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Nachrufe
ge zusammen mit Leonhardt entscheidend u. a. bei der Gestaltung des Düsseldorfer
Brücken-Ensembles mitgewirkt.
Bereits mit 30 Jahren war Leonhardt als Bauleiter bei der Hängebrücke Köln-
Rodenkirchen tätig, als Todt für die anstehenden Ingenieuraufgaben in München emp-
fahl. Er gründete dort 1939 sein erstes Ingenieurbüro zur Betreuung dieser Aufgaben.
Dort erfolgte u.a. später die Planung des neuen Hauptbahnhofes zusammen mit Paul
Bonatz 1941, sowie Planungsarbeiten für die neue Halle der Bavaria Filmkunst in Gei-
selgasteig und den neuen Ostbahnhof in München.
Als Offizier der Organisation Todt (OT) in Estland begann er sich dann erstmals
1943 mit den Veröffentlichungen von Eugen Freyssinet zum neuentwickelten Spann-
beton auseinanderzusetzen, den er noch während des Krieges in Paris besuchte.
Nach dem Krieg begann er dann bereits 1947, seine wohl erste Spannbetonbrücke,
die Elzbrücke Bleibach im südlichen Schwarzwald, mit den Seilen der im Krieg zer-
störten Brücke Rodenkirchen zu planen. Dieser folgten sehr bald eine ganze Reihe
dieser neuen Spannbetonbrücken mit zunehmend größeren Stützweiten.
Zusammen mit seinem Partner Baur entwickelte er für diesen Brückentyp das soge-
nannte Taktschiebverfahren, erstmals von ihm in Venezuela eingesetzt, eine völlig neue
Bauweise, die heute weltweit angewandt wird. Sie kam im deutschen Sprachraum zum
erstenmal bei der Innbrücke Kufstein 1951 zum Einsatz.
Seine Rheinbrücken bei Düsseldorf, zusammen mit Tamms entwickelt, die Theo-
dor-Heuß-Brücke, die Kniebrücke, die Oberkasseler Rheinbrücke sowie eine ganze
Reihe von Stahlbrücken, die sein Büro unter seiner Leitung in der ganzen Welt ausge-
führt hat, kennzeichnen sein Weg als Stahlbrückenbauer. Im Jahre 1970 erhielt er einen
der ersten 6 Preise bei einem Wettbewerb für die Messinabrücke von Italien nach Sizi-
lien mit einer größten Stützweite von 1300 m.
Die allseits bekannten, inzwischen weltweit errichteten Fernsehtürme gehen in
ihrer derzeitig prinzipiellen Ausgestaltung wohl auf seinen ersten Turm in Stuttgart
zurück, den er damals mit großem Einsatz bei der Deutschen Post gegen eine reine
Zweckstruktur aus Stahl durchsetzte. Er hat in klarer Erkenntnis der Vorteile des sehr
viel steiferen Betonturms mit geringer Verformung und günstigeren Schwingungs-
eigenschaften, diesen mit nutzbaren städtebaulichen Aspekten in idealer Weise zu ver-
binden gewusst.
Auch der Bau des Seilnetzdaches für die Olympiade in München, entworfen von
Frei Otto und und praktisch umgesetzt von seinem bedeutendsten Schüler und dama-
ligen Partner Jörg Schlaich, ist weitgehend seinem Einsatz zu verdanken.
Nicht vergessen werden darf seine Tätigkeit als Hochschullehrer von 1958-1974 an
der TH. Stuttgart, wo er von 1967-69 auch das Amt des Rektors inne hatte. Als Aus-
druck seines Engagements mag seine Veröffentlichung „Plädoyers für die Jugend“, die
in dieser Zeit entstanden ist, gelten. Sem 6-bändiges Vorlesungsskriptum, zusammen
mit Mönnig verfasst, ist in 8 Sprachen übersetzt worden. Sein wissenschaftlich-techni-
sches Lebenswerk charakterisieren über 350 Veröffentlichungen, 38 Dissertationen
und mehre Fachbücher, erschienen in einer Reihe von Sprachen. Sem bekanntestes
Werk „Spannbeton für die Praxis“, das in mehreren Auflagen erschienen ist, wurde
jüngst zu seinem Gedenken erneut aufgelegt.
Mit seiner Tätigkeit in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gremien
hat er insbesondere in den Nachkriegs jähren entscheidend wieder zum Ansehen deut-
scher Ingenieure im Ausland beigetragen. Kommissionen wie die zur Rettung des
Nachrufe
ge zusammen mit Leonhardt entscheidend u. a. bei der Gestaltung des Düsseldorfer
Brücken-Ensembles mitgewirkt.
Bereits mit 30 Jahren war Leonhardt als Bauleiter bei der Hängebrücke Köln-
Rodenkirchen tätig, als Todt für die anstehenden Ingenieuraufgaben in München emp-
fahl. Er gründete dort 1939 sein erstes Ingenieurbüro zur Betreuung dieser Aufgaben.
Dort erfolgte u.a. später die Planung des neuen Hauptbahnhofes zusammen mit Paul
Bonatz 1941, sowie Planungsarbeiten für die neue Halle der Bavaria Filmkunst in Gei-
selgasteig und den neuen Ostbahnhof in München.
Als Offizier der Organisation Todt (OT) in Estland begann er sich dann erstmals
1943 mit den Veröffentlichungen von Eugen Freyssinet zum neuentwickelten Spann-
beton auseinanderzusetzen, den er noch während des Krieges in Paris besuchte.
Nach dem Krieg begann er dann bereits 1947, seine wohl erste Spannbetonbrücke,
die Elzbrücke Bleibach im südlichen Schwarzwald, mit den Seilen der im Krieg zer-
störten Brücke Rodenkirchen zu planen. Dieser folgten sehr bald eine ganze Reihe
dieser neuen Spannbetonbrücken mit zunehmend größeren Stützweiten.
Zusammen mit seinem Partner Baur entwickelte er für diesen Brückentyp das soge-
nannte Taktschiebverfahren, erstmals von ihm in Venezuela eingesetzt, eine völlig neue
Bauweise, die heute weltweit angewandt wird. Sie kam im deutschen Sprachraum zum
erstenmal bei der Innbrücke Kufstein 1951 zum Einsatz.
Seine Rheinbrücken bei Düsseldorf, zusammen mit Tamms entwickelt, die Theo-
dor-Heuß-Brücke, die Kniebrücke, die Oberkasseler Rheinbrücke sowie eine ganze
Reihe von Stahlbrücken, die sein Büro unter seiner Leitung in der ganzen Welt ausge-
führt hat, kennzeichnen sein Weg als Stahlbrückenbauer. Im Jahre 1970 erhielt er einen
der ersten 6 Preise bei einem Wettbewerb für die Messinabrücke von Italien nach Sizi-
lien mit einer größten Stützweite von 1300 m.
Die allseits bekannten, inzwischen weltweit errichteten Fernsehtürme gehen in
ihrer derzeitig prinzipiellen Ausgestaltung wohl auf seinen ersten Turm in Stuttgart
zurück, den er damals mit großem Einsatz bei der Deutschen Post gegen eine reine
Zweckstruktur aus Stahl durchsetzte. Er hat in klarer Erkenntnis der Vorteile des sehr
viel steiferen Betonturms mit geringer Verformung und günstigeren Schwingungs-
eigenschaften, diesen mit nutzbaren städtebaulichen Aspekten in idealer Weise zu ver-
binden gewusst.
Auch der Bau des Seilnetzdaches für die Olympiade in München, entworfen von
Frei Otto und und praktisch umgesetzt von seinem bedeutendsten Schüler und dama-
ligen Partner Jörg Schlaich, ist weitgehend seinem Einsatz zu verdanken.
Nicht vergessen werden darf seine Tätigkeit als Hochschullehrer von 1958-1974 an
der TH. Stuttgart, wo er von 1967-69 auch das Amt des Rektors inne hatte. Als Aus-
druck seines Engagements mag seine Veröffentlichung „Plädoyers für die Jugend“, die
in dieser Zeit entstanden ist, gelten. Sem 6-bändiges Vorlesungsskriptum, zusammen
mit Mönnig verfasst, ist in 8 Sprachen übersetzt worden. Sein wissenschaftlich-techni-
sches Lebenswerk charakterisieren über 350 Veröffentlichungen, 38 Dissertationen
und mehre Fachbücher, erschienen in einer Reihe von Sprachen. Sem bekanntestes
Werk „Spannbeton für die Praxis“, das in mehreren Auflagen erschienen ist, wurde
jüngst zu seinem Gedenken erneut aufgelegt.
Mit seiner Tätigkeit in nationalen und internationalen wissenschaftlichen Gremien
hat er insbesondere in den Nachkriegs jähren entscheidend wieder zum Ansehen deut-
scher Ingenieure im Ausland beigetragen. Kommissionen wie die zur Rettung des