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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

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senschaft im allgemeinen sowie seiner empfundenen Verpflichtung gegenüber den
Menschen in den Ländern des sich öffnenden Ostblocks und der dritten Welt profi-
tiert. Stiftungen, so Merkle auf dem Stuttgarter Stiftungstag 1999, „können das Warten
auf den Staat vermeiden helfen, haben das Recht zum Wagnis, (und) greifen Aufgaben
auf, bei denen ein Multiplikatoreffekt... erwartet werden kann“.
Sein Engagement für staatspolitische Zwecke und die demokratischen Parteien der
Bundesrepublik Deutschland, welches ihm äußerst wichtig war, brachte ihm eine bis
heute unverständliche Anklage in der sogenannten Parteispendenaffäre ein, die er
nicht durch Strafbefehl beilegte, sondern in 27 Verhandlungstagen widerlegte, so daß
er mit einer Verwarnung als „moralischer Sieger“ aus dem Verfahren hervorging.
Zurück blieb bei ihm aber eine beträchtliche Reserviertheit gegenüber den politischen
Akteuren der Bundesrepublik.
Merkles Rat war hochgeschätzt. Er war Mitglied und kurzzeitig auch Vorsitzender
des Aufsichtsrat der Deutschen Bank, gehörte den Aufsichtsgremien der Daimler
Benz AG, der Volkswagen AG, der BASF und der Allianz Versicherungs AG an. Dar-
über hinaus beriet er zahlreiche Unternehmen, Gesellschaften und Stiftungen. Hier ist
vor allem seine jahrzehntelange Tätigkeit als Vorsitzender der Stiftung Wissenschaft
und Politik zu erwähnen, wo er deren Unabhängigkeit gegenüber der Regierung und
den Parteien mit Nachdruck verteidigte. Besonders hervorzuheben ist auch Merkles
Erfolg in der Heranbildung des Nachwuchses von Führungskräften in der deutschen
Industrie, die heute in der Leitungsebene vieler Firmen zu finden sind. Hierin lag
natürlich auch ein Teil seines großen Einflusses in der deutschen Wirtschaft.
Über die Qualität akademischer Ausbildung und wissenschaftlicher Tätigkeit hat
Hans Merkle sich stets Gedanken gemacht und diese auch oft öffentlich vorgetragen.
Er war ein Advokat für eine freie und breite Grundlagenforschung auf höchstem Lei-
stungsniveau. Hierfür müssen ihm alle Wissenschaftler, besonders auch die in Heidel-
berg, sehr dankbar sein. Seine großzügige Unterstützung der Universität Heidelberg
dankte ihm diese im Jahre 1986 mit der Verleihung der Würde eines Ehrensenators.
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften wählte Hans L. Merkle am 22. Mai
1976 zum Ehrenmitglied „in Anerkennung seiner ganz besonderen Verdienste... zur
Förderung der wissenschaftlichen Forschung in Deutschland“.
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften gedenkt ihres verstorbenen Ehren-
mitglieds Hans Merkle in großer Verehrung und Dankbarkeit.
 
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