Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2000 — 2001

Citation link: 
https://digi.hadw-bw.de/view/jbhadw2000/0141
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
152

Tätigkeitsberichte

In den nächsten Jahren soll versucht werden, die Ergebnisse zu verdichten, zu veri-
fizieren und zu verbessern. An aktiven Vorkommen in der Eifel (Nohner-Wasserfall)
sollen dann geochemische Transferfunktionen für die Prozesse der Kalkfällung in
Abhängigkeit von Temperatur, Niederschlag und Vegetation abgeleitet werden.
ESR-Datierung von Equidenzähnen (D. Hoffmann, DFG-Ma 821/15-2)
Ziel dieses Projekts ist es, das ESR-Verfahren zu verfeinern und an Zahnschmelzpro-
ben von Großsäugetieren aus Teilprojekten des SFB 275 (Univ. Tübingen) Alter zu
bestimmen. Als zusätzliche Stütze werden an allen Proben Th- und U-Messungen
(TIMS) durchgeführt. Die lokale Uranverteilung wird darüberhinaus in Zusammen-
arbeit mit der Arbeitsstelle Archäometrie mittels Spaltspurenanalyse bestimmt.
Archäologisch interessante Proben, wie z. B. ein Zahn aus Salzgitter-Lebenstedt,
wurden anhand der bislang vorliegenden Ergebnisse zeitlich eingeordnet. Der Zahn-
schmelz aus Salzgitter-Lebenstedt hat ein Th/U-Mindestalter von 115 ±13 ka, dies
stützt die bislang vorläufige Abschätzung aus den noch nicht abgeschlossenen ESR-
Messungen von 100-130 ka. Das Th/U-Alter vom Zement des entsprechenden Zahns
(102,3 ± 1,9 ka) ist kleiner als das von Zahnschmelz und deutet auf nachträgliche Uran-
aufnahme hin. Somit handelt es sich bei beiden Th/U-Werten um Mindestalter. Der
Fundstelle Salzgitter-Lebenstedt wird bisher ein Alter von ca 60 ka zugeschrieben
(Preul, 1991), welches auf 14C-Analysen von Torfeinschlüssen basiert. Unsere Th/U-
Datierungen widersprechen dieser Alterseinordnung und stützen vielmehr die Inter-
pretation von Bosinski, der die Funde in eine Kaltphase, entweder in die Rißeiszeit
oder in einen frühen Abschnitt der Würmeiszeit, einordnet (Bosinski, 1967). Um die
Einordnung zu überprüfen, sind zusätzliche ESR- und Th/U-Untersuchungen an wei-
teren Equidenzähnen aus dieser Fundstelle vorgesehen.
Umfangreiche Untersuchungen zum ESR-Signalverhalten nach künstlicher
Bestrahlung ergaben, dass sich die Signalhöhe in den ersten Tagen nach Bestrahlung
noch verändert. Deshalb darf die ESR-Messung frühestens drei Tage nach der Bestrah-
lung durchgeführt werden. Von 18 verschiedenen Zahnschmelzproben werden mit
dem Single-Aliquot Verfahren (ein einzelner Aliquot, der sukzessiv bestrahlt und
danach jeweils gemessen wird) nach dem neuen, zeitaufwendigen Messprotokoll die
ESR-Signalwachstumskurven gemessen, um daraus die von den Proben absorbierte
Dosis bestimmen zu können. Von drei Zahnproben aus französischen Fundstellen
(Gramat und Bramefond) konnten große Mengen Zahnschmelz isoliert werden und
daran die Multi-Aliquot-Methode (Aufteilen der Probe in ca 20 Aliquots, die jeweils
mit einer bestimmten Dosis bestrahlt werden) angewandt werden. Die Messungen
bestätigen, daß die Signalwachstumskurve mit einer einfachen exponentiellen Sätti-
gungsfunktion beschrieben werden kann. Die drei unterschiedlichen Zahnschmelz-
proben zeigen nahezu das gleiche Sättigungsverhalten.
Die Verteilung der Spaltspuren eines ca 20 ka alten Zahns verdeutlichen, dass Uran
nachträglich in Zement und Dentin auf genommen wurde, während der Schmelz kaum
betroffen ist. Mittels der Spaltspurendichte in den einzelnen Zahnbereichen wurden
die entsprechenden Urangehalte bestimmt. Diese Urangehalte stimmen sehr gut mit
den mittels Thermionen-Massenspektrometrie (TIMS) bestimmten überein.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften