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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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Sitzungen

Resultate der 5 Haupt-Experimente der letzten Jahre fair zusammengetragen und vor-
gestellt wurden, entsprechend gewürdigt und damit Schlagzeilen und Wissenschafts-
seiten der internationalen Presse gefüllt. Zur Konsolidierung und Quantifizierung
bleibt dennoch enorm viel zu tun, und neue Beschleuniger mit viel höheren Teilchen-
energien werden dazu zur Verfügung stehen (RHIC in USA und LHC in Genf).
Wachsende Erfahrung in der Führung experimenteller Arbeitsgruppen, Mitwirkung
in nationalen und internationalen Beratungsgremien (oft auch in der Rolle des Vorsit-
zenden) und andere Umstände brachten auch den Beigeschmack von Wissenschafts-
Management. Im Jahre 1992 erwischte es mich dann voll: ich akzeptierte, wenn auch
etwas zögerlich, die Position des Chefs der GSI (so wie einige Zeit zuvor unser ver-
ehrter Herr Präsident). Es wurden dann sieben Jahre daraus, bis Herbst 1999, in denen
ich geographisch zwischen Heidelberg und Darmstadt und inhaltlich zwischen Mana-
gement, Physik in Darmstadt und persönlicher Physik in Heidelberg/Genf hin- und
herpendelte (letzteres natürlich nur außerhalb der regulären, ohnehin schon randvol-
len Arbeitszeit). Im Nachhinein, auch in meiner offiziellen Abschiedsrede, habe ich
diese sieben Jahre als einen permanenten Seiltanz zwischen Lust und Frust bezeichnet.
Zum Bereich der Lust zählte natürlich alle Wissenschaft, und hier nicht nur die
Grundlagenforschung als Kernaufgabe der GSI, in der es eine Fülle von schönen
Erfolgen gab (mehrfach gekrönt von Ministerbesuchen aus Bonn). Fast noch mehr
interessierten mich einige angewandte Aspekte, in denen gewisse Voraussetzungen bei
GSI wirklich Einzigartigkeit im weltweiten Maßstab versprachen und die daher höch-
ste Priorität genossen (leider nicht immer unter dem Beifall der Grundlagen-Puristen).
Hier ist vor allem die Strahlentherapie mit beschleunigten Kohlenstoff-Ionen zu nen-
nen, mit der bestimmte wohl-lokalisierte Tumorarten, vor allem im Bereich des
Gehirns, die weder operabel noch herkömmlicher Strahlentherapie zugänglich sind,
erstmalig einer erfolgreichen Therapie mit langjährigen Überlebenschancen zugeführt
werden können. High-Tech-Raffinessen wie 3-dimensionaler Rasterscan, der eine
Bestrahlungsgenauigkeit von mm erlaubt und damit auch Risikoorgane wie Sehnerven
oder Hirnstamm in unmittelbarer Nachbarschaft völlig verschont, sowie on-line
Positronen-Emissions-Tomographie wurden und werden in einem Pilotprojekt in
Darmstadt erprobt, in dem bis heute nahezu 100 Patienten erfolgreich behandelt wor-
den sind - ein Musterbeispiel interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen der GSI,
der Radiologischen Klinik der Universität Heidelberg und dem Deutschen Krebsfor-
schungszentrum in Heidelberg. Der nächste Schritt auf diesem Gebiet ist nach
Beschluß- und Vorplanungslage wahrscheinlich, wenn auch noch nicht endgültig
sichergestellt: Aufbau einer dedizierten Schwerionen-Bestrahlungsanlage im Klinikum
der Universität Heidelberg, mit der pro Jahr bis zu 1.000 Patienten von diesem neuen
Verfahren profitieren könnten.
Zum Bereich des Frusts wäre ebenfalls viel zu sagen: wie die Untergebenen der glei-
chen Minister, die uns vor laufender Kamera auf die Schulter klopften, von Jahr zu
Jahr die Zahl der Personalstellen reduzierten und damit jede Personalplanung unmög-
lich machten (in einer wissenschaftlichen Einrichtung von 700 Mitarbeitern und mehr
als 1.000 externen Nutzern habe ich im Bereich der Forschung in sieben Jahren nur
1 (!) Dauerstelle besetzen können) -, wie die Diskussion von Prioritäten innerhalb der
Helmholtz-Gemeinschaft der Großforschungseinrichtungen aufgrund kleinlicher
Eifersüchteleien eigentlich nie konvergierte (von der Problematik des permanenten
Interessenkonflikts zwischen den alternden Großen und den jüngeren Kleinen ganz
 
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