evaluation nicht fürchten müssen und nur begrüßen können. Denn dadurch
wird sichtbar werden, daß wir wichtige, anders nicht abgedeckte Aufgaben in der Kul-
tur und im Wissenschaftssystem der Bundesrepublik wahrnehmen. Darüber hinaus
haben die Akademien als Bindeglied zwischen den Wissenschaften und auch den Wis-
senschaftsorganisationen eine wichtige Funktion, die es noch zu intensivieren gilt. Der
Wissenschaftsrat hat gerade festgestellt: „Die föderale Grundstruktur des Wissen-
schaftssystems führt teilweise aber auch zu Koordinationsproblemen und Handlungs-
blockaden.“ Diesen hier formulierten Wunsch oder Auftrag sehe ich auch als eine Auf-
forderung an, transnationale Kontakte über die institutionellen Verbindungen hinaus
zu knüpfen, wobei der Gesamtheit unserer ordentlichen und korrespondierenden Mit-
glieder eine entscheidende Rolle zukommt.
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Magnifizenz Schaich, Herr Oberbürgermeister Becker, Herr Ministerialdirektor
Fröhlich, Frau Kanzlerin Gräfin vom Hagen aus Heidelberg, lieber Herr Bock, sehr
verehrte, liebe Frau Kollegin Rösing, sehr verehrte Gäste, hebe Akademiemitglieder,
meine sehr verehrten Damen, meine Herren!
Herr Seebaß hat mir soeben die Amtskette des Präsidenten der Heidelberger Akade-
mie der Wissenschaften übergeben. Daß wir dies in einer Gesamtsitzung mit einer
symbolischen Handlung feiern, hat seinen Grund: Aus den Reihen der Akademie-
mitglieder tritt einer hervor und versieht - autorisiert allein durch das Votum der
ordentlichen Akademiemitglieder - das Amt des Präsidenten für einen vorher fest-
gelegten Zeitraum. Danach reicht er in gleicher Weise den Stab bzw. die Amtskette
weiter.
Das Verfahren, aus der Mitte der Korporation den Präsidenten einer Akademie oder
den Rektor einer Universität autonom zu wählen, wird neuerdings von der Politik
häufig aus den verschiedensten Gründen kritisiert - ich glaube zu Unrecht. Denn diese
Art der Wahl bedeutet auch eine große Selbstverpflichtung. Sie ist Schutz gegen leicht-
fertige Fehler und fordert Loyalität. Es nimmt nicht wunder, daß die autonome aka-
demische Selbstverwaltung von Akademien und den traditionellen Universitäten sich
als durchaus gut für die Institution und langfristig wirksam erwiesen hat. Welche Insti-
tution sonst außer der Kirche hat über so viele Jahrhunderte unter eben diesem
Leitungsprinzip die intellektuelle Elite der Nation herangebildet und dabei eine
Lebensfähigkeit bewiesen, die sehr viel langdauernder ist als jede Staatsform oder jeder
Firmenmantel.
Die Heidelberger Akademie hat eine gebrochene Geschichte insoweit, als sie als
Mannheimer Gründung (1763) mit dem Ende der bayerischen Herrschaft in der Kur-
pfalz (1802) mit nach München wanderte und hierzulande eine akademielose Zeit
begann. Es war der Industrielle Heinrich Lanz, in dem sich Weitsicht und Bildung ver-
banden, der den Anstoß zu einer neuen Akademie im Kurpfälzer Raum gab
und auch den Fundus bieten konnte, zu dem er als erfolgreicher und wohlhabender
Industrieller in der Lage war. Die Wiederbegründung der Akademie erfolgte 1909.
Heinrich Lanz verdanken wir viel, vor allem seine Zuwendung zur Wissenschaft und
sein Verständnis für Wissenschaft.
Die Aufgabe und die Leistungsfähigkeit der deutschen Akademien - insgesamt
sieben und die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina - wird in einer vom
Wissenschaftsrat angedachten Evaluation bald auch extern begutachtet werden. Ich
glaube für die Heidelberger Akademie der Wissenschaften sagen zu können, daß wir
diese Evaluation nicht fürchten müssen und nur begrüßen können. Denn dadurch
wird sichtbar werden, daß wir wichtige, anders nicht abgedeckte Aufgaben in der Kul-
tur und im Wissenschaftssystem der Bundesrepublik wahrnehmen. Darüber hinaus
haben die Akademien als Bindeglied zwischen den Wissenschaften und auch den Wis-
senschaftsorganisationen eine wichtige Funktion, die es noch zu intensivieren gilt. Der
Wissenschaftsrat hat gerade festgestellt: „Die föderale Grundstruktur des Wissen-
schaftssystems führt teilweise aber auch zu Koordinationsproblemen und Handlungs-
blockaden.“ Diesen hier formulierten Wunsch oder Auftrag sehe ich auch als eine Auf-
forderung an, transnationale Kontakte über die institutionellen Verbindungen hinaus
zu knüpfen, wobei der Gesamtheit unserer ordentlichen und korrespondierenden Mit-
glieder eine entscheidende Rolle zukommt.